Nach nur zehn Monaten Bauzeit wurde die neue druckfeste und explosionsgeschützte Messwarte auf dem PCK-Gelände in Schwedt/Oder im März 2016 fertiggestellt. Sie ist die Schaltzentrale für das insgesamt ca. 13 km² umfassende Industriegelände. Jährlich werden bei PCK in Schwedt rund 12 Millionen Tonnen Rohöl zu Mineralöl- und petrochemischen Produkten verarbeitet. Alle Raffinerieanlagen und zukünftig auch das Tanklager, die Pipelines und Kesselwagenverladung werden per Mausklick von der Messwarte aus gesteuert.
Um den Mitarbeitern in dem fensterlosen Bau eine möglichst angenehme Arbeitsatmosphäre zu bieten, wurde in Zusammenarbeit mit dem Fraunhofer IAO und Lichtvision Design ein Lichtkonzept entwickelt, das mit Hilfe einer LED-Deckenbeleuchtung das aktuelle Wetter simulieren kann. Zusätzlich wurde darauf geachtet, dass jeder Arbeitsplatz individuell einstellbar ist und die Bildschirme nur noch mit einer einzigen Tastatur und Maus über eine KVM-Konsole bedient werden müssen. Auf einer Fläche von 1.015 m² sind anlagenbezogen sechs Fahrstände mit jeweils vier bzw. fünf Bedienplätzen eingerichtet.
Besonders komplex war bei diesem Bauvorhaben die Planung der Sicherheits- und Gebäudetechnik. In die Sicherheitsbetrachtungen galt es u.a. einen Gasausbruch sowie Explosionen mit Trümmerwurf in einer benachbarten Anlage miteinzubeziehen. Speziell ausgebildete Planer bei OBERMEYER berechneten die Ausbreitung möglicher Druckwellen bei einer Explosion in der Umgebung, sodass die Statik der Gebäudehülle entsprechend widerstandsfähig konzipiert werden konnte. Burkhard Nagel, Leiter der Automation bei PCK erklärt: „Der Bau ist so ausgelegt, dass er der Explosion einer Tonne TNT in 30 Meter Entfernung standhält und danach einen zeitlich begrenzten Weiterbetrieb in der Messwarte gewährleistet.“ Neben speziell bewehrten bis zu 45 Zentimeter starken Außenwänden schützen 12 Zentimeter dicke, gasdichte Stahltüren die Mitarbeiter, um die Anlagen im Ernstfall sicher herunterfahren zu können. Und auch die Anforderungen an die technische Ausrüstung hatten es in sich: Einrichtungen wie z.B. verschiedene Alarmierungsanlagen für den Notfall, Brandfrüherkennungs- und Gaslöschanlagen sowie eine hochwertige Raumluft- und Klimatechnik mit permanenter Überdruckhaltung und explosionsgeschützten Zu- und Fortluftöffnungen waren in die neue Messwarte zu integrieren. Im Erdreich befindliche Medieneinführungen wurden in der Ausführung druckfest und aromatenresistent gefordert.
Neben der Planung der Sicherheits- und Gebäudetechnik erbrachte OBERMEYER im Zeitraum von nur sechs Monaten als Generalplaner die komplette Planung sowie das Baugenehmigungsverfahren für den Neubau der Warte. Dabei konnten die Architekten und Ingenieure auf die Erfahrung beim Bau mehrerer anderer Messwarten zurückgreifen, wie z.B. für BP in Lingen oder Bayernoil in Neustadt an der Donau. Damit hat sich die Planungsgesellschaft für den Bau von Leitwarten, an die besonders hohe funktionale und technische Anforderungen gestellt werden, bereits einen Namen gemacht. Mit der neuen Messwarte von PCK in Schwedt wurde ein weiteres anspruchsvolles Projekt qualitätsgerecht und termintreu abgeschlossen.
wa, rie, krb