Nach zwei Boomjahren mit dem absoluten Rekordergebnis 2007 kündigte sich 2008 auch im Ansiedlungsgeschäft eine Rückkehr zur wirtschaftlichen Normalität an. Dennoch gab es erhebliche Zuwächse bei den aus Hamburg sowie aus dem übrigen Bundesgebiet angesiedelten Unternehmen zu verzeichnen. Gegenüber dem Vorjahr stieg die Anzahl von 42 auf 75 Firmen. Allerdings waren es überwiegend kleinere Unternehmen, die gewonnen werden konnten. Die durchschnittliche Mitarbeiterzahl der aus Hamburg und dem übrigen Bundesgebiet kommenden Unternehmen ging deshalb von 47 im Vorjahr auf 19 zurück. Einen klaren Rückgang gab es bei den Neugründungen und Existenzgründungen. Insgesamt 87 (Vorjahr 129) Gründungen konnten durch die Wirtschaftsförderer 2008 auf den Weg gebracht werden. Wirtschaftsminister Marnette führte dies vor allem auf die im letzten Jahr noch positive Arbeitsmarktentwicklung zurück. „Da die Firmen jeden Ingenieur und Hochschulabsolventen im letzten Jahr noch mit Stellenangeboten überhäuft haben, gingen zwangsläufig die Gründungen zurück“, so Marnette.
Positiv hat sich die Akquisition ausländischer Unternehmen entwickelt. Nach 9 bzw. 11 Firmen in den beiden Vorjahren waren es 2008 bereits 14 ausländische Unternehmen, die sich für den Standort Schleswig-Holstein entschieden. Dabei kamen allein 6 Betriebe aus Dänemark und 4 aus China, weitere aus England, den USA sowie Finnland.
Dr. Bernd Bösche, Geschäftsführer der Wirtschaftsförderung und Technologietransfer Schleswig-Holstein GmbH (WTSH) betonte, dass die Ansiedlung von Unternehmen ein extrem konjunkturabhängiges Geschäft sei. „Ziehen die ersten düsteren Wolken am Konjunkturhimmel auf, investiert kaum noch ein Unternehmen in neue Standorte“, so Bösche. Dies habe sich ganz deutlich im letzten Jahr gezeigt. Der weitaus größte Teil der erfolgreichen Ansiedlungen sei im ersten Halbjahr erzielt worden. Mit dem Einsetzen der Finanzmarktkrise nach dem Sommer sei quasi eine „Vollbremsung“ vor allem bei den größeren Projekten zu spüren gewesen, so Bösche weiter. Dies sei auch der Grund für die geringere Durchschnittsgröße der Neuansiedlungen. Eine Vielzahl von Projekten, die teilweise kurz vor dem Abschluss gestanden hätten, seien verschoben worden. Diese würden jetzt weiter betreut und begleitet, um bei einer Verbesserung der konjunkturellen Situation möglichst viele für den Standort Schleswig-Holstein zu retten.
Werner Hesse, Geschäftsführer der Wirtschaftsförderungsgesellschaft im Kreis Herzogtum Lauenburg, betonte, dass gerade die Nähe zum interessanten Absatz- und Beschaffungsmarkt Hamburg bei den Standortüberlegungen von Unternehmen eine große Bedeutung hätten. Der Suchraum in der Metropolregion Hamburg erstrecke sich nach seinen Erfahrungen dabei vor allem auf einen Umkreis von 50 Kilometer um Hamburg herum. „Neben einer Reihe von Existenzgründungen spielten auch in unserer Region die Ansiedlungen aus Hamburg und dem übrigen Bundesgebiet die größte Rolle“, so Hesse. Eindeutige Branchenschwerpunkte ließen sich nicht feststellen. Produktion und Dienstleistungen seien gleichermaßen von Bedeutung.
Nach den Worten von Wirtschaftsminister Marnette belegen die Ansiedlungsergebnisse „einmal mehr, dass gerade die kleinen und mittleren Unternehmen das Rückgrat unserer Wirtschaft sind. Deshalb ist unsere Politik auch konsequent auf die Unterstützung des Mittelstands ausgerichtet. Eine schnelle und effektive Wirtschaftsförderung für kleine und mittlere Unternehmen ist und bleibt ein Schwerpunkt unserer Politik – gerade auch in Krisenzeiten.“