Die ökonomische Kluft im Apothekenmarkt hat sich im Jahr 2024 weiter verschärft – mit bedrohlichen Folgen für Versorgungssicherheit, Standortstabilität und Strukturpolitik. Während das unterste wirtschaftliche Drittel der Apotheken laut aktuellem DAV-Wirtschaftsbericht einen Jahresgewinn von unter 75.000 € erzielt, erwirtschaften Betriebe im obersten Drittel deutlich mehr als 250.000 €. Der so errechnete Durchschnittsgewinn von 164.000 € verschleiert die tatsächliche Spreizung – und liefert eine trügerische Grundlage für politische Förderentscheidungen.
Vor diesem Hintergrund warnt der versicherungsspezialisierte Dienstleister Aporisk eindringlich vor dem derzeit diskutierten Ansatz, die Apothekenhonorierung pauschal durch einen Fixzuschlag von 11 € pro rezeptpflichtiger Packung anzuheben. „Ein Zuschuss mit der Gießkanne mag politisch einfach sein, ist aber systemisch falsch. Wer wirtschaftlich gesunden Betrieben denselben Zuschlag gewährt wie notleidenden Apotheken, stabilisiert nicht die Struktur – er verzerrt sie weiter“, erklärt ein Sprecher des Aporisk-Fachbereichs Gesundheitsrisiken. Die im Koalitionsvertrag avisierten 75 Mio. € sollten gezielt zur strukturellen Sicherung gefährdeter Apotheken eingesetzt werden. Stattdessen versucht die Standesvertretung, diesen Betrag rechnerisch auf über 500 Mio. € „hochzustrecken“ – und als flächendeckende Fixum-Anhebung zu rechtfertigen.
Aporisk betont, dass diese Strategie nicht nur betriebswirtschaftlich fragwürdig, sondern auch risikopolitisch hochproblematisch sei. „Gerade kleinere Apotheken in ländlichen Regionen oder mit geringer Packungszahl tragen ein deutlich höheres Betriebs- und Haftungsrisiko, haben aber zugleich die geringsten Rücklagen. Hier greifen klassische Versicherungsmechanismen kaum. Wer diesen Betrieben helfen will, muss gezielt fördern – nicht statistisch glätten“, so die Einschätzung. Die derzeit vorgelegten Zahlen zeigen zudem, dass die ökonomische Realität durch die fehlende Unterscheidung von Haupt- und Filialapotheken zusätzlich verzerrt wird. Wenn eine Hauptapotheke 180.000 € Gewinn erzielt, zwei Filialen aber jeweils nur 30.000 €, ergibt sich rein rechnerisch ein stabiler Durchschnitt – faktisch aber eine massive wirtschaftliche Schieflage.
Mit Blick auf die wirtschaftlichen, versorgungspolitischen und versicherungslogischen Folgen fordert Aporisk deshalb eine klare Neuausrichtung der Förderlogik. Notwendig sei ein indexgestütztes System, das Kriterien wie Standortlage, Personalbindung, Rezeptvolumen und betriebswirtschaftliche Tragfähigkeit berücksichtigt. In anderen Sektoren – etwa der Pflege oder Krankenhausfinanzierung – seien differenzierte Steuerungsmodelle längst üblich. Warum also nicht auch in der Apothekenstrukturpolitik?
Die aktuelle Entwicklung sei ein Beleg dafür, dass Fördermechanik und Risikosteuerung nicht getrennt voneinander gedacht werden dürften. „Politik muss zwischen Strukturhilfe und Symbolpolitik unterscheiden. Was heute nach Stabilisierung klingt, kann morgen das System noch instabiler machen – weil Geld falsch verteilt wird.“ Aporisk unterstützt deshalb die Forderung nach gezielter Hilfe für wirtschaftlich gefährdete Betriebe – lehnt aber eine pauschale Honorarerhöhung ohne Differenzierung ab.
Redaktionelle Einordnung
Diese Pressemitteilung wurde im Auftrag von Aporisk, dem unabhängigen Versicherungsmakler für Apotheken und Gesundheitsdienstleister, erstellt. Ziel ist es, eine fundierte Debatte über wirtschaftliche Förderpolitik im Apothekenmarkt anzustoßen und eine strukturbezogene Sicht auf Risiken, Fördermodelle und Versorgungsstabilität zu fördern. Ansprechpartner für Rückfragen:
presse@aporisk.de
Fachbereich Apothekenkommunikation – Aporisk GmbH, Karlsruhe
Von Matthias Engler, Fachjournalist