Naturbrandmodelle zur Bemessung des Feuerwiderstandes
Webcode: UDS239
Ziel
Das Erstellen von risikogerechten und schutzzielorientierten Brandschutzkonzepten erfordert immer häufiger den Einsatz von Brandschutzingenieurmethoden. Vor allem im Sonderbau sind die architektonischen Planungen oft sehr komplex und individuell, so dass die Anforderungen der Bauordnungen und Sonderbauschriften nur mit abweichenden Lösungen zu erfüllen sind. Für diese Lösungen kann mit Hilfe der Brandschutzingenieurmethoden eine gleichwertige Sicherheit nachgewiesen werden.
Gegenstand dieses Seminars ist die Bemessung des Feuerwiderstandes von tragenden und aussteifenden Bauteilen mit Naturbrandmodellen, die die thermischen Einwirkungen im Brandfall durch den Ansatz realer Randbedingungen wie Brandlasten, Ventilationsverhältnisse und Brandraumgeometrie berücksichtigen. Von besonderer Bedeutung ist hierbei die systematische Auswahl und Festlegung der bemessungsrelevanten Brandszenarien und Bemessungsbrände. Zur Gewährleistung eines ausreichenden Sicherheitsniveaus sind Sicherheitszuschläge auf die Brandlasten und die Größen der Öffnungen zu berücksichtigen. Mit den Bemessungsbränden werden Brandgastemperaturen ermittelt, die die Einwirkung für die Nachweise der Tragfähigkeit im Brandfall darstellen. Mit diesen Beanspruchungen werden die Feuerwiderstandsfähigkeiten der Bauteile und Tragwerke unter Berücksichtigung der thermischen Werkstoffeigenschaften (Heißbemessung) ermittelt.
Die Bemessung mit Naturbrandmodellen stellt eine genehmigungspflichtige Abweichung nach § 67 der MBO dar, die die Feuerwiderstandsfähigkeit auf Basis der ETK definiert. Die Verwendung abweichender Brandmodelle ist im Rahmen des bauaufsichtlichen Verfahrens zu begründen und prüffähig zu dokumentieren. Die angesetzten Brandlasten sind durch geeignete Maßnahmen zur Nutzungseinschränkung sicherzustellen und durch wiederkehrende Überprüfungen durch Prüfingenieure oder Prüfsachverständige für Brandschutz zu überwachen.
Zielgruppe
Brandschutzplaner und Tragwerksplaner, Sachverständige und Prüfingenieure für Brandschutz, Mitarbeiter von Planungs- und Sachverständigenbüros, Bauaufsichtsbehörden
Aus dem Inhalt
Brandschutzingenieurmethoden im Kontext des Baurechtes
- Einführung in das Themengebiet
- Bemessungsverfahren und Anwendungsbereiche (Überblick über die Verfahren und Nachweise, Abgrenzung der Naturbrandbemessung)
- Zusammenhang zwischen Brandrisiken, Brandszenarien und Schutzzielen
- bauordnungsrechtliche Grundlagen und aktuelle Normung (MVV TB, EC 1-1-2, DIN 4102-4, DIN 18230, DIN 18009)
- Definition der Schutzziele, Analyse der Nutzung, Ermittlung der Brandgefahren
- Wahl der Brandszenarien (Modellierbarkeit von Brandereignissen, Einflussparameter, Grundsätze für Auswahl relevanter Szenarien)
- Ableiten der Bemessungsbrände für die rechnerische Simulation (Sicherheitskonzept, Auftretenswahrscheinlichkeit, Risikobewertung, Festlegung von Sicherheitsbeiwerten)
- Durchführung von Brandsimulationen mit vereinfachten Gleichungen, Zonenmodellen und Feldmodellen
- Ermittlung der Bemessungstemperaturen
- Praxisbeispiele
- prinzipieller Ablauf der Naturbrandbemessung (Nachweisebenen 2 und 3, Anwendungsgrenzen)
- Bauteiltemperaturen (vereinfacht und thermische Analysen)
- Einzelbauteile, Teil- und Gesamttragwerke
- Tragverhalten von Bauteilen und Tragwerken im Brandfall
- Verformungen und Zwang
- Anwendung/Demonstration der Naturbrandbemessung an konkreten Beispielen
- Praxisbeispiele
- erforderliche Unterlagen für die Bewertung der angesetzten Brandeinwirkungen
- notwendiger Prüfumfang bei Naturbrandbemessungen (bei Genehmigung und im Betrieb)
- Vorgehen bei der Prüfung, mögliche Plausibilitätskontrollen
- Umsetzung der Bemessung im Brandschutzkonzept
- Maßnahmen zur Begrenzung der Brandlasten
Dr.-Ing. Jens Upmeyer
Prüfingenieur für vorbeugenden Brandschutz, Hagen Ingenieure für Brandschutz, Kleve
Dipl.-Ing. Inka Colleen Pehrs
Mitarbeiterin am Institut für Stahlbau, Leibniz Universität Hannover
Abschluss
EIPOS-Teilnahmebescheinigung