Über wirkungsvolle Krisen-PR wurde in der Fachliteratur schon häufiger gesprochen, zumeist jedoch fokussiert auf die Kommunikation mit externen Medien. Aber wie sieht es mit der mindestens ebenso wichtigen Kommunikation nach innen aus, falls im Unternehmen ein Krisenfall eintritt? Hier kann "interne" Öffentlichkeitsarbeit in Form einer sorgfältig und rechtzeitig gestarteten Aufklärung der Mitarbeiter der ansonsten aufgrund von falsch- oder missverständlichen Informationen womöglich überkochenden Gerüchteküche effizient entgegenwirken.
Es ist eine der Horrorvorstellungen eines jeden Arbeitnehmers, aus der Zeitung oder über andere Medien erfahren zu müssen, dass sich sein Arbeitgeber in einer kritischen Lage befindet - und nicht vorab von ihm selber. Wie ein Unternehmen seine Mitarbeiter auf eine solche Situation vorbereiten kann und welche Aspekte zwischen Panikmache und In-Sicherheit-Wiegen dabei zu beachten sind, beleuchtet das Buch von Daniela Steinau, ihres Zeichens Diplom-Wirtschaftsjuristin.
Neben einer grundsätzlichen Abgrenzung der internen von der externen Kommunikation im Krisenfall, den rechtlichen Vorgaben sowie einer umfassenden Definition dessen, was eine Krise ausmacht, welche Ursachen, Arten und Stadien zu unterscheiden sind, erläutert die Autorin Maßnahmen für ein wirkungsvolles Krisenmanagement, die ein Unternehmen im Fall der Fälle beherzigen sollte. Darüber hinaus sind die Bedeutung und konkreten Auswirkungen der Krise für die Mitarbeiter Bestandteil ihrer Betrachtungen, als da wären Ängste um den angestammten Arbeitsplatz oder Engagement für bzw. Widerstand gegen geplante Maßnahmen.
Um die Situation in den Griff zu bekommen, ist letztendlich ein überlegtes Vorgehen von Seiten der Geschäftsführung vonnöten, das sich auf einige wenige Punkte zusammenfassen lässt, wie Daniela Steinau aufzeigt. Am wichtigsten ist hierbei die Schnelligkeit: Die Mitarbeiter müssen in jedem Fall vor den Externen, also Medien jeglicher Form, informiert werden. Des Weiteren sollte das Unternehmen die Situation stets ehrlich, glaubwürdig, klar und vollständig aufzeigen und nicht eine der "10 Todsünden der Krisenkommunikation" begehen, zu denen es beispielsweise gehört, dass die Verantwortlichen nur die halbe Wahrheit sagen, widersprüchliche Informationen streuen oder gar einfach "abtauchen", um sich einer persönlichen Aussprache zu entziehen. Im Krisenfall ist daher eine gute Planung und Gestaltung der internen Kommunikation unumgänglich, sorgfältig nach Inhalt, Termin sowie Vorgehensweise bei den jeweilig betroffenen Gruppen (Betriebsrat, Mitarbeiter, Vorgesetzte) abgestimmt - auch hierfür bietet das Buch ganz konkrete Handreichungen.
Mein Fazit: sehr empfehlenswert (auch wenn ich mir ein sorgfältigeres Korrektorat gewünscht hätte). Es gelingt der Autorin, die entscheidenden Aspekte dieses für alle Beteiligten erwiesenermaßen unangenehmen Themas nüchtern, fachlich fundiert und in kompakter Form aufzuzeigen sowie ein praxistaugliches Konzept für die interne Kommunikation im Krisenfall anzubieten.