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Pauken nach der Arbeit

Mitarbeiter opfern Freizeit für Weiterbildung

(PresseBox) (Leipzig, )
Stuttgart (ms) - Es ist ein Trend: Um den Job zu sichern, pauken viele Mitarbeiter nach der Arbeit.

Raus aus der Halle, rein ins Büro

Ewig metallenen Staub schlucken und den Lärm ertragen wollte er nicht. Für Jan Mangold war schon während der Lehre zum Maschinenbaumechaniker klar, dass Werkshallen nicht für ewig sein Arbeitsplatz sein werden. „Mir machte die Ausbildung Spaß“, sagt der heute 31-Jährige im Rückblick. Mehr als Grundstock für die weitere berufliche Karriere war sie allerdings nicht. Denn Mangold bildete sich nebenberuflich weiter.

Zuerst absolvierte er den technischen Fachwirt bei der Stuttgarter IHK, dann den Betriebswirt beim Waiblinger Weiterbilder „Opens external link in new windowcarriere & more“. Aktuell drückt er in Heilbronn und Österreich die Schulbank, um einen Master-Abschluss zu erhalten. Mit Unterbrechungen dauerte sein Weg vom Mechaniker zum Produktmanager für Teleskop-Hubsäulen in Summe zehn Jahre. Getrieben von einem Ziel: Raus aus der Halle, rein ins Büro „und zu den Kunden an den Tisch“, wie der Bad Friedrichshaller anschaulich berichtet.

Bezahlt hat Mangold seine sechsjährige Qualifizierung aus eigener Tasche. Alleine der Master-Studiengang verschlingt 15.000 Euro. Billiger ist ein technischer Betriebswirt. Er kostet etwa bei carriere & more 3.495 Euro. Was daneben zwar nicht Geld aber Kraft kostet, ist der zeitliche Aufwand, den nebenberufliche Weiterbildungen in Anspruch nehmen.

Für Abschluss 55 Sonnabende und Sonntage geopfert

Das weiß auch Tanja Siegmund. Die 32-Jährige gelernte Industriekauffrau arbeitet bei einem Stuttgarter Automobilzulieferer und kam dort als Sachbearbeiterin in Bezug auf Karriere nicht von der Stelle. Vor sechs Jahren fasste die Schorndorferin den Entschluss, sich auf eigene Faust nebenberuflich zu qualifizieren. Binnen zweieinhalb Jahren absolvierte sie erst einen Lehrgang zur Industriefachwirtin und setzte im Anschluss den Betriebswirt oben drauf. „Zeitaufwand und Belastung sind schon intensiv“, gibt Siegmund im Rückblick unumwunden zu.

Für die beiden Fachwirte mit IHK-Abschluss opferte sie in Summe 55 Sonnabende und Sonntage. Und vier Wochen vor den jeweiligen Prüfungen schraubte sie ihre Arbeitszeit auf halbtags herunter – mit den entsprechenden Gehaltseinbußen. „Damit ich gezielt vier Stunden pro Tag lernen konnte“, erzählt Siegmund.

Doch der Aufwand hat sich gelohnt. Zeitgleich mit dem Abschluss bewarb sie sich firmenintern auf eine besser dotierte Stelle im Werkscontrolling und wurde prompt genommen. „Als nächster Karriereschritt steht nun der Wechsel ins Personalcontrolling an“, erzählt Siegmund stolz. Vom Arbeitgeber bekam sie allerdings während der Weiterbilddungsperiode fast keine Unterstützung. Bezahlen musste sie die rund 5.000 Euro Lehrgangskosten und Prüfungsgebühren aus eigener Tasche. Lediglich vor den Prüfungen durfte sie Sonderurlaub einreichen.

Zahl der „Weiterbildungswilligen“ steigt

Wie den beiden geht es laut einer Studie des Opens external link in new windowInstituts der deutschen Wirtschaft Köln (IW) vielen Angestellten. Seit 2007 hat sich die Stundenzahl, die Beschäftigte in ihrer Freizeit für eine Weiterbildung opfern, mehr als verdoppelt und liegt bei zehn Stunden jährlich. Im Schnitt nahm 2010 jeder Mitarbeiter gut 29 Stunden pro Jahr an Seminaren teil – drei Jahre zuvor waren es lediglich 22 Stunden.

Einen Hintergrund für den Trend zur Qualifizierung auf eigene Faust sieht Simone Stargardt in der anhaltenden Finanz- und Wirtschaftskrise. Seit ihrem Beginn vor sechs Jahren habe die Zahl der „Weiterbildungswilligen“ zugenommen, beobachtete die Geschäftsführerin der Akademie carriere & more. „Die Leute wissen, dass sie etwas für die Jobsicherung tun müssen“, verdeutlicht die 35-Jährige.

Kurzarbeit lässt Karriereplanung zu

Ähnliches meldet auch das IW. Durch Kurzarbeit und Überstundenabbau sei Zeit frei geworden, die die Beschäftigten für ihre Karriere nutzen. Daher seien die Ausgaben je Beschäftigtem 2010 konstant geblieben – obwohl der Umfang der Weiterbildung deutlich zugenommen habe. Dass auch Firmen mehr in Qualifizierungen ihres Personals investieren, zeigen Beispiele aus Branchen, in denen seit Jahren Fachkräftemangel herrscht.

In der Wohngemeinschaft für Senioren in Filderstadt etwa übernimmt Inhaberin Rosemarie Amos-Ziegler die Kosten für alle Weiterbildungen ihrer Leute.
Einem jungen, ambitionierten Mitarbeiter etwa bezahlte das Unternehmen aus der Pflegebranche einen kompletten Bachelor-Studiengang, den dieser dreieinhalb Jahre nebenberuflich absolvierte.

Seit 1999 finanzierte das Ehepaar Amos-Ziegler alle Weiterbildungen, die ihre inzwischen 200 Mitarbeiter belegen. Ob es um Wundversorgung, Schmerzmanagement, Umgang mit Demenz oder um einen Computerworkshop zu Wikipedia oder Facebook geht, „für alles übernehmen wir die Kosten“, sagt Ziegler, „und wir teilen uns bei mehrtägigen Seminaren die Seminarzeiten mit den Mitarbeitern.“

Sprich die Hälfte der Zeit bringt das Personal als Freizeit ein. Die andere Hälfte ist Arbeitszeit. Länger angelegte, nebenberufliche Weiterbildungen, die über ein bis drei Jahre gehen, nehmen bei der Wohngemeinschaft jährlich bis zu sieben Mitarbeiter in Anspruch. Auch für sie übernimmt der Sozialmanger die Kosten, damit aus Altenpflegerinnen beispielsweise Pflegedienstleiterinnen werden. Als Grund für sein umfassendes Weiterbildungs-Engagement nennt Ziegler sein hohes Qualitätsbewusstsein und die Tatsache, dass soziale Berufe mehrheitlich von Frauen ergriffen werden.

Die wiederum schultern immer noch zu großen Teilen die Belastung aus Familie und Beruf alleine. Und um Lücken zu schließen, die Elternpausen oder Teilzeitbeschäftigung mit sich bringen, bietet die Filderstädter Wohngemeinschaft für Senioren umfangreiche Schulungen an. In Arrangements wie dem von Ziegler und seinen Leuten spiegelt sich die Studie des IW ebenfalls wider. Denn im gleichen Zeitraum stieg die Stundenzahl für Weiterbildungen während der Arbeitszeit um 14 Prozent, so die Forscher aus Köln.

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