Die Donau-Universität Krems führte im Schuljahr 2007/2008 im Auftrag des bm:ukk ein Pilotprojekt zur Evaluierung des Einsatzes von Computerspielen im Unterricht durch. An insgesamt sieben Schulstandorten (mittlere und höhere Schulen) wurden kommerzielle Spiele wie "Die Sims" - eines der weltweit erfolgreichsten Simulationsspiele - in den regulären Lehrplan aufgenommen und getestet. Ziel des noch laufenden Projekts ist, das pädagogische Potenzial von neuen Medien wie Computerspielen zu erforschen. Insbesondere wird untersucht, ob Computerspiele dazu geeignet sind, einen pädagogisch wertvollen Beitrag zur Förderung kreativen Denkens im Unterricht zu leisten. Nach einer eingehenden Evaluierung liegen nun erste Ergebnisse vor, die diese These weitgehend bestätigen. Der offizielle Endbericht des Pilotprojekts wird für Mitte November erwartet.
Didaktische Kompetenzen maßgeblich
Als auffälligstes Resultat zeigte sich, dass Computerspiele im Gegensatz zur herkömmlichen Meinung grundsätzlich die soziale Interaktion während des Lernprozesses fördern und damit einen positiven Effekt auf die Nachhaltigkeit des Unterrichts haben. Voraussetzung, dass dieser Effekt eintreten kann, ist jedoch eine hohe mediendidaktische Kompetenz des Lehrers oder der Lehrerin im Umgang mit Computerspielen. Diese Erkenntnis bildete auch die Grundlage für die Entwicklung eines Lehrgangs in MedienSpielPädagogik, der im Dezember dieses Jahres an der Donau-Universität Krems starten wird. Das berufsbegleitende Masterprogramm vermittelt pädagogische Kompetenzen speziell für den Einsatz von interaktiven und spielerischen Medien im Unterricht. "Im Vordergrund muss der sinnvolle Einsatz von neuen Medien im Unterricht stehen und dazu braucht es entsprechende geschulte Begleitung", betont Computerspielforscher Univ.-Prof. Dr. Michael Wagner von der Donau-Universität Krems. Dem hohen Potenzial dieses Mediums steht also die Notwendigkeit nach einer hohen Einsatzbereitschaft des Lehrers oder der Lehrerin in der methodischen Planung des Unterrichts gegenüber.
Computerspiele gewinnen an pädagogischer Bedeutung
Dass Computerspiele im pädagogischen Umfeld an Bedeutung gewinnen ist eine Tatsache und wird durch die seit einigen Jahren stark ansteigende wissenschaftliche Aufmerksamkeit für das Thema unterstrichen. Dabei zeigt etwa das Beispiel der "Game City" im Wiener Rathaus, dass Österreich hier eine zunehmend wichtige Rolle im europäischen Umfeld einnimmt. Die von der Stadt Wien initiierte Veranstaltung hat es sich zur Aufgabe gemacht, dem Computerspiel-Boom sowohl mit Information als auch mit Interaktion zu begegnen. 2007 nahmen rund 25.000 BesucherInnen das Angebot wahr. Die "Game City" und die ihr angeschlossenen internationale Fachkonferenz "Future and Reality of Gaming" findet von 17. bis 19. Oktober 2008 statt. Die Fachtagung wird in Kooperation der Universität Wien, der Donau-Universität Krems, des Bundesministeriums für Gesundheit, Familie und Jugend und der Bundesstelle für Positivprädikatisierung von Computer- und Konsolenspielen durchgeführt. www.bupp.at/frog .
Nicht alle Jugendlichen spielen
Wie das Pilotprojekt zeigt kann auch mit dem Mythos aufgeräumt werden, dass alle Jugendlichen mit Computerspielen vertraut sind. Von den 115 an der Studie beteiligten Schülerinnen und Schüler gaben 23 Prozent an, dass sie Computerspielen in ihrer Freizeit für nicht wichtig erachten. In dieser Gruppe zeigte sich auch ein deutlich geringerer pädagogischer Nutzen des Mediums. "Das Computerspiel sollte daher immer nur als ein Teil in einem vielfältigen, didaktischen Medienmix verwendet werden", betont der Experte.
Nähere Informationen zum Lehrgang unter www.donau-uni.ac.at/... .