Gegenstand des anlässlich der Paris Air Show 2011 unterzeichneten Vertrages ist die Lieferung von Forward-Air-MedEvac-Rüstsätzen (FwdAirMedEvac) für den Multi-Rollen-Militärhubschrauber des Typs NH90. Eurocopter unterstützt damit das deutsche Verteidigungsministerium beim Aufbau von Hubschrauberfähigkeiten für militärisch gesicherte Evakuierungseinsätze im Kampfgebiet.
Der NH90 in Forward-Air-MedEvac-Konfiguration ermöglicht Streitkräften unabhängig von Geländebeschaffenheit, Tageszeit, Wetterlage, Sichtflugbedingungen und Bedrohungslage Evakuierungseinsätze zu fliegen. Mit dem Erwerb der Forward-Air-MedEvac-Rüstsätze sind diese Fähigkeiten ab Juli 2012 für Deutschland zum Einsatz bereit.
Der Vertrag wurde auf der Paris Air Show in Anwesenheit von Ralf Barnscheidt, Senior Vice President der Eurocopter Deutschland GmbH, zuständig für den deutschen Regierungskunden, Klaus Przemeck, Vice President der Eurocopter-Gruppe, zuständig für das NH90-Programm NAHEMA TTH und Helmut Richter, Vertreter des Bundesamts für Wehrtechnik und Beschaffung (BWB) unterzeichnet.
"Eurocopter hat einen Forward-Air-Medical-Evacuation-Rüstsatz entwickelt, der perfekt auf die künftigen Anforderungen der Bundeswehr zugeschnitten ist", sagte Barnscheidt. "Als ergänzendes Element der Mehrzweckfähigkeit des NH90 bietet er in Zeiten knapper Haushaltsmittel eine vollwertige, effiziente und wirtschaftliche Lösung zur erfolgreichen Durchführung komplexer Evakuierungseinsätze."
Die Forward-Air-MedEvac-Konfiguration des NH90-Hubschraubers umfasst zwei Intensivarbeitsplätze zur Versorgung von Verwundeten sowie Sitze für das Sanitätsteam. In nur 30 Minuten kann der Rüstsatz an Bord des NH90 TTH installiert werden. Mit Hilfe medizinischer Geräte wie Defibrillator, Beatmungsgerät und Überwachungsbildschirm können Verwundete und Verletzte an Bord medizinisch versorgt werden. Die Ausgestaltung der Arbeitsbereiche an Bord entspricht den Anforderungen des Sanitätsdienstes der Bundeswehr.
Bei einem typischen MedEvac-Einsatzszenario sind in der Regel zwei Hubschrauber beteiligt: einer für die Evakuierung verwunderter Soldaten oder Zivilisten, ein zweiter zum bewaffneten Schutz des Einsatzes.
Die Systeme ermöglichen in der gewählten Konfiguration eine schnelle Verfügbarkeit der Hubschrauber; bedingt durch zahlreiche Synergien mit dem NH90-Programm. Zur Verkürzung des Zulassungsverfahrens wurde ein Teil der ursprünglich für die finale Konfiguration des NH90 (FOC = Final Operational Configuration) vorgesehenen Entwicklungsarbeiten vorgezogen. Die bereits beauftragte NH90-Ausstattung, wie das elektronische Selbstschutzsystem, das Spezialdisplay am Helm für eine erweiterte Tiefflugfähigkeit bei Nacht sowie die Sprachkommunikationssysteme werden den neuen Einsatzanforderungen angepasst.
Der NH90 ist das größte bisher in Europa aufgelegte Militärhubschrauberprogramm. Der mit modernster Spitzentechnologie ausgestattete, zweimotorige, mittelschwere Helikopter ist in zwei Varianten erhältlich: als taktischer Transporthubschrauber (TTH) und als NATO Fregatten Hubschrauber (NFH) für maritime Missionen. Die Bundeswehr hat insgesamt 122 NH90 in der TTH-Version bestellt, 80 davon erhalten die Heeresflieger, 42 die Luftwaffe.
Der NH90 ist der modernste Hubschrauber seiner Klasse. Er zeichnet sich durch eine hochgradige Systemintegration auf Basis eines zentralen Avioniksystems mit doppeltem Datenbus, ein Glascockpit mit multifunktionalen Displays sowie eine elektronische Fly-by-Wire-Flugsteuerung mit 4-Achsen-Autopilot aus.
Das NH90-Programm steht unter der Leitung der NHIndustries, einem Industriekonsortium der Unternehmen AgustaWestland (32 %), Eurocopter (62,5 %) und Fokker Aerostructures (5,5 %). Bis heute wurden 529 NH90-Hubschrauber sämtlicher Varianten für 19 Teilstreitkräfte der folgenden 14 Länder in Auftrag gegeben: Frankreich, Deutschland, Italien, Niederlande, Portugal, Finnland, Norwegen, Schweden, Griechenland, Oman, Australien, Neuseeland, Spanien und Belgien.