Für das CEE-Barometer 2011 haben die Berater insgesamt 105 Manager aus deutschen, österreichischen und Schweizer Unternehmen zu den erwarteten Entwicklungen in Zentral- und Osteuropa (CEE) befragt. Zwei Drittel der teilnehmenden Firmen sind bereits länger als zehn Jahre in Osteuropa aktiv, nur eine Minderheit hat Niederlassungen, die jünger als fünf Jahre alt sind. Die meisten Niederlassungen der teilnehmenden Firmen befinden sich in der CEE5-Region (Polen, Tschechien, Slowakei, Ungarn und Slowenien).
Rückverlagerung ausgeschlossen
Für die befragten Manager ist die CEE-Region ein sehr attraktiver Absatzmarkt. Diese Einschätzung hat sich auch durch die Krise nicht geändert. Als Produktionsstandort sind die jungen EU-Länder sogar deutlich interessanter als während und vor der Krise. 45 Prozent der Studienteilnehmer sehen die Region heute als ausgezeichneten Produktionsstandort. Studienleiter Stefan Bergsmann dazu: "Durch die Krise hat die Anpassung der Kosten an das westeuropäische Niveau einen Rückschlag erlitten. Das macht die CEE-Länder für die Errichtung von Produktionsstandorten noch attraktiver. An eine Rück- oder Weiterverlagerung der Standorte denkt heute niemand mehr."
Mehr Wettbewerb und Margendruck
Sieben von zehn Managern erwarten eine weitere Zunahme des Wachstums. Unternehmen, die bereits länger in der CEE-Region tätig sind, beurteilen das Marktwachstum sogar noch positiver als ihre weniger erfahrenen Kollegen. Knapp 80 Prozent befürchten mehr Wettbewerb. Fast ebenso viele (77 Prozent) erwarten eine Zunahme des Margendrucks. Die Folgen sind klar: Die Bündelung von Back-Office-Aktivitäten über mehrere Länder in Shared Service Centern und regionalen Hubs gewinnt an Bedeutung. Bergsmann: "Gewinner des Aufschwungs sind jene Unternehmen, die trotz Zersplitterung des Marktes in viele kleine Länder kosteneffizient wirtschaften und effektiv steuern."
Marketing und Vertrieb verstärken
Durch die Verschärfung des Wettbewerbs müssen Unternehmen auf markt- und kundenseitige Herausforderungen stärker reagieren als bisher. Die Erweiterung der Vertriebskanäle und die Optimierung des Produktportfolios sind daher im Fokus der Unternehmen. Acht von zehn Befragten sehen diese Bereiche als Top-Priorität oder planen hier Aktivitäten. Auch Kundenbindungsmaßnahmen werden ein wichtiges Thema, ebenso Projekte zur Vertriebssteuerung.
Risikomanagement als Top-Priorität im Controlling
Veränderungen gibt es auch im Bereich Finanzen und Controlling. Die Lehren aus der Krise sind nachvollziehbar: Dem Thema Risikomanagement wird nun höchste Priorität eingeräumt. Die Bedeutung intelligenten Cash-Managements ist weiterhin hoch, wobei die meisten Unternehmen in diesem Bereich bereits Maßnahmen gesetzt haben. Auch in der Beschaffung wird Effektivität großgeschrieben. Die Optimierung von Einkaufskonditionen und der Aufbau eines Einkaufcontrollings sind hier die Top-Themen.
Professionelle Steuerungsinstrumente statt Expatriates
Die Anpassung der Unternehmensführung in den CEE-Ländern an andere reife Märkte zeigt sich nun auch in den verwendeten Steuerungssystemen. Wurden früher noch häufig "Expatriates" entsandt, um die Steuerung der Niederlassungen zu übernehmen, so setzen die Firmenmanager heute vermehrt auf personenunabhängige Steuerungsinstrumente. Das sind in erster Linie Budgets (23 Prozent), verbesserte Berichtssysteme (22 Prozent) sowie taktische und operative Pläne (21 Prozent). Noch vergleichsweise schwach ausgeprägt ist die Steuerung anhand von vergleichbaren Kenngrößen (Benchmarks). Hier besteht noch Verbesserungspotenzial.