Die HDI-Gerling Industrie Versicherungs AG meldete, dass die Zahl der Produktfälschungen seit 1995 um mehr als das 30-Fache gestiegen ist. 80 Prozent der aufgegriffenen Fälschungen kommen aus dem (vorder-)asiatischen Raum. Im Februar wurde der Negativpreis „Plagiarius“ (www.plagiarius.com) auf der Konsumgütermesse „Ambiente“ zum 35. Mal verliehen. Unter den ausgezeichneten zehn Plagiatoren waren acht Chinesen, aber auch zwei Deutsche.
Abgekupfert wird überall
Dieses Problem ist auch dem Verein „Ja zu Deutschland e.V.“ (www.ja-zu-deutschland.de) bekannt. Seit Anfang 2011 vergibt dieser ein Zertifikat sowie ein Siegel „Made in Germany“ nur noch für Wirtschaftsgüter von Unternehmen, die sich zum Standort Deutschland bekennen, die auf der Internetplattform des Vereins registriert sind und die zudem eine Wertschöpfungstiefe von mehr als 50% im Herkunftsland Deutschland aufweisen können.
Abgekupfert wird überall. In vielen Fällen ist ein Schutz durch das Deutsche Patent- und Markenamt nicht möglich. Zum Beispiel für die Originalautoren, bei denen Karl-Theodor zu Guttenberg in seiner Doktorarbeit ohne Quellennachweis abschrieb.
Da hilft auch kein Amt
Eine der ältesten Fälschungen ist die Legende von der „Konstantinischen Schenkung“. Im Jahr 800 nach Christi wurde der Gebietsanspruch des römischen Kirchenstaates durch Rückdatierung einer Schenkungsurkunde um 500 (!) Jahre untermauert. Damals gab es noch kein Patent- und Markenamt, schon gar kein deutsches.
Auch im berühmtesten Fälschungsfall der jüngeren Vergangenheit, den „Hitler-Tagebüchern“ von Konrad Kujau, auf die 1983 das Magazin STERN hereinfiel, half kein Amt. Der STERN gehört zu Gruner + Jahr. Beide stifteten im Jahr 2005 den Henri-Nannen-Preis im Gedenken an den Gründer des STERN, um journalistische Bestleistungen auszuzeichnen.
Der SZ-Unternehmerpreis
60-prozentige Tochter von Gruner + Jahr ist auch die DD+V Mediengruppe aus Dresden, die u. a. die „Sächsische Zeitung“ (SZ) herausgibt. Diese rief 2006 einen eigenen Unternehmerpreis aus, den SZ-Unternehmerpreis (www.sz-unternehmerpreis.com). Dessen Macher werden allerdings weder den Henry-Nannen-Preis noch das Siegel „Ja zu Deutschland e. V.“ gewinnen können.
Sie schrieben ihre fünf Wettbewerbskriterien dreist fast wörtlich ab, und zwar aus der seit 1994 unveränderten jährlichen Ausschreibung des Wettbewerbs „Großer Preis des Mittelstandes“ (www.mittelstandspreis.com), ohne die Quelle anzugeben. Eine telefonische Kooperationsanfrage der Oskar-Patzelt-Stiftung blieb bis heute unbeantwortet.
Herzlichen Glückwunsch!
Die SZ gehört über DD+V und Gruner + Jahr zum Bertelsmann-Konzern mit weltweit 100 000 Mitarbeitern und 16 Mrd. Euro Umsatz. Fällt denen wirklich nichts Eigenes ein? Schade. Und warum haben sie nicht die Größe, die Quelle zu zitieren? Sogar die Preisträger des Jahres 2011 sind ausnahmslos aus dem Wettbewerb „Großer Preis des Mittelstandes“ bekannt:
Platz 1 errang Dr. Wolfgang Groß mit seiner Firma fit GmbH (Preisträger 2000, Premier 2002 beim „Großen Preis des Mittelstandes“), Platz 2 errang Thilo Lehmann mit seiner Firma Lehmann Maschinenbau GmbH (bei der Oskar-Patzelt-Stiftung Preisträger 1997 und seit 2009 zum dritten Mal für den „Premier“ nominiert), und Platz 3 ging an Denis Korn, mit mehreren Musikhäusern und einem der erfolgreichsten deutschen Online-Musikalien-Shops seit 2005 zum 7. Mal beim „Großen Preis des Mittelstandes“ nominiert.
Die Oskar-Patzelt-Stiftung hat den Preisträgern natürlich gratuliert: www.kompetenznetz-mittelstand.de/..., Der SZ-Unternehmerpreis selbst ist jedoch eher ein Kandidat für den „Plagiarus“. Schade.