Es sind die kleinen Ritzen an den Fenstern. Die dünnen Backsteinwände aus der Nachkriegszeit. Die alte Ölheizung von 1976. Energiediebe haben viele Gesichter, aber eines gemeinsam: Sie verhindern, dass kostbare Energie optimal genutzt wird und verschlechtern das Klima. Immerhin entfallen fast 40 Prozent des deutschen Endenergieverbrauchs und etwa ein Drittel der CO2-Emissionen auf Gebäude. Deshalb sollen auch Hausbesitzer ihren Beitrag zum Klimaschutz leisten. Das Ziel war ehrgeizig und lautete „Null-CO2-Ausstoß“ bis 2050. Geplant war eine Förderung für rechtzeitige Sanierungen sowie steuerliche Nachteile, etwa bei der Grundsteuer, für Eigentümer, die sich nicht an die Anforderungen halten.
Nun wird zurückgerudert: Das neue Konzept sieht vor, bis 2050 alle Gebäude so zu sanieren, dass sie zwar deutlich weniger Energie verbrauchen. Gleichwohl gilt jedoch nur noch ein CO2-Reduktionsziel von 80 Prozent.
Außerdem soll – wie beim Auto – eine „Abrissprämie“ für Häuser kommen, die sich nicht mehr den neuesten Energiestandards entsprechend dämmen lassen. In diesem Fall würde ein Ersatzneubau bezuschusst. Dies gilt insbesondere für Gebäude aus den 60-er und 70-er Jahren, deren Substanz in einem zu schlechten Zustand ist, um sie ausreichend energetisch sanieren zu können.
Rückschritt zu Lasten der Umwelt
Begründet wird die Herabsetzung des Ziels auf 80 Prozent mit dem Gebot der Wirtschaftlichkeit, um Hauseigentümer und Mieter nicht zu überfordern. Das auch vor dem Hintergrund, dass die nötigen Förderungen nicht finanzierbar wären. Noch ist unklar, wie hoch die Förderungen für das kommende Jahr ausfallen – die Rede war zunächst von Kürzungen auf nur noch 436 Millionen Euro; neueste Meldungen besagen, dass der Fördertopf wieder mit etwa einer Milliarde gefüllt werde.
SKD-Geschäftsführerin Monika Fauser sieht diese Entscheidung kritisch: „Nichts gegen einen Abriss, wenn sich nicht mehr vernünftig sanieren lässt. Für Menschen und Unternehmen, denen der Umweltgedanke am Herzen liegt und die bereit sind, auf das Null-Emissionsziel hinzuwirken, ist die Neuregelung jedoch ein Schlag ins Gesicht.“ Außerdem sei der Zeitraum von 40 Jahren ausreichend, Investitionen zu planen und zu tätigen, zumal sich neue Technologien rasch entwickeln, etablieren und bezahlbar würden – eine entsprechende Förderung vorausgesetzt.