Das Bekenntnis der IT-Branche zur Hauptstadtregion ist indes ungebrochen, denn der Standort hat in der Branche noch immer ein gutes Image. Die Note „gut“ bis „sehr gut“ vergeben 28,8 Prozent. Rund die Hälfte (48,1 Prozent) ist mit dem Standortimage zufrieden. Insgesamt hat sich die Bewertung des Standortes seit 2006 kontinuierlich verbessert.
Verbesserte Umsatzerwartung und Neueinstellungen
Mit einer positiven Grundstimmung gehen die Unternehmen in das Jahr 2011: Sinkende Umsätze erwarten nur noch knapp 4 Prozent, im Krisenjahr 2009 waren es noch 9,1 Prozent. Ein Umsatzwachstum von mehr als 20 Prozent erwarten für 2011 sogar fast 26 Prozent. Dies bedeutet eine Steigerung gegenüber dem Vorjahr (17,9 Prozent) um rund 8 Prozentpunkte. Trotz regionaler Großprojekte wie dem Flughafen BBI wird die regionale Auftragsvergabe dennoch nur von 17,3 Prozent mit „gut“ bis „sehr gut“ bewertet, fast 27 Prozent beurteilen das Auftragsvolumen als „unzureichend“. Im Jahr 2006 waren es aber noch doppelt so viele (54 Prozent).
Fachkräftemangel bereitet Sorge
Qualifiziertes Personal in der Region zu finden, bleibt für die Branche eines der größten Probleme: Denn nur rund 16 Prozent beurteilen das regionale Arbeitskräfteangebot als „gut“ bis „sehr gut“ und für 21,6 Prozent bleibt es sogar „unzureichend“. Mehr als verdoppelt hat sich dabei der Anteil der Unternehmen, die einen hohen Aufwand bei der Personalbeschaffung erwarten: 33 Prozent gegenüber 14 Prozent im Jahr 2010. Trotzdem rechnet fast jedes fünfte der befragten Unternehmen (19,5 Prozent) mit mehr als 20 Prozent Personalwachstum.
Steigende Unternehmenskooperationen, Zusammenarbeit mit der Wissenschaft rückläufig
Weit mehr als die Hälfte (56 Prozent) sind mit den regionalen Wirtschaftskooperationen „zufrieden“ und 30 Prozent beurteilen sie sogar als „gut“ bis „sehr gut“. In starkem Kontrast dazu steht hingegen die Zusammenarbeit mit Hochschulen und Einrichtungen in Forschung und Entwicklung der Region: Hier sind nur noch rund 35 Prozent der Unternehmen zufrieden, 20,4 Prozent beurteilen die Zusammenarbeit als „unzureichend“ (Vorjahr nur 7,4 Prozent). „Die enge Zusammenarbeit von Wirtschaft und Wissenschaft war immer ein wichtiger Wettbewerbsvorteil der regionalen IT-Branche. Wir beobachten die Entwicklung daher sehr kritisch“, sagt Dr. Ortwin Wohlrab, Vorstandsvorsitzender des SIBB.
ITK-Wirtschaftspolitik verbesserungsfähig
Mit fast 4.000 Unternehmen und über 50.000 Beschäftigten zählt die ITK-Wirtschaft zu den zukunftsweisenden Wachstumsbranchen der Region. Der SIBB Branchenreport untersuchte daher erstmals auch die Bekanntheit und Beurteilung der regionalen ITK-Wirtschaftspolitik: „Zwar ist die regionale ITK-Wirtschaftspolitik 59 Prozent der Befragten bekannt, jedoch vergeben nur rund sieben Prozent in ihrer Beurteilung dafür die Note „gut“ bis „sehr gut“. Für mehr als die Hälfte (53 Prozent) bleibt die Wirtschaftspolitik „unzureichend“, erläutert SIBB-Geschäftsführer Peer-Martin Runge.
Dr. Ortwin Wohlrab, Vorstandsvorsitzender des SIBB e. V.:
„Nach der Wirtschaftskrise 2009/10 hat die Branche wieder Fuß gefasst: Die Tendenz zeigt klar nach oben, aber es besteht noch Handlungsbedarf. Vor allem der Fachkräftemangel erfüllt uns mit Sorge. Dass mehr als 20 Prozent der von uns befragten Unternehmen mit der Zusammenarbeit von Forschung und Entwicklung unzufrieden sind, ist ein deutliches Alarmsignal. Wir fordern daher von der Politik eine bessere Verzahnung von Wirtschaft und Wissenschaft. Denn der anhaltende Fachkräftemangel in technischen Berufen steht hiermit im engen Zusammenhang und behindert das Wachstum von Unternehmen und Branche. Angesichts der Bedeutung der regionalen ITK-Branche wünschen wir uns die gleiche Aufmerksamkeit, wie sie z. B. die Kreativwirtschaft erhält. Die gezielte Unterstützung erfolgreicher Branchen – der Modebereich hat es gezeigt – führt zu nachhaltigen Wachstumsimpulsen, von denen alle profitieren. Das würde auch die Bewertung der Wirtschaftspolitik in der ITK-Branche verbessern.“
Download des Branchenreports:
http://www.slideshare.net/...