"Das ist eine Ampelschaltung für Fußgänger", sagt Dominik Wachtel. "Nach einem Robotik-Lehrgang haben wir den Roboter gebaut, das Programm geschrieben und dann die Ampelschaltung über einen Sensor entwickelt." Gemeinsam mit den Azubis Tobias Jüngling und Jan Obermair stellt er das Projekt vor und beantwortet Fragen. Surrend bewegt sich der selbstgebaute Lego-Roboter vor ihm auf dem Straßenmodell. Schaltet die Ampel von Rot auf Grün um, leuchten unter der Fahrbahnmarkierung LED-Lampen auf. Dadurch erkennt der Sensor des Roboters die Markierung nicht mehr als Weiß und fährt weiter. Gehen die Lampen aus, hält er an. "Die Jugendlichen waren begeistert bei dem Projekt dabei und haben selbstständig Lösungen entwickelt", sagt Ausbilder Thomas Wetzel. "Das ist ein wichtiges Ziel der Ausbildung, neben Fachwissen auch Handlungskompetenz zu entwickeln."
"Toll, dass wir hier an vielen Stationen Maschinen ausprobieren können und so viel erklärt bekommen", sagt Gina Schlickenrieder. Sie besucht die neunte Klasse der Eugen-Bachmann-Schule. Neben ihr steht ein Flipper-Automat, der ebenfalls als Azubi-Projekt entstanden ist. Wird ein roter Knopf gedrückt, schießen zwei kleine, blaue Hebel eine silberne Kugel nach oben und rote Lichter blinken. Von der Rahmenkonstruktion über die Programmierung bis zur Verkabelung der Sensoren - das alles haben Freudenberg-Azubis entwickelt, umgesetzt und den alten Automaten so innerhalb von drei Monaten wieder einsatzbereit gemacht. Am anderen Ende der Lehrwerkstatt steht Azubi Joachim Fading neben einer Maschine. "Es macht mir großen Spaß, mit Maschinen zu arbeiten und Werkteile herzustellen", sagt er. Der Freudenberg-Azubi ist angehender Werkzeugmechaniker und erklärt einen der Stars in der Lehrwerkstatt: Die computergesteuerte CNC-Drehmaschine. "Das Besondere ist, dass sich hier nicht nur das Werkstück dreht, sondern auch die Werkzeuge angetrieben werden. Das einspritzende Kühlwasser wird benutzt, um die Temperatur zu senken, dadurch verschleißen die Werkzeuge nicht so schnell."
Mix aus Werkbank und Schule
Insgesamt werden bei Freudenberg in Deutschland 550 Auszubildende auf den Beruf vorbereitet. 218 davon lernen am Bildungszentrum in Weinheim, das einmalig in Deutschland ist. 28 geschulte Ausbilder, eine mit moderner Technik ausgestattete Lehrwerkstatt sowie Kooperationen mit Schulen und Hochschulen: Im Bildungszentrum wird mehr vermittelt als Fachwissen. So bauten im Rahmen eines Projektes Auszubildende einen Caddy zum Elektroauto um. Die hohe Qualität von Ausstattung und Lehrpersonal nutzen auch Verbundpartner aus der Region, die hier ausbilden lassen.
Ein Mix aus Werkbank und Schule: Das ist das Besondere am Ausbildungssystem in Deutschland. Vom ersten Lehrjahr an erlernen die Auszubildenden in der Lehrwerkstatt und an der Berufsschule die fachlichen Grundlagen. Später wechselt Schulunterricht mit praktischen Phasen in verschiedenen Unternehmensbereichen. Theorie und Praxis wechseln auch bei den Studiengängen an der Dualen Hochschule in Mannheim im Rhythmus von drei Monaten. Innerhalb von drei Jahren erreichen die Studenten einen qualifizierten Studienabschluss und Praxiserfahrung. Ob Wirtschaftsinformatiker, Ingenieur oder Betriebswirt - die Studierenden lernen Freudenberg parallel zum Studium kennen und arbeiten von Anfang an mit. Integriert ist auch ein Praxissemester im Ausland.