Wirtschaftskrisen treten in einem (mehr oder weniger) regelmäßigen Turnus auf. Sie bescheren dem gesamten Marktgeschehen einen schlechten Ruf. Denn, so der Gedanke hinter dem Vorwurf, wer immer wieder Krisen hervor ruft, der muss irgendetwas falsch machen, ohne aus vergangen Fehlern zu lernen. Um dem entgegen zu wirken stellt die Politik immer mehr Regelungen auf, um dem vermeintlich zügellosen Verhalten einen Riegel vor zu schieben. Finanzblasen sollen künftig verhindert, Anleger geschützt, Ressourcen bewahrt und Manager zur Besinnung gerufen werden. So regelmäßig wie die Krisen auftauchen, erklingt der Ruf nach Moral und Ethik in der Wirtschaft.
Das gesellschaftliche Zusammenleben erfordert immer Regeln, an denen sich seine Mitglieder orientieren können. Sie müssen eindeutig formuliert und befolgbar sein. In unserer Kultur christlicher Prägung haben sich die 10 Gebote durchgesetzt. Seit jeher haben sie in nahezu unveränderter Form Gültigkeit. Auch für atheistische Mitbürger, die sich zumindest den Geboten „Du sollst nicht töten“ oder „Du sollst nicht stehlen“ verpflichtet fühlen.
Was du nicht willst was man dir tu‘…
Nahezu identisch mit den christlichen 10 Geboten sind die jüdischen zehn Gebote. Bis zum Jahr 70 wurden sie täglich im Jerusalemer Tempel verlesen. Damit sie jeder kennt, sie erinnert und sich nach ihnen richtet. Ähnliche Gebote des Zusammenlebens existieren auch in allen anderen Religionen dieser Welt, vom Islam bis zum Buddhismus. Der Spruch „Was du nicht willst was man dir tu‘, das füg‘ auch keinem anderen zu“ fasst die Gebote in einfacher Form zusammen.
Die Unantastbarkeit der 10 Gebote haben sogar die atheistischen Kommunisten in der DDR erkannt und das Konzept übernommen. 1958 verkündete Walther Ulbricht als Generalsekretär der SED die „Zehn Gebote der sozialistischen Moral und Ethik“. Sie fassten die politischen Pflichten der DDR-Bürger zusammen. Sie konnten sich jedoch nicht durchsetzen. Möglicherweise weil sie zweckentfremdet waren.
Schlicht unverständlich
Das gesellschaftliche Zusammenleben wird jedoch nicht nur durch solche kulturell geprägten Prinzipien bestimmt. Zusätzlich stellt der Staat unzählige weitere Rechte und Verpflichtungen für den Menschen auf. Sie werden auf vielen tausend Seiten in Gesetzesbüchern gesammelt und sind für den gemeinen Bürger schlicht unverständlich. Wie die Bibel, bevor sie von Martin Luther übersetzt wurde.
Solch eine Reform wie die Bibel brauchen auch die Gesetzesbücher der Bundesrepublik. Sie müssen einfach und verständlich sein. Nehmen wir die Straßenverkehrsordnung als Beispiel. Auf den Straßen herrscht ein undurchsichtiger Schilderwahn, den auch der ADAC für überflüssig hält. Trotzdem funktioniert der Verkehr relativ reibungsfrei, weil jeder die Grundregeln der Straße kennt. In diversen Verkehrsprojekten wurden gar schilderfreie Zonen getestet und siehe da: Die Straßen wurden noch sicherer. Das Risiko lässt die Menschen vorsichtiger miteinander umgehen. Rücksicht auf Andere um sich selbst nicht zu gefährden.
Dieses Prinzip könnte auch für die Wirtschaft gelten. Weniger Regelungen bedeuten mehr Eigenverantwortung, bedeuten mehr Rücksicht. Die zehn Gebote hat der Mensch schließlich verinnerlicht.