Dagegen Juni 1998. Auf der ICE-Strecke Hannover-Hamburg ereignet sich das bislang schwerste Zugunglück in der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland. Innerhalb von Minuten sind Polizei, Feuerwehr, Hilfs- und Rettungsdienste vor Ort. Später wird von einer 15 prozentigen Überversorgung des Rettungseinsatzes gesprochen. Es war mehr Hilfe vor Ort als gebraucht wurde und überhaupt koordiniert werden konnte.
Vergleichen kann man diese Ereignisse nicht, und unterschiedlicher kann Katastrophenmanagement wohl kaum sein. Auf der einen Seiten bestimmen urdemokratische Feuerwehrbewegungen, staatliche sowie bürgerliche Traditionen und Strukturen den Bevölkerungs- und Katastrophenschutz in Deutschland, auf amerikanischer Seite steht der Staat aufgrund nicht vorhandener und nicht auf derartige Naturkatastrophen eingestellter staatlichen Strukturen vor Problemen.
Obwohl der europäische Bevölkerungs- und Katastrophenschutz als vorbildlich gilt, gibt es auch hier Diskussionsbedarf.
Gerade im Zusammenhang mit den jährlichen Waldbränden im Süden Europas werden Forderungen nach eigenen EU-Katastrophenschutzeinheiten immer wieder aufgegriffen. Während gerade die südlichen Länder (Portugal, Italien, Griechenland und Spanien) europäische Einheiten wollen, wehrt sich Deutschland gegen eine Auflösung des nationalen Katastrophenmanagements durch Prozesse auf europäischer Ebene.
Der 6. Europäische Bevölkerungs- und Katastrophenschutzkongress am 8. und 9. September in der Stadthalle Bonn Bad Godesberg wird unter dem Titel "Verstärkung Europäischer und Nationaler Netzwerke für einen erfolgreichen Bevölkerungsschutz" den Schwerpunkt der Veränderungen auf europäischer Ebene, den Vertrag von Lissabon und die Neuerungen in den Nationalen Strukturen analysieren und diskutieren.