Informationen in Form von Büchern, Zeitungen und Zeitschriften stellen für Sehbehinderte oder Blinde ein großes Hindernis dar. Es bedarf einiger technischer Hilfsmittel oder fremder Hilfe, damit sie an solche Informationen herankommen. Dabei gibt es eine unerschöpfliche Quelle, an die Blinde mit einem Computer und ohne fremde Hilfe kommen können: das Internet.
Leider verhält es sich mit einem großen Teil dieser Informationen wie mit vielen Gebäuden: Es gibt keine Rollstuhlrampen oder abgesenkte Bordsteine, Aufzüge sprechen noch nicht oder besitzen keine Schalter in Blindenschrift. Kurzum: sie sind nicht barrierefrei gebaut worden.
Ein Beispiel, wie sich etwa eine Internetseite für Blinde als unbenutzbar herausstellt, liefert die Website http://www.bundeskanzler.de (Stand 1. November 2004). Eine Vorlese-Software würde dies ausgeben:
Der Bundeskanzler [trans.gif]
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Neues vom Kanzler Zur Druckversion Zur Druckversion
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[...]
Die GPM befasst sich bereits seit 1998 mit den technischen Grundlagen der barrierefreien Programmierung. Erik Muschalla, Inhaber und Geschäftsführer von GPM: "Man sollte eine Agentur, die barrierefreies Webdesign anbietet, daran messen, ob ihre eigenen Seiten die geltenden Standards erfüllen". Laut Muschalla haben jedoch viele Agenturen die Zeichen der Zeit nicht erkannt und die Entwicklung verschlafen. Muschalla: "Zahlreiche Agenturen verwenden heute noch Tabellen für das Layout, obwohl die Seiten dadurch langsamer geladen werden, in Suchmaschinen schlechter zu finden sind und behinderte oder betagte Internet-Nutzer oftmals ausschließen".
Um das Internet behindertengerecht zu gestalten, hat das World Wide Web Consortium (W3C) im Jahre 1999 die Web Accessibility Initiative (WAI) gestartet. Die von der WAI entwickelten Zugänglichkeits-Richtlinien sind im Jahre 2003 weitgehend von der deutschen Verordnung zur Schaffung barrierefreier Informationstechnik nach dem Behindertengleichstellungsgesetz (BITV) übernommen worden. Die Verordnung schreibt mit einer Übergangsfrist bis Ende 2005 eine barrierefreie Programmierung von Websites für Bundesbehörden vor und wird derzeit auch in die Gesetzgebung der einzelnen Länder übernommen. Zudem sollen Rahmenverträge die Verordnung künftig für ganze Wirtschaftsbranchen verbindlich festlegen.
Bereits in einigen Jahren werden barrierefreie Websites ganz selbstverständlich sein. Denn von der Benutzerfreundlichkeit profitieren nicht nur Sehbehinderte und Blinde, sondern auch ältere Menschen, die im Umgang mit den Neuen Medien noch unsicher sind. Man braucht zum Beispiel keine Lupe mehr, um den Text auf einer Seite lesen zu können, da die Schriftgröße individuell einstellbar ist. Bedienelemente werden so gestaltet, dass man nicht daneben klickt, und die Navigation und Links werden mit verständlichen Begriffen versehen. Weiter werden sämtliche Abkürzungen erklärt, wenn man mit dem Cursor darüber fährt. Man sieht auch jederzeit, wo man sich befindet. Und falls man doch einmal nicht mehr weiter weiß, gibt es eine Suche und ein umfangreiches Inhaltsverzeichnis. "Wir stehen am Beginn einer neuen Entwicklung, die das Internet für alle zugänglicher machen wird", prophezeit Muschalla. "Und wir sind stolz, zu den Pionieren zu gehören, die das bewerkstelligen werden."