In ihren Vorträgen haben verschiedene Referenzen dem Tenor zugestimmt – darunter Günter Wältermann, designierter Vorsitzender des Vorstandes der AOK Rheinland Hamburg. Er monierte, dass aufgrund nicht angepasster Leitlinien viele Präparate und Anwendungsformen den Krebspatienten bislang nicht zur Verfügung stehen, obwohl ihre Wirksamkeit bereits bewiesen wurde. Grund hierfür seien seiner Ansicht nach in Deutschland geltende Vorschriften, die nur alle drei Jahre eine Anpassung der Leitlinien zuließen. Prof. Dr. med. Ferdinand Hofstädter, Vorstandsvorsitzender der Arbeitsgemeinschaft Deutscher Tumorzentren, plädierte ebenfalls für eine flexiblere Gestaltung der Leitlinien und wies darauf hin, dass die Daten der klinischen Krebsregister spätere Veränderungen der Leitlinien in vielen Fällen vorwegnehmen. Die Tumorzentren müssten sich daher Hofstädter zufolge künftig noch besser organisieren.
Doch die Notwendigkeit von Strukturreformen betrifft auch schon die für den Therapieerfolg entscheidende Diagnostik. "Eine erleichterte Zulassung für kleine mittelständische Unternehmen würde die Möglichkeiten der Diagnose deutlich erweitern und damit die Grundlagen einer personalisierten Krebstherapie entscheidend verbessern", führt der Geschäftsführer der SIMFO GmbH aus. Das von Pharmakonzernen unabhängige Familienunternehmen hat mit maintrac einen führenden onkologischen Bluttest entwickelt, der weltweit erfolgreich eingesetzt wird. Das Diagnostikverfahren ermöglicht die Überwachung der Wirksamkeit von Krebstherapien noch während ihres Verlaufs. Zudem kann mit maintrac bereits vor Beginn einer Behandlung das Medikament mit der für den Patienten individuell höchsten Wirkungswahrscheinlichkeit im Labor bestimmt werden. Das Verfahren, das vollkommen nebenwirkungsfrei ist, stützt sich dabei auf die im Patientenblut vorhandenen, zirkulierenden Tumorzellen (CETC), die zuverlässig gezählt, analysiert und getestet werden. Basierend auf diesen Ergebnissen kann eine personalisierte Krebstherapie gemäß aktualisierter Leitlinien erfolgreich ausgestaltet werden.
Prof. Dr. Gerhard Ehninger, Geschäftsführender Vorsitzender der Deutschen Gesellschaft für Hämatologie und Onkologie (DGHO) forderte die Stärkung Pharmaindustrieunabängiger Studien. Ehninger führte in seinem Vortrag Frankreich als positives Beispiel an. Wenn auch in Deutschland Forschungsgelder vermehrt an unabhängige Institutionen und dadurch auch an kleine und mittelständische Unternehmen verteilt würden, könnte neben einem Gewinn an Unabhängigkeit auch ein höherer Bezug auf die Anforderungen des GBA gewährleistet werden, so der Experte. Darüber hinaus erhielten Krebspatienten so erst die Chance, auch von den Innovationen kleinerer Unternehmen profitieren zu können. „Bei der Beurteilung einer Behandlungsmethode oder eines Medikamentes sollten ein möglichst rezidivfreies Ergebnis und der langfristige Behandlungserfolg die alleinige Grundlage darstellen, nicht der Vergleich zu einem Vorgänger-Medikament“, stimmt Pachmann Prof. Ehninger zu.
Weitere Informationen unter www.maintrac.de und www.laborpachmann.de