Der Notfallordner liegt den Thüringer Schulen seit 2002 vor. Zahlreiche Hinweise und Anregungen zur Ergänzung des Ordners sowie in anderen Bundesländern vorhandene Materialien bildeten die Grundlage für eine Überarbeitung des Ordners. Daran beteiligt waren neben dem Kultusministerium zahlreiche Experten des Thüringer Innenministeriums, der Unfallkasse Thüringen, des Thüringischen Landkreistags, des Thüringer Instituts für Lehrerfortbildung, Lehrplanentwicklung und Medien, der Staatlichen Schulämter, der Schulträger und das Kernteam Krisenintervention des Schulpsychologischen Dienstes. Mit dem Ordner können Schulen Handlungssicherheit gewinnen, um rasch und möglichst reibungslos erforderliche Maßnahmen einzuleiten. Der Ordner enthält Kapitel zum schulischen Krisen- und Notfallmanagement in Thüringen, spezielle Hinweise zu ausgewählten besonderen Vorkommnissen und Gefahrenlagen sowie Anhänge mit Formularen, Festlegungen und Übersichten, Musterschreiben und einem Ratgeberteil. Darin enthalten sind u. a. Hinweise zur Früherkennung und Verhinderung von Amoktaten, zur Information mittels Code und zu schusssicheren Bereichen in Räumen.
Kultusminister Müller dazu: "Die Ereignisse in Erfurt, Freising, Meißen, Emsdetten, Winnenden und St. Augustin zeigen, Krisen sind allgegenwärtig. Wenn das Unvorstellbare passiert, sind Schritte zur Krisenbewältigung erforderlich. Notfälle und Krisen in der Schule sowie im schulischen Umfeld verlangen ein angemessenes und vor allem koordiniertes Handeln. Da den Verantwortlichen in einer solchen Situation nicht die Zeit bleibt, Grundsätzliches zu diskutieren, muss vorab schulintern geklärt werden, wem im Krisenfall welche Aufgaben obliegen und wie im Einzelnen zu agieren ist. Der vorliegende Ordner soll helfen, plötzlichen und unvorhersehbaren Anforderungen und Belastungen dadurch eher gerecht zu werden, dass im Vorfeld Handlungsmöglichkeiten erkannt und diskutiert worden sind. Um sicherzustellen, dass in einer Krisensituation keine wesentlichen Handlungsschritte vergessen werden, sollte das Krisenteam regelmäßig das Verhalten in krisenhaften Situationen trainieren. Ich hoffe, dass diese Materialien zum Leitfaden für die Thüringer Schulen im Umgang mit Krisen und Notfällen werden, dass sie in der Realität aber nie angewendet werden müssen."
Krisen und Notfälle sind in der Regel extreme, nicht vorhersehbare, plötzlich eintretende, belastende Ereignisse, die den normalen Schulalltag gravierend stören. Durch sie können Einzelpersonen, Personengruppen oder die gesamte Schulgemeinschaft im Schulbetrieb gefährdet oder beeinträchtigt werden. Typische Beispiele für Krisen und Notfälle sind: Amoklagen, massive Gewaltandrohungen, Gewalthandlungen und Gewalteskalation, Waffenbesitz und Waffengebrauch, schwere Unfälle und Todesfälle, ansteckende oder lebensgefährliche Erkrankungen sowie andere Krisenereignisse wie z. B. Brand oder Hochwasser.