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Wie raus aus der Krise?

P.T. befragte zur gegenwärtigen Situation und zum Ausblick auf 2012 jemanden, dessen Erfahrung und Kompetenz außer Zweifel steht: Dr. Martin Sonnenschein, Managing Director von A.T. Kearney Central Europe.

(PresseBox) (Leipzig, )
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P.T.: Obwohl wir seit langem nur noch über Krisen reden, geht es zwar keinem wirklich schlechter, aber alle jammern mehr als je zuvor. Wie erklären Sie sich das?

M. Sonnenschein: Eins ist sicher: die Zukunft bleibt unsicher. Die Wirtschaft hat generell ihre Hausaufgaben gemacht, sprich: die Wettbewerbsfähigkeit in vielerlei Hinsicht gesteigert und auch ihre Unternehmen krisensicher und krisenfester gemacht. Man kann aber insgesamt von einer Dauerkrise sprechen. Die steigende Unsicherheit in den letzten Monaten ist natürlich auch für Unternehmer anstrengend , die gerne ihre Zukunft selbst in der Hand haben. Das ist bei diesen Rahmenbedingungen nicht immer ganz einfach. Von daher kommt vielleicht das Klagen.

P.T.: Erstaunlicherweise wird bei den Diskussionen über die Krise ein Fakt negiert: Die US-Banken haben doch nur deshalb Subprime-Hypothekenkredite an Arme vergeben, weil die Politik unter Bill Clinton das per Gesetz befahl. Wertloses Papiergeld und übersicherte Scheinwerte haben doch die Blase damals verursacht?

M. Sonnenschein: Ich bin kein Makroökonom oder jemand, der sich mit der amerikanischen Politik im Detail auskennt, sondern Unternehmensberater. Für mich stellt sich das so dar, dass ich in diesem Zusammenhang kaufmännische Tugenden relevant finde. Das heißt, unabhängig von dem, was politischer Wille in diesem Zusammenhang sein mag.

Man sollte nicht über seine Verhältnisse leben, nur dann Geld ausgeben, wenn man es hat. Investiert wird dort, wo man etwas von der Sache versteht und trägt dann auch die Verantwortung dafür und sucht nicht im Falle des Scheiterns nach Schuldigen. Das gilt für Unternehmen wie auch für den privaten Haushalt. Unabhängig von dem was da politischer Wille ist, ist jeder Einzelne sein eigener Herr. Es gibt den einen oder anderen unter uns, der vielleicht ein bisschen mehr spart, oder weniger spart und mehr ausgibt und risikoreicher unterwegs ist. Ich glaube in diese Richtung müsste Diskussion geführt werden.

P.T.: Gorbatschow lobte die Bundesrepublik schon in den 80er Jahren als Modell für den entwickelten Sozialismus. 30 Jahre später ermahnt das kommunistische China den Westen, nicht mehr auszugeben, als eingenommen wird. Gleichzeitig glauben die Linken, im Westen wäre der entfesselte Kapitalismus ausgebrochen. Ist das nicht völlig paradox?

M. Sonnenschein: Interessante Fragestellung. Die soziale Marktwirtschaft ist das, was in Deutschland nach dem Krieg entstanden ist und Deutschland zu dem gemacht hat, was wir heute sind. Unsere ausgeprägte Sozialpartnerschaft ist das, was uns trägt. Das hat auch die Bewältigung der Krise nach der Lehman-Pleite so eindrucksvoll gezeigt, wo man über Kurzarbeit-Programme gemeinsam abgestimmt hat und wirklich sehr verantwortungsvoll mit der Situation umgegangen ist, um dann auch, als die Zeiten wieder besser wurden, ganz schnell wieder die Leute in volle Beschäftigungsverhältnisse zu überführen, damit sie auch am Wachstum partizipieren.

Die Übertreibungen hat es immer schon in der Geschichte gegeben. Aber die soziale Marktwirtschaft ist das was uns prägt. Von diesem Beispiel können andere Länder wirklich etwas lernen.

P.T.: Was haben deutsche Mittelständler Unternehmern in anderen Ländern voraus, die mit der Krise nicht so gut klar kamen?

M. Sonnenschein: Die Leidenschaft für ihre Produkte und Dienstleistungen, den unstillbaren Drang nach Perfektion und Kundennutzen im Detail und das auf Basis einer guten, breit ausgebildeten Mitarbeiterschaft.

P.T.: Offenbar vertraut die Politik „ihrem“ Mittelstand nicht ausreichend. Sie nimmt millionenschwere Umsatzsteuerkarusselle in Kauf, um „Ameisenkriminalität“ bei vielen kleinen Firmen zu vermeiden. Sie reguliert bis in Kleinfirmen hinein, lässt aber gleichzeitig nationale und globale Märkte weitgehend unangetastet. Würde sich Ludwig Erhard nicht im Grabe umdrehen?

M. Sonnenschein: Augenmaß ist hier angesagt. Die Politik sollte besser dem Mittelstand vertrauen. Er ist das Rückgrat unserer stabilen Wirtschaft. Ludwig Erhard wäre dennoch sehr stolz auf die Wettbewerbsfähigkeit unseres Mittelstandes, bei all dem was regulativ drum herum passiert ist.

P.T.: Was muss sich ändern, damit Deutschland künftig nicht verliert?

M. Sonnenschein: Deutschland muss weiter Kurs halten. Dazu gehört die breite industrielle Basis die wir haben. Die wir wirklich im vollen Portfolio von Industrie- und Dienstleistungsunternehmen erhalten. Wir müssen weiter konsequent in die Zukunft investieren. Sparen alleine schafft nämlich keinen Wohlstand und auch keine überdurchschnittliche Überlebensfähigkeit. Und wir müssen weiter Unternehmertum und Eigenverantwortung stützen und fördern, wie das auch derzeit geschieht.

P.T.: Was raten Sie den Unternehmern für 2012?

M. Sonnenschein: Weiter auf Sicht fahren. Das heißt auf ein konsequentes Cashmanagement zu achten, Volatilität der Märkte zu beherrschen und die Prozesse zu optimieren. Das heißt, die Fixkosten reduzieren, alles das was nicht strategisch relevant ist auslagern, die Personalpolitik umsichtig gestalten und ein sehr flexibles Lieferantenmanagement betreiben, um diese Flexibilität zu gewährleisten. Also das, was man unter guter kaufmännischer Unternehmensführung versteht.

Gleichzeitig aber auch in Szenarien denken. Wir als Unternehmensberatung halten verschiedene Zukunftsszenarien für denkbar: Da gibt es das optimistische Szenario, das wir Top-Gear-Szenario nennen, das davon ausgeht, dass die Euro- und Finanzkrise insgesamt glimpflich verläuft und sich das Wachstum kontinuierlich entwickelt.

Wir halten aber auch das Control-Alt-Delete-Szenario für denkbar, bei dem zunächst einmal in den nächsten Monaten der tiefe Fall kommt, aber dann ein ebenso steiler Aufstieg entsteht.

Bei einem sogenannten Flatline-Szenario gehen wir davon aus, dass es einen Rückgang geben und ähnlich wie jetzt in Japan und dann für viele Jahre mit einem Nullwachstum zu leben ist. Zuletzt das sogenannte Terminus-Szenario, bei dem es einen länger anhaltenden Konjunkturcrash gibt. Ich glaube man muss in allen vier Szenarien denken und sich darauf vorbereiten.

P.T.: Was sind die Wachstumsbranchen und Auslaufbranchen für die nächsten Jahre?

M. Sonnenschein: Ich habe vor ein paar Jahren ein Buch veröffentlicht zum Thema Wachstum. Eine zentrale These, die ich vertrete, ist: Es gibt keine Ausrede für fehlendes Wachstum. Man kann eigentlich in jeder Situation wachsen. Es kommt immer darauf an, wie man ein Produkt macht. Von daher sage ich, Unternehmen in allen Branchen können positive Geschäftsverläufe erreichen, auch wenn es in der Branche insgesamt vielleicht nicht gut läuft.

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Die OPS Netzwerk GmbH verlegt das P.T. Magazin und betreibt das Portal www.kompetenznetz-mittelstand.de. Die durchgängige redaktionelle Leitlinie ist die Würdigung unternehmerischen Handelns, wie sie im Motto der unabhängigen Oskar-Patzelt-Stiftung „Gesunder Mittelstand - Starke Wirtschaft - Mehr Arbeitsplätze“ zum Ausdruck kommt.

Das P.T. Magazin bietet mittelständischen Unternehmern eine neue Kommunikationsplattform im Vergleich zu anderen Wirtschaftsmagazinen. Der Unternehmer wird als persönlich agierender und meist haftender Macher und Initiator angesprochen, als Entscheider von Outsourcing bis zu Personalaufgaben und technischen Investitionen.

Die Plattform www.kompetenznetz-mittelstand.de ist zugleich Präsentations- und Kommunikationsplattform und dient der Organisation des Wettbewerbs "Großer Preis des Mittelstandes", indem Nominierungen und Juryarbeit über dieses Portal organisiert werden.

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