"Die Ansprüche unserer Mitarbeiter an ihren Arbeitsplatz verändern sich", so Dr. Nicola Leibinger-Kammüller, Vorsitzende der Geschäftsführung von TRUMPF. "Vor allem verändern sie sich im Zeitablauf: 25jährige Hochschulabsolventen möchten anders arbeiten als 40jährige Väter oder Mütter. Wer auf den Hausbau spart, hat andere zeitliche Wünsche als jemand, der Angehörige pflegen muss."
Erstmalig in seiner Geschichte führt TRUMPF daher ein hoch flexibles Arbeitszeitmodell ein. Kernstück ist, dass die Mitarbeiter regelmäßig alle zwei Jahre selbst entscheiden können, ob sie ihre Wochenarbeitszeit erhöhen oder absenken wollen, und zwar in einem Rahmen von 15 bis 40 Stunden. Daneben steht eine zweite variable Komponente: Bis zu 1000 Stunden können die Mitarbeiter auf ein individuelles Konto "einzahlen" und sie später für längere Freizeitblöcke wieder abrufen - oder damit eine zeitweise Arbeitszeitreduzierung "finanzieren". Drittens gibt es die Möglichkeit, bis zu zwei Jahre lang für die Hälfte des Lohns zu arbeiten, um vor oder nach dieser Phase im Rahmen eines Sabbaticals arbeitsfrei zu sein und dabei ebenfalls den halben Lohn zu beziehen. Weitere kleinere Zeitbausteine runden das Modell ab - etwa die Möglichkeit, unterschiedlich viele Stunden für die betriebliche Altersvorsorge zu arbeiten.
"Unsere Mitarbeiter haben mit diesem Modell die Wahl: Wieviel möchte ich wann in meinem Leben arbeiten?", so Nicola Leibinger-Kammüller. "Und diese Wahl haben sie immer wieder. Ich kenne kein Unternehmen, in dem es so flexible Möglichkeiten gibt."
Für TRUMPF ist es seit jeher wichtig, mit innovativen Personalinstrumenten frühzeitig Entwicklungen in der Arbeitswelt aufzunehmen. Während der Krise etwa hat das Ditzinger Unternehmen die Kombination von Kurzarbeit und Qualifizierungsmaßnahmen systematisch genutzt, was für viele Betriebe in Deutschland vorbildhaft wurde. "Heute nun sehen wir den großen Trend, dass sich die Wünsche und Forderungen von Arbeitnehmern immer mehr individualisieren", so Nicola Leibinger-Kammüller. "Das wird in Zukunft noch zunehmen - und darauf gehen wir bereits heute ein."
Die Chefin des Ditzinger Unternehmens ist sich bewusst, dass das neue Modell für Unternehmen und Beschäftigte ein Kraftakt wird. Und auch für die Gewerkschaften ist es ein anspruchsvolles Projekt: "Die Beschäftigten stehen vor der Notwendigkeit, alle zwei Jahre ihre Lebenssituation neu zu überdenken - das bedeutet Verantwortung", so Hans Baur, Erster Bevollmächtigter der IG Metall Stuttgart, der die Verhandlungen über das neue Modell begleitet hat. "Aber wir wissen zweierlei: Erstens wollen die Beschäftigten mehr Freiheit, als sich mit einem klassischen 35- oder 40-Stunden-Vertrag abbilden lässt. Wir als Gewerkschaft wollen sie dabei unterstützen. Und zweitens: Wenn es für uns einen verlässlichen Partner für ein solches Experiment gibt, dann ist es TRUMPF."