Errichtet wurde das Demonstrationskraftwerk von MAN Ferrostaal zusammen mit der Solar Power Group, dem DLR (Deutsches Zentrum für Luft- und Raumfahrt), dem Fraunhofer Institut und der PSE GmbH. Die neue Anlage arbeitet mit der so genannten Fresnel-Technik, bei der bewegliche Spiegel die Sonnenstrahlen auf ein Absorber-Rohr richten, das acht Meter über den Spiegeln angebracht ist. In diesem Rohr wird Wasser auf 450 Grad Celsius erhitzt und in dabei Dampf umgewandelt, der mittels einer Dampfturbine Strom erzeugt. Die Anlage leistet ein Megawatt und ist als Modul ausgelegt. Bei Großkraftwerken werden viele solcher Module in Reihe geschaltet.
Alle Bauteile der Anlage sind kostengünstige Standardkomponenten, die weltweit verfügbar sind und eine hohe lokale Wertschöpfungskette ermöglichen. „Die Fresnel-Technik ist vergleichsweise einfach zu bauen, günstig in der Anschaffung und robust im Betrieb“, sagt Michael Pohl, Leiter der Business Unit Solar Power bei MAN Ferrostaal. „Sie hat das Potenzial, sich zum T-Modell der Solarthermie zu entwickeln.“
Mit der Demonstrationsanlage soll die Marktreife der Technologie erreicht werden. Der Erprobungszeitraum ist bis 2008 angesetzt. In dieser Zeit sollen alle wesentlichen Tests durchgeführt und Optimierungen an der Anlage vorgenommen werden. Danach soll die Technologie kommerziell eingesetzt werden. Der erfolgreiche Betrieb in der Praxis und die positive Bewertung der Testreihen sind Voraussetzung für die Realisierung von großen Fresnel-Kraftwerken: Finanziert werden nur Projekte, deren Technologie nachweislich zuverlässig und profitabel ist.
In Spanien sind heute bereits solarthermische Kraftwerke mit einer Gesamtleistung von über 1 000 Megawatt geplant und zum Teil schon installiert. Die mittel- und langfristigen Aussichten dieser Technologie sind sehr gut. Der Preis für elektrischen Strom hat sich im Zeitraum von 2003 bis 2007 in Europa im Durchschnitt knapp verdoppelt. Eine Umkehr dieses Trends ist derzeit nicht abzusehen: Angesichts steigender Öl- und Gaspreise und der Notwendigkeit, den CO2-Ausstoß zu vermindern, werden die Potenziale solarthermischer Kraftwerke in Politik, Wirtschaft und Forschung als sehr hoch eingeschätzt.
„Solarstrom ist auf dem Weg, zur bevorzugten Energiequelle des 21. Jahrhunderts zu werden,“ sagt Pohl. Der ‚Kraftstoff’ Sonnenlicht ist umsonst, Kosten fallen also nur für Installation, Personal und Wartung an. Vor allem die Versorgungssicherheit spielt bei der Entwicklung eine wichtige Rolle. Speziell die Länder rund um das Mittelmeer können von einem Solar-Boom profitieren, denn hier ist die Sonneneinstrahlung intensiv und die energiehungrige Europa nah. „Rein rechnerisch genügt ein Prozent der Wüstengebiete der Erde, bestückt mit Solarkraftwerken, um den globalen Stromverbrauch zu decken,“ sagt Pohl. „Einschlägige Institute gehen davon aus, dass 2050 bis zu 25% des europäischen Strombedarfs aus Nordafrika kommen könnten – vorausgesetzt der politische Wille besteht.“
Das Projekt wird von renommierte Partnern durchgeführt: MAN Ferrostaal übernimmt die Projektleitung, die Betriebsführung und die Wartung. Das Unternehmen bringt seine Erfahrungen im Kraftwerksbau ein und reduziert dadurch das Risiko einer Fehlentwicklung. Die Solar Power Group, an der MAN Ferrostaal eine Beteiligung hält, hat bisher zwei Pilotanlagen realisiert und die Technik über mehrere Jahre hinsichtlich konstruktiver Merkmale verbessert. Deshalb übernimmt das Unternehmen das Engineering der Anlage. Das DLR, ein führendes Institut im Bereich Solarenergie, führt die Messreihen durch und überwacht und unterstützt den Testbetrieb technisch. Das Fraunhofer Institut für Solare Energiesysteme, Europas größtes Forschungsinstitut im Bereich Solarenergie, hat bei der Entwicklung der Absorberbeschichtung einen wesentlichen Beitrag geleistet und unterstützt bei der Analyse und Bewertung der Testergebnisse. Die 2,6 Millionen Euro teure Demonstrationsanlage wird vom BMU (Deutsches Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit) finanziell gefördert. Den Hauptanteil der Investitionskosten trägt MAN Ferrostaal.