Im September und Oktober 2008 traten in Südafrika fünf Fälle von hämorrhagischem Fieber unbekannter Ursache auf, nachdem zuvor eine schwer kranke Frau aus Sambia eingeflogen worden war. In vier der fünf Fälle endete die Krankheit tödlich: die ursprünglich infizierte Patientin, der Rettungssanitäter, der sie während des Fluges betreute, die Krankenschwester, die die Patientin auf der Intensivstation in Südafrika betreute, sowie eine Reinigungskraft der Klinik, die den Raum nach dem Tod der Patientin reinigte, starben. In Probenmaterialien dieser Personen wurde mittels Hochdurchsatz-Sequenzierung mit dem Genome Sequencer FLX von 454 Life Sciences ein bisher nicht bekanntes Altwelt-Arenavirus identifiziert. Während das entfernt verwandte LCM-Virus für gesunde Menschen im Allgemeinen ungefährlich ist, zeigt das Lujo-Virus eine beispiellos hohe Letalität von 80 % und eine ungewöhnlich hohe Pathogenität.
"Innerhalb von 72 Stunden nach Ankunft der Probe am New Yorker Flughafen hatten wir das neue Virus mit Hochdurchsatz-Sequenzierung identifiziert.", sagte Thomas Briese, stellvertretender Direktor des Center for Infection and Immunity an der Mailman School of Public Health der Columbia University.
"Es ist beruhigend zu wissen, dass wir jetzt die Werkzeuge zur schnellen Detektion von bislang unbekannten tödlichen Viren besitzen, um schnell reagieren zu können. Eine große Herausforderung für die Zukunft wird die Installation dieser Technologien in Gegenden, in denen häufig neue Viren auftauchen.", erklärte Dr. Ian Lipkin, John-Snow-Professor für Epidemiologie und Professor für Neurologie und Pathologie an der Columbia University und Direktor des Center of Infection and Immunity. "Wir werden uns weiterhin mit dieser für die öffentliche Gesundheit so wichtigen Technologie beschäftigen, die eine einzigartige Chance zur Verhinderung der nächsten Pandemie darstellt, sei es eine Bedrohung in der Art von HIV oder SARS."
Das Hochdurchsatz 454 Sequenziersystem hat sich in einer Reihe von kürzlich veröffentlichten Studien als leistungsfähiges Werkzeug zur Entdeckung von Krankheitserregern erwiesen. Anfang 2008 wurde in einem im New England Journal of Medicine veröffentlichten Artikel über die Identifizierung eines neuen Virus, das für den Tod von drei Transplantatempfängern verantwortlich war, mit Hilfe von 454 Sequenzierungs-Know-How berichtet (2). Eine andere im letzten Jahr veröffentlichte Studie benutzte das Sequenziersystem zur Identifizierung eines neuen Ebolavirus, das für einen Ausbruch von hämorrhagischem Fieber 2007 in Uganda verantwortlich war (3).
"Die 454 Sequenzierung ermöglicht Forschern die schnelle Identifizierung von Organismen in komplexen Proben", erklärte Michael Egholm, Co-Autor der Studie sowie Chief Technology Officer und Vizepräsident von Forschung und Entwicklung bei 454 Life Sciences. "Unsere Arbeit mit Lipkin und Kollegen zur Entwicklung eines umfassenden Ansatzes zur Pathogen-Identifizierung hat bei der Aufklärung einer Reihe von Krankheitsausbrüchen der letzten Zeit Früchte getragen. Dies bestätigt das Potenzial dieser Technologie als wichtiges Werkzeug zur Sicherung der öffentlichen Gesundheit. Bei diesem jüngsten Beispiel durften wir mit herausragenden Wissenschaftlern der Centers for Disease Control, der Weltgesundheitsorganisation WHO und des National Institute for Communicable Diseases in Südafrika zusammenzuarbeiten."
454 Life Sciences, ein Center of Excellence von Roche Applied Science, entwickelt und vermarktet das innovative 454 Sequenziersystem für die ultraschnelle Hochdurchsatz-DNA-Sequenzierung. Spezifische Anwendungsfelder der Technik sind zum Beispiel die De-novo-Sequenzierung und Resequenzierung von Genomen, Metagenomik, RNA-Analyse und die gezielte Sequenzierung bestimmter DNA-Bereiche. Das 454 Sequenziersystem zeichnet sich durch eine einfache, unvoreingenommene Probenvorbereitung und lange, präzise Leseweiten, auch bei Paired-End-Sequenzierung, aus. Mit Hilfe der 454 Sequenziertechnologie sind hunderte in Peer-Review-Zeitschriften veröffentlichte Studien durchgeführt worden, in so unterschiedlichen Bereichen wie Krebsforschung, Infektiologie, Wirkstoffsuche, Meeresbiologie, Anthropologie, Paläontologie und vielen anderen.
Über Roche Roche mit Hauptsitz in Basel, Schweiz, ein führendes, forschungsorientiertes Unternehmen ist spezialisiert auf die beiden Geschäfte Pharma und Diagnostics. Als weltweit grösstes Biotech-Unternehmen entwickelt Roche klinisch differenzierte Medikamente für die Onkologie, Virologie, Entzündungs- und Stoffwechselkrankheiten und Erkrankungen des Zentralnervensystems. Roche, ein Pionier im Diabetesmanagement, ist auch der weltweit bedeutendste Anbieter von In-vitro-Diagnostik und gewebebasierten Krebstests. Medikamente und Diagnostika, welche die Gesundheit, die Lebensqualität und die Überlebenschancen von Patienten entscheidend verbessern sind das strategische Ziel der personalisierten Medizin von Roche. 2008 beschäftigte Roche weltweit über 80'000 Mitarbeitende und investierte fast 9 Milliarden Franken in die Forschung und Entwicklung. Der Konzern erzielte einen Umsatz von 45,6 Milliarden Franken. Genentech, USA, gehört vollständig zur Roche-Gruppe. An Chugai Pharmaceutical, Japan, hält Roche die Mehrheitsbeteiligung. Für weitere Informationen: www.roche.com.
(1) Briese et al. Genetic detection and characterization of Lujo virus, a new hemorrhagic fever-associated arenavirus from Southern Africa. (2009) PLoS Pathogens. ePub April xx.
(2) Palacios et al. A new arenavirus in a cluster of fatal transplant-associated diseases. (2008) New England Journal of Medicine 358: 991-998.
(3) Towner et al. Newly discovered ebola virus associated with hemorrhagic fever outbreak in Uganda. (2008) PLoS Pathogens 4(11): e1000212.