Innerhalb eines gewissen Rahmens ist Inflation normal. Dass alle Preise stabil bleiben, ist weder politisch noch wirtschaftlich zu regeln und auch gar nicht so gewollt – schließlich muss eine Volkswirtschaft, die Wohlstand erzeugen will, durch Arbeit oder Zinserträge kontinuierlich mehr Geldwerte schöpfen. Das angestrebte Ziel der Wirtschaftspolitik ist Preisniveaustabilität: Die moderat ansteigenden Güterpreise werden durch eine entsprechende Steigerung der Löhne und Gehälter ausgeglichen.
Viele gesonderte Preisindizes zeigen die Teuerungsrate von Rohstoff- und Einzelhandelspreisen, Öl- und Goldpreis oder Mieten. Um ein realistisches Bild zu erhalten, berücksichtigt die Berechnung der Kerninflationsrate einige Güter wie Energie und Lebensmittel nicht. Sie sind starken Schwankungen ausgesetzt, die nicht volkswirtschaftlich motiviert sind, beispielsweise durch wetterbedingte Missernte bzw. Ertragssteigerung. Auch im sogenannten Warenkorb, der die Verbraucherpreise abbildet, sind diese Segmente niedriger gewichtet, weil prozentual mehr Geld für Mieten und Versicherungen als für Lebensmittel ausgegeben wird.
Gegen diese objektive Messung steht die subjektive, gefühlte Inflation. So sinken beispielsweise die Preise für teure Konsumgüter wie Autos, Unterhaltungselektronik oder Haushaltsgroßgeräte, doch wird der Preisabschwung nicht wahrgenommen, da der Verbraucher diese Güter seltener kauft oder ganz auf sie verzichten kann. Im Gegensatz dazu wird eine saisonal bedingte Steigerung der Lebensmittelpreise überdimensional empfunden, vorwiegend bei Grundnahrungsmitteln oder häufig gekauften Waren. Im Durchschnitt kann sich der Verbraucher wegen der niedrigen offiziellen Inflationsrate mehr leisten, er bemerkt es in seinem Konsumverhalten nur seltener. Diese psychologisch wahrgenommene Differenz ist die gefühlte Inflation.