Dr. Markus Nickl, Geschäftsführer der auf Sprachberatung spezialisierten doctima GmbH, sieht eine Hauptursache der schlechten Bankberatung im unverständlichen Finanzjargon. Dessen Begrifflichkeiten werden oftmals in der Londoner City oder an der Wall Street geboren und entweder direkt als Fremdwort übernommen oder mit unverständlichen Lehnübersetzungen eingedeutscht. Nickl: „Banker sind häufig Gefangene ihrer Fachsprache.“ Was sich hinter einer Risikoeinschätzung wie „Long Term BBB“ verbirgt, oder was der Begriff „homogenisierter Spread“ besagt, bleibt einem normalen Bankkunden verborgen. Auch Glossare helfen selten weiter, weil darin ein Fachterminus lediglich den anderen erklärt.
Hinter der schlechten Bankberatung steht nach Nickls Einschätzung weniger eine Verschleierungsabsicht als vielmehr das Unvermögen der Finanzexperten, die Kundenperspektive einzunehmen und eine allgemeinverständliche Sprache zu sprechen. In vielen Fällen richteten sich Produktinformationen an eine Expertenzielgruppe mit umfassendem Hintergrundwissen, in anderen Fällen seien die Aussagen in Marketingsprechblasen gehüllt. Produktnamen wie „Best-In Relax ExpressMulti“ – im Übrigen keine Erfindung, sondern ein Zertifikat der Bayerischen Landesbank – geben wenig Aufschluss über den Inhalt. Nickl: „Die Banken stehen hier nicht allein da, das Phänomen Fachjargon begegnet uns in vielen anderen Branchen. Krankenkassen, Telekommunikationsanbieter oder Softwareunternehmen haben ebenfalls Schwierigkeiten, sich verständlich zu machen.“
Aus diesem Bedarf heraus hat Nickl mit der doctima GmbH ein 22 Mitarbeiter starkes Beratungsunternehmen aufgebaut, das Firmen und Institutionen bei der Wahl der richtigen Worte hilft. Von Beipackzetteln für Finanzprodukte nach dem Muster von Medikamenten hält Nickl indes wenig. „Wenn ich auf dem Beipackzettel lese, dass ein nicht-steroidales Antirheumatikum in Einzelfällen zu aseptischer Meningitis führen kann, bin ich auch nicht klüger geworden.“