In Deutschland befragte die Finanzmarktforschung von TNS Infratest insgesamt 1.102 Bürger im Alter von 18 bis 65 Jahren online nach ihrer Folgenabschätzung der globalen Finanzkrise. Ferner haben die jeweiligen TNS-Landesgesellschaften in Frankreich (1.077), Großbritannien (1.020) und den USA (1.040) die Studie im Dezember letzten Jahres online-repräsentativ durchgeführt.
Auch die Auswirkungen der Krise auf die eigene persönliche Situation betrachten die Deutschen gelassener als ihre europäischen Nachbarn. Wie in Frankreich sieht nur ein Fünftel den eigenen Job in Gefahr, wenngleich ein knappes Drittel in Deutschland konstatiert, zukünftig mehr arbeiten zu müssen, um das Lohneinkommen zu erhöhen. In Großbritannien fürchten 29 Prozent um ihren Job, in den USA sind es 33 Prozent. Deutlich mehr Briten (44 Prozent) und US-Amerikaner (57 Prozent) glauben, in Zukunft auch mehr arbeiten zu müssen, um ein höheres Einkommen zu erzielen.
Die relative Gelassenheit der Deutschen spiegelt sich auch darin wider, dass nur vier Prozent fürchten, ihr Wohneigentum verlassen zu müssen und elf Prozent, dass sie den Eintritt ins Rentenalter werden aufschieben müssen. Letzteres wird von den Franzosen (28 Prozent) und den US-Amerikanern (57 Prozent) deutlich stärker in Erwägung gezogen.
Leben wir Deutschen auf einer Insel der Glückseligkeit oder ist die Krise noch nicht im Bewusstsein angekommen? Nun, ganz wohl ist den Deutschen doch nicht, denn vier von zehn glauben, dass sich im nächsten halben Jahr Einkommen und Wert der Geldanlagen ihres Haushaltes verschlechtern werden.
Was machen die Bürger also mit ihren Geldanlagen, gleich welche sie überhaupt haben? 45 Prozent der Franzosen und 47 Prozent der Deutschen wollen keine Änderungen an ihrem Portfolio vornehmen. In den USA (38 Prozent) und in Großbritannien (37 Prozent) sind dies deutlich weniger. "Sicherlich ist ein Grossteil der "Ruhe" in Deutschland auch der Tatsache geschuldet, dass viele Menschen nur in geringem Maße überhaupt nennenswerte Finanzportfolios haben", folgert Bernhard Keller, Director Finanzmarktforschung bei TNS Infratest.
Zum anderen fehlen den Menschen die Alternativen für ihre vielleicht sogar deutlich im Wert gefallenen Papiere. So werden auch Absichten, Finanzprodukte zu kaufen oder zu verkaufen, nur sehr mäßig geäußert. Auch das "Abstrafen" der Finanzdienstleister, etwa durch das Umwandeln von Anlagen in Barmittel, durch das Aufteilen von Investitionen auf mehrere Anbieter oder das Wechseln der Bank, wird kaum artikuliert. "Von ihren Kunden her haben die Banken keine Revolutionen zu befürchten. Kein Wunder, schließlich haben die Bürger das ja an den Staat delegiert, wenn sie von dort strengere Regeln erwarten", stellt Keller fest.