Das positive Feedback von Teilnehmern und Referenten ist Ansporn für Brillux, das Format seiner Architektenforen immer wieder mit erstklassigen Referenten an außergewöhnlichen Orten fortzusetzen. So überzeugte auch das 15. Architektenforum "Verantwortung und Leidenschaft" am 14. Oktober in der Pinakothek der Moderne in München mit spannenden Architek-turgesprächen zu brisanten Themen und Herausforderungen.
Wie viel gesellschaftliche Verantwortung können Architekten in einem Berufsalltag schultern, der immer stärker durch Vorgaben und Rahmenbedingungen, Kosten- und Termindruck bestimmt wird? Wie lassen sich vor diesem Hintergrund baukulturelle Qualitäten und soziale Anforderungen berücksichtigen?
Unter der Moderation von Burkhard Fröhlich setzten sich Prof. Dr. Friedrich von Borries (Projektbüro Friedrich von Borries, Berlin), Peter Böhm (Peter Böhm Architekten, Köln) und Prof. Peter Sapp (querkraft architekten, Wien) aus unterschiedlichen Blickwinkeln mit brisanten Fragen auseinander: Mit im Gepäck hatten die Redner Strategien und Projekte, die beispielhaft aufzeigten, welche Voraussetzungen erfolgreiche Projekte benötigen, um Bauherren nicht nur unter dem Aspekt der Termine und Kosten zufriedenzustellen, sondern auch in Form und Funktion, Gestalt und Struktur, Materialwahl und Nutzungsqualität.
"Die Berliner Museumsinsel kennt jeder - aber das Münchner Kunstareal? Dabei könnte München in der ersten Liga der Kunststätten mitspielen.", Guido Redlich, Stiftungsrat der Stiftung Pinakothek der Moderne.
In seiner Keynote stellte Guido Redlich, Stiftungsrat der Stiftung Pinakothek der Moderne, Ziele und Potenziale für die zukünftige Entwicklung des Kunstareals München vor. "München hat im Museums-Viertel zwar mehr Museen, Kunst und Kultureinrichtungen auf einem Platz als Paris oder New York, aber mit der Präsentation hapert es." Viele Institutionen seien einfach nicht sichtbar - weder für Touristen, noch für Einheimische. Seit 2009 gibt es deswegen auf Anregung und unter Beteiligung der Stiftung Pinakothek der Moderne eine Art große Allianz für die südliche Maxvorstadt, mit der Politiker, Wissenschaftler, Kulturfunktionäre und Bürger das Kunstareal sichtbar machen wollen. Unter anderem seien Projekte wie Verkehrsberuhigung, fußläufige Anbindung sowie eine bessere Ausschilderung des Viertels in Planung, berichtete Redlich. Auch das erste Kunstarealfest im September 2013 beschrieb der Marketing-Experte als "geeignetes Mittel zur besseren Wahrnehmung des Viertels". Und nicht zuletzt setze man große Hoffnung in die Umgestaltung der Siemens Konzernzentrale und der Einrichtung öffentlicher Wege sodass Richtung Maxvorstadt, in die Einbindung des Kunstareals in den städtebaulichen Kontext gelänge.
Bei den fünf verschiedenen Architektur-Exkursionen konnten sich die Teilnehmer ein Bild vom mo-dernen Gesicht Münchens mit seiner zeitgenössischen Architektur machen. Neben dem Kunstareal standen neue Arbeitsorte, wegweisende Bildungsbauten, neue Wege in der Stadtentwicklung sowie neugenutzte Konversionsflächen in der Landeshauptstadt auf dem Programm. Projekte, die zeigen, dass es neben den prachtvollen wie geschichtsträchtigen Bauten, ein neues Kapitel in Münchens Architektur gibt.
"Architekten müssen wieder Lust haben, sich kreativen Fragestellungen zu nähern.", Prof. Dr. Friedrich von Borries.
Prof. Dr. Friedrich von Borries beleuchtete in seinem Vortrag die sprachliche Bedeutung von Verantwortung und Leidenschaft: "Verantwortung hat etwas mit Verteidigung und Entscheidung zu tun. Leidenschaft kommt von Leiden und hat etwas mit Empfindungen zu tun", so Friedrich von Borries. Architekten hätten Verantwortung gegenüber Nutzern, Bauherrn und Umwelt. Ihre Leidenschaft sei das Entwerfen. Doch "verantwortlich zu entwerfen" sei für den Experten nicht die Essenz daraus. Von Borries plädierte dafür, dass Architekten sich wieder stärker experimentellen, kreativen Fragestellungen nähern sollten, um bei anderen Leidenschaft zu wecken: "Die reine bauliche Tätigkeit hat nichts mit Zeitgeist zu tun, sondern ist lediglich eine Verschiebung im beruflichen Selbstverständnis".
"Leidenschaft ist nicht das Überschwängliche, sondern etwas Schönes zu schaffen, das man mit anderen teilen kann.", Peter Böhm.
Dem Kölner Architekten Peter Böhm ist es ein zentrales Anliegen, den urbanen Charakter seiner Bauten und die Bezüge zum Ort sichtbar zu machen. Beim diesjährigen Architektenforum hatte er den "direkten Bezug zum Ort". In unmittelbarer Nachbarschaft ist nach seinem Entwurf ein unauffällig-auffälliger Neubau entstanden: Selbstbewusst steht die 150 Meter lange Hochschule für Film und Fernsehen gegenüber der Alten Pinakothek. Der Mut Böhms zur großen Geste wird im angegliederten und abgesenkten Museum für Ägyptische Kunst deutlich. Monumental mutet der Eingang an, ebenso - fast mystisch - der weitläufige Innenraum. "Aus Respekt vor dem Alten musste es ein repräsentatives Gebäude sein", erklärte Böhm. Es seien oft die einfachen Mittel, die wir in alten Städten sehen und lieben und - die auch heute noch Gültigkeit hätten. "Leidenschaft ist nicht, das Überschwängliche, sondern etwas Schönes zu schaffen, das man mit anderen teilen kann", so Böhm. Poesie sei dabei oft erst auf den zweiten Blick erkennbar, doch das sei das Interessante. "Häufig sind es einzelne Personen, die diese Qualität erkennen und nicht nur sehen, was auf den ersten Blick ankommt", so Böhm. Deshalb gelänge es mal und mal nicht, umsetzen zu können, was leidenschaftlich bewegt.
"Bauen ist das Schönste was es gibt. Was uns aber freut, ist wenn wir das Feedback bekommen, dass unsere Partner mit dem Gebäude mehr machen können", Peter Sapp
Mit Humor zeigte Prof. Peter Sapp, was das Wiener Architekturbüro 'querkraft' "im Bann der Leidenschaft" und mit Verantwortung alles leistet. "Querkraft will Menschen Raum mit Lebensqualität geben", so das Motto des Teams. Mit dem ersten Entwurf gäben sie sich selten zufrieden, "es wird experimentiert bis es passt", berichtete Peter Sapp. Und dazu seien sie in Wettwerben durchaus rund viele Stunden umsonst gelaufen, meinte der Wiener Architekt. Als herausragende Eigenschaft seiner Zunft bezeichnet er Zähigkeit, und die müsste alle Architekten auszeichnen, um immun gegen Ermüdungserscheinungen zu sein. Hilfreich sei dabei Humor, betonte Sapp, den man durchaus auch bei größeren Projekten zeigen sollte. "Bauen ist das Schönste, was es gibt!", betonte Sapp. Der Reiz seines Vortrags beruhte nicht zuletzt auf den - mit viel Leidenschaft - präsentierten und gebauten Projekten.
Resümee des spannenden Tages: Architekten brauchen beides - Verantwortung und Leidenschaft - nur letztere, als ureigene Profession, kreativ zu gestalten, sollte wieder mehr ins Bewusstsein gerückt und stärker verteidigt werden, war man sich in München einig. Lebhafte Diskussionen gab es dazu auch beim abschließenden Get-together im Wintergarten der Pinakothek der Moderne.
Die Teilnehmer waren vom Facettenreichtum der Veranstaltung begeistert: die Architekturexkursionen, aber auch die inhaltliche Mischung aus Praxisbeispielen, Architektenvorträgen und informativem Austausch fanden wieder enorm großen Zuspruch und Anerkennung.
Weitere Informationen, eine Bildergalerie sowie das Video zum 15. Architektenforum in München erhalten Sie unter http://www.brillux.de/...
Wie viel gesellschaftliche Verantwortung können Architekten in einem Berufsalltag schultern, der immer stärker durch Vorgaben und Rahmenbedingungen, Kosten- und Termindruck bestimmt wird? Wie lassen sich vor diesem Hintergrund baukulturelle Qualitäten und soziale Anforderungen berücksichtigen?
Unter der Moderation von Burkhard Fröhlich setzten sich Prof. Dr. Friedrich von Borries (Projektbüro Friedrich von Borries, Berlin), Peter Böhm (Peter Böhm Architekten, Köln) und Prof. Peter Sapp (querkraft architekten, Wien) aus unterschiedlichen Blickwinkeln mit brisanten Fragen auseinander: Mit im Gepäck hatten die Redner Strategien und Projekte, die beispielhaft aufzeigten, welche Voraussetzungen erfolgreiche Projekte benötigen, um Bauherren nicht nur unter dem Aspekt der Termine und Kosten zufriedenzustellen, sondern auch in Form und Funktion, Gestalt und Struktur, Materialwahl und Nutzungsqualität.
"Die Berliner Museumsinsel kennt jeder - aber das Münchner Kunstareal? Dabei könnte München in der ersten Liga der Kunststätten mitspielen.", Guido Redlich, Stiftungsrat der Stiftung Pinakothek der Moderne.
In seiner Keynote stellte Guido Redlich, Stiftungsrat der Stiftung Pinakothek der Moderne, Ziele und Potenziale für die zukünftige Entwicklung des Kunstareals München vor. "München hat im Museums-Viertel zwar mehr Museen, Kunst und Kultureinrichtungen auf einem Platz als Paris oder New York, aber mit der Präsentation hapert es." Viele Institutionen seien einfach nicht sichtbar - weder für Touristen, noch für Einheimische. Seit 2009 gibt es deswegen auf Anregung und unter Beteiligung der Stiftung Pinakothek der Moderne eine Art große Allianz für die südliche Maxvorstadt, mit der Politiker, Wissenschaftler, Kulturfunktionäre und Bürger das Kunstareal sichtbar machen wollen. Unter anderem seien Projekte wie Verkehrsberuhigung, fußläufige Anbindung sowie eine bessere Ausschilderung des Viertels in Planung, berichtete Redlich. Auch das erste Kunstarealfest im September 2013 beschrieb der Marketing-Experte als "geeignetes Mittel zur besseren Wahrnehmung des Viertels". Und nicht zuletzt setze man große Hoffnung in die Umgestaltung der Siemens Konzernzentrale und der Einrichtung öffentlicher Wege sodass Richtung Maxvorstadt, in die Einbindung des Kunstareals in den städtebaulichen Kontext gelänge.
Bei den fünf verschiedenen Architektur-Exkursionen konnten sich die Teilnehmer ein Bild vom mo-dernen Gesicht Münchens mit seiner zeitgenössischen Architektur machen. Neben dem Kunstareal standen neue Arbeitsorte, wegweisende Bildungsbauten, neue Wege in der Stadtentwicklung sowie neugenutzte Konversionsflächen in der Landeshauptstadt auf dem Programm. Projekte, die zeigen, dass es neben den prachtvollen wie geschichtsträchtigen Bauten, ein neues Kapitel in Münchens Architektur gibt.
"Architekten müssen wieder Lust haben, sich kreativen Fragestellungen zu nähern.", Prof. Dr. Friedrich von Borries.
Prof. Dr. Friedrich von Borries beleuchtete in seinem Vortrag die sprachliche Bedeutung von Verantwortung und Leidenschaft: "Verantwortung hat etwas mit Verteidigung und Entscheidung zu tun. Leidenschaft kommt von Leiden und hat etwas mit Empfindungen zu tun", so Friedrich von Borries. Architekten hätten Verantwortung gegenüber Nutzern, Bauherrn und Umwelt. Ihre Leidenschaft sei das Entwerfen. Doch "verantwortlich zu entwerfen" sei für den Experten nicht die Essenz daraus. Von Borries plädierte dafür, dass Architekten sich wieder stärker experimentellen, kreativen Fragestellungen nähern sollten, um bei anderen Leidenschaft zu wecken: "Die reine bauliche Tätigkeit hat nichts mit Zeitgeist zu tun, sondern ist lediglich eine Verschiebung im beruflichen Selbstverständnis".
"Leidenschaft ist nicht das Überschwängliche, sondern etwas Schönes zu schaffen, das man mit anderen teilen kann.", Peter Böhm.
Dem Kölner Architekten Peter Böhm ist es ein zentrales Anliegen, den urbanen Charakter seiner Bauten und die Bezüge zum Ort sichtbar zu machen. Beim diesjährigen Architektenforum hatte er den "direkten Bezug zum Ort". In unmittelbarer Nachbarschaft ist nach seinem Entwurf ein unauffällig-auffälliger Neubau entstanden: Selbstbewusst steht die 150 Meter lange Hochschule für Film und Fernsehen gegenüber der Alten Pinakothek. Der Mut Böhms zur großen Geste wird im angegliederten und abgesenkten Museum für Ägyptische Kunst deutlich. Monumental mutet der Eingang an, ebenso - fast mystisch - der weitläufige Innenraum. "Aus Respekt vor dem Alten musste es ein repräsentatives Gebäude sein", erklärte Böhm. Es seien oft die einfachen Mittel, die wir in alten Städten sehen und lieben und - die auch heute noch Gültigkeit hätten. "Leidenschaft ist nicht, das Überschwängliche, sondern etwas Schönes zu schaffen, das man mit anderen teilen kann", so Böhm. Poesie sei dabei oft erst auf den zweiten Blick erkennbar, doch das sei das Interessante. "Häufig sind es einzelne Personen, die diese Qualität erkennen und nicht nur sehen, was auf den ersten Blick ankommt", so Böhm. Deshalb gelänge es mal und mal nicht, umsetzen zu können, was leidenschaftlich bewegt.
"Bauen ist das Schönste was es gibt. Was uns aber freut, ist wenn wir das Feedback bekommen, dass unsere Partner mit dem Gebäude mehr machen können", Peter Sapp
Mit Humor zeigte Prof. Peter Sapp, was das Wiener Architekturbüro 'querkraft' "im Bann der Leidenschaft" und mit Verantwortung alles leistet. "Querkraft will Menschen Raum mit Lebensqualität geben", so das Motto des Teams. Mit dem ersten Entwurf gäben sie sich selten zufrieden, "es wird experimentiert bis es passt", berichtete Peter Sapp. Und dazu seien sie in Wettwerben durchaus rund viele Stunden umsonst gelaufen, meinte der Wiener Architekt. Als herausragende Eigenschaft seiner Zunft bezeichnet er Zähigkeit, und die müsste alle Architekten auszeichnen, um immun gegen Ermüdungserscheinungen zu sein. Hilfreich sei dabei Humor, betonte Sapp, den man durchaus auch bei größeren Projekten zeigen sollte. "Bauen ist das Schönste, was es gibt!", betonte Sapp. Der Reiz seines Vortrags beruhte nicht zuletzt auf den - mit viel Leidenschaft - präsentierten und gebauten Projekten.
Resümee des spannenden Tages: Architekten brauchen beides - Verantwortung und Leidenschaft - nur letztere, als ureigene Profession, kreativ zu gestalten, sollte wieder mehr ins Bewusstsein gerückt und stärker verteidigt werden, war man sich in München einig. Lebhafte Diskussionen gab es dazu auch beim abschließenden Get-together im Wintergarten der Pinakothek der Moderne.
Die Teilnehmer waren vom Facettenreichtum der Veranstaltung begeistert: die Architekturexkursionen, aber auch die inhaltliche Mischung aus Praxisbeispielen, Architektenvorträgen und informativem Austausch fanden wieder enorm großen Zuspruch und Anerkennung.
Weitere Informationen, eine Bildergalerie sowie das Video zum 15. Architektenforum in München erhalten Sie unter http://www.brillux.de/...
