Frage 1: Herr Schoch, die Wirtschaftskrise hat Deutschland im Griff und keiner weiß, wie sich diese schwerste Krise der Nachkriegszeit entwickeln wird. Schlechte Zeiten für einen Wirtschaftsförderer in einer Region wie Heilbronn-Franken?
Steffen Schoch: Es gibt keine schlechten Zeiten für die Wirtschaftsregion Heilbronn-Franken, nur große Herausforderungen. Dabei sehe ich unsere Region trotz der weltweiten Krise nicht schlecht aufgestellt. Wir haben überdurchschnittlich viele Weltmarktführer in Heilbronn-Franken und viele weitere hervorragende meist familiengeführte Unternehmen mit vielfältigen Ideen und Innovationen. Das bewährt sich auch in diesen Zeiten. Natürlich wird es auch in Heilbronn-Franken steigende Arbeitslosenzahlen und einige Insolvenzen geben aber ich bin sicher, dass wir am Ende die Krise meistern und unsere dynamische Entwicklung fortsetzen.
Frage 2: Fachkräftemangel, Bildung und Weiterbildung, sowie Energie und Infrastruktur waren vor Beginn der Wirtschafts- und Finanzkrise die wichtigsten Themen. Haben sich jetzt angesichts der konjunkturellen Schwäche die Parameter gründlich verschoben?
Steffen Schoch: Die Themen vor der Krise werden auch die wichtigsten Themen nach der Krise sein. Deshalb hat die WHF ihre Netzwerke mit Hochschulen nicht nur in Deutschland sondern auch in Österreich und der Schweiz konsequent ausgebaut, um Hochschulabsolventen für die Region zu begeistern. Auch mit den Partnerregionen in Europa bleiben wir in enger Verbindung, um für unsere Firmen Chancen zur Expansion auszuloten. Schließlich gibt es ja auch schon erste Anzeichen für eine Konjunkturerholung.
Frage 3: Sie sind seit knapp zehn Jahren Geschäftsführer der Wirtschaftsregion Heilbronn-Franken einer Wirtschaftsregion unter vielen in Baden-Württemberg und in Deutschland. Wie kann man eine Region in dieser Konkurrenzsituation von anderen abheben?
Steffen Schoch: Unser erfolgreiches Marketingkonzept setzt stark auf Events, Erlebnis und Authentizität. Wir haben deshalb immer versucht, überregional und international präsent zu sein. Sehr erfolgreiche Aktionen, die der Region viel Aufmerksamkeit brachten, waren die Ausrichtung der Stallwächterpartys in den Jahren 2001 und 2008 in Berlin und die Regionalpräsentationen in Brüssel in den Jahren 2000 und 2005. In Berlin haben wir im vergangenen Jahr das Umfeld auch zu einer Medien- und Anzeigenkampagne genutzt, indem wir beispielsweise viel Aufmerksamkeit durch die Werbung für die „Heimat der Weltmarktführer“ auf einer Fluggastbrücke am Flughafen-Tegel und durch weitere Aktionen in der Hauptstadt erzielen konnten. Daneben gelang es, dass auch bundesweite Medien wie das ZDF, ausführlich über Heilbronn-Franken berichteten. Und vor wenigen Tagen erschien in der „Süddeutschen Zeitung“ ein großer Hintergrundbericht über die Weltmarktführer in Hohenlohe.
Sehr wichtig ist auch unsere permanente internationale Präsenz, beispielsweise in unseren zahlreichen Partnerregionen in Europa. In Deutschland betreibt die WHF ein breites Hochschulmarketing, um Fachkräfte für unsere Region zu begeistern. So hat sich beispielsweise das WHF-Portal regiojobs24.de europaweit zur bedeutendsten Jobbörse einer regionalen Standortmarketinggesellschaft entwickelt. Das sind Pfunde, mit denen wir weiter wuchern können
Frage 4: Wo liegen Ihre Schwerpunkte für die Zukunft in diesen unsicheren Zeiten?
Steffen Schoch: Wir werden weiterhin, gemeinsam mit den lokalen Wirtschaftsförderern in der Stadt Heilbronn und den vier Landkreisen, Heilbronn-Franken als eine geschlossene wunderbare Region konsequent nach innen und außen kommunizieren. Jüngstes Beispiel dafür ist das Weltmarktführertreffen mit rund 50 namhaften Unternehmen in der Jagstmühle in Mulfingen-Heimhausen, bei dem intensiv über die aktuelle Lage diskutiert wurde. Darüber hinaus wird die WHF regionale Unternehmen bei der Suche nach passenden Fachkräften unterstützen und sie auf ihrem Weg in die Internationalisierung begleiten. Und wir wollen uns als eine starke Einheit in die Europäische Metropolregion Stuttgart einbringen. Unser Ziel muss es aber auch sein, die Region Heilbronn-Franken als Region der Weltmarktführer national und international noch stärker ins Bewusstsein zu rücken.