Seit Jahren steigen die Studierendenzahlen in Deutschland in den Natur- und Ingenieurswissenschaften stetig an. Gerade in Fächern, in denen betreuungsintensive Praktika und Seminare notwendig sind, stellt dies die Universitäten vor große Herausforderungen. Um den Studierenden dennoch ein effizientes und solides Studium zu ermöglichen, werden momentan an vielen Universitäten Lehrkonzepte entwickelt, durch die die herkömmlichen Veranstaltungen ergänzt werden. So hat die TU Kaiserslautern vor drei Jahren ein eTeaching Service Center gegründet, das Dozenten aller Fachbereiche hilft, ihre Vorlesungen und Seminare den Studierenden in elektronischer Form verfügbar zu machen. Professoren wie Studierende nehmen dieses Angebot rege wahr und haben hierdurch die Möglichkeit, die Veranstaltungen der TU zu Hause effizient vor- und nachzubereiten.
Einer der Nutzer dieses Angebots ist Dr. Johannes Herrmann, der von der Medizinischen Fakultät der Universität München vor zwei Jahren als Professor für Zellbiologie nach Kaiserslautern kam. Herrmann bereut seinen Wechsel nicht: "Gerade die übersichtliche Größe der Universität erlaubt einen viel direkteren Kontakt zu Studenten" findet Herrmann. Seine Einführungsvorlesung zur molekularen Zellbiologie ist mit circa 280 Hörern die größte Veranstaltung der Biologie in Kaiserslautern und wird nicht nur von Studierenden der Biologie gehört, sondern auch von Biophysikern, Chemikern, Lebensmittelchemikern und Verfahrenstechnikern. Dabei werden die Grundzüge biochemischer und molekularbiologischer Prozesse vermittelt, wobei Herrmann besonders auf die medizinische Relevanz des Themas abhebt und den Stoff durch dessen Bedeutung für menschliche Erkrankungen verdeutlicht.
Um den Studierenden aus den verschiedenen Fachrichtungen das Erlernen des umfangreichen Stoffes zu erleichtern, werden die Unterlagen zur Veranstaltungen auf speziellen Internet-Seiten zur Verfügung gestellt. So müssen die Studierenden nicht wie früher mühsam Tafelbilder abschreiben, sondern können sich alle Unterlagen ausdrucken und in den Vorlesungen den Ausführungen der Dozenten aufmerksam folgen. Vor allem aber lässt Herrmann seine Vorlesungen durch das eTeaching Service Center filmen und stellt alle Mitschnitte im Internet zur Verfügung. "Die Videos werden viel genutzt und ich bekomme regelmäßig Rückmeldungen auch von Studenten anderer Universitäten, die vom elektronischen Lehrangebot der TU Kaiserslautern begeistert sind" sagt Herrmann.
Praktika spielen für die Ausbildung der Biologie-Studierenden in Kaiserslautern eine besondere Rolle. So wird in experimentellen Kursen das Vorgehen in Forschungslaboren simuliert: Die Studierenden bekommen ein kleines Forschungsthema und müssen dies in kleinen Teams bearbeiten und die Ergebnisse schließlich in Posterpräsentationen oder wissenschaftlichen Artikeln vorstellen. "Dieses kreative Arbeiten an einem eigenen Forschungsprojekt macht den Studenten sehr viel Spaß", sagt Herrmann, "und immer mehr Studenten wollen an unseren Praktika teilnehmen".
Auf Grund der guten Bewertungen der Studierenden bekam Herrmann, zusammen mit dem Juniorprofessor Dr. Georg Umlauf vom Fachbereich Informatik, dieses Jahr den Lehrpreis Rheinland-Pfalz durch das Ministerium für Bildung, Wissenschaft, Jugend und Kultur. "Normalerweise wird man als Professor ausschließlich auf der Basis der Forschungsergebnisse bewertet. Es ist sehr gut, dass durch diesen Preis auch ein besonderes Engagement in der Lehre honoriert wird" sagt Herrmann. "Dies zeigt, dass unsere modernen Lehrkonzepte sehr gut bei den Studenten ankommen und hier gerade auch durch die technischen Möglichkeiten der TU Kaiserslautern besonders gute Bedingungen für ein attraktives Biologiestudium gegeben sind."