In einer neuen Studie veröffentlichte der DGB eine Sammlung alter und einseitig selektierter Zahlen zur Zeitarbeitsbranche. „Warum der Gewerkschaftsbund immer wieder diese Statistiken im falschen Kontext und ohne einen realistischen Blick auf die Situation in der Branche kommentiert, ist uns schleierhaft", zeigt sich Werner Stolz, Hauptgeschäftsführer des Interessenverbands Deutscher Zeitarbeitsunternehmen, ratlos. Vor allem, weil der DGB in der jüngst veröffentlichten Studie die Ursache für angeblich prekäre Zustände regelmäßig selbst liefert. „Die Arbeitsverdienste liegen immer noch niedriger als im Schnitt über alle Branchen hinweg", heißt es in dem DGB-Papier. Die Erklärung folgt nur einen Abschnitt später: In der Zeitarbeitsbranche liegt der Anteil derer, die eine Helfertätigkeit ausführt, vier Mal höher als in der Gesamtwirtschaft. „Es ist also wenig zielführend, die Durchschnittswerte solch unterschiedlicher Arbeitnehmergruppen zu vergleichen", ärgert sich Stolz. Viele Zeitarbeitskräfte finden mit einer Beschäftigung in der Branche den Weg aus der Arbeitslosigkeit, ihr Anteil liegt bei gut zwei Dritteln aller neu eingestellten Zeitarbeitnehmer. 16 Prozent von ihnen waren langzeitarbeitslos. „Auch dem DGB dürfte bewusst sein, dass Langzeitarbeitslose in den meisten Fällen nicht in der Lage sind, nahtlos eine Beschäftigung ihres ursprünglichen Qualifikationsniveaus aufzunehmen", so Stolz. Der DGB spreche in seinem Report von Dequalifikationsprozessen. Selbst wenn 63 Prozent der Beschäftigten eine abgeschlossene Berufsausbildung auf dem Papier hätten, bedeute das deshalb noch lange nicht, dass sie auch in diesem Bereich sofort eingesetzt werden können. Für viele sei ein Wiedereinstieg in eine zunächst einfachere Tätigkeit unerlässlich, um den Anschluss auf dem Arbeitsmarkt nicht für längere Zeit gänzlich zu verlieren. In der Zeitarbeitsbranche gebe es, so Stolz, bekanntlich eine flächendeckende Tarifbindung. „Sozialpartner der Arbeitgeberverbände sind dabei alle Einzelgewerkschaften des Deutschen Gewerkschaftsbundes in einer Tarifgemeinschaft", betont der iGZ-Hauptgeschäftsführer. „Diese Tarife vernünftig weiter zu entwickeln ist daher eine Daueraufgabe und nicht der ständige DGB-Ruf nach zusätzlichen Eingriffen durch den Gesetzgeber", zeigt sich Stolz verständnislos. Mit Blick auf die Kritik, Stammbeschäftigte verdienten wesentlich mehr als Zeitarbeitskräfte, erinnert Stolz an die Branchenzuschlagstarifverträge. In allen elf Branchen, in denen größere Differenzen bestanden, haben die zuständigen Einzelgewerkschaften wie IG Metall, ver.di, IG BCE usw. der mit den Arbeitgeberverbänden iGZ und BAP stufenweise Lohnerhöhungen vereinbart. In fünf Schritten gleiche sich das Entgelt der Zeitarbeitskräfte innerhalb von neun Monaten dem der Stammbelegschaft an. Der Ruf des DGB an den Gesetzgeber, Equal Pay nach neun Monaten einzuführen, sei deshalb überflüssig. Der iGZ-Hauptgeschäftsführer appelliert an die Gewerkschaften, Maß zu halten und auf die Sachebene zurückzukehren, damit die Vertreter beider Interessengruppen auch weiterhin konstruktiv zusammenarbeiten können: „Die Tarifverträge zeigen, dass wir auf Basis der Tarifautonomie ein solides Fundament für faire Löhne und einen fairen Wettbewerb geschaffen haben. Nun gilt es, diese gemeinsame Arbeit auch wirkungsvoll fortzusetzen", lädt Stolz zum Dialog.
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