„Seit einiger Zeit wird befürchtet, dass der steigende Bedarf an Anbaufläche zur Energiegewinnung durch Biogas den Pachtpreis in die Höhe treiben könnte. In der oftmals unsachlich geführten Diskussion wird allerdings häufig vergessen, dass heute nur ein geringer Teil der landwirtschaftlichen Nutzfläche überhaupt für die Biogasproduktion genutzt wird. Die Flächenknappheit ist eine neue und für die Landwirtschaft überraschende Situation. Die Biogasgewinnung ist aber nicht die wesentliche Ursache hierfür. So haben zum Beispiel weltweite Missernten in den letzten Monaten entscheidend zur Erhöhung der Pachtpreise beigetragen.
Die Erzeugung von Biogas ist für viele Landwirte zu einem wichtigen Standbein geworden und trägt über die CO2-neutrale Strom- und Wärmeerzeugung zum Klimaschutz bei. Im Vergleich zu anderen regenerativen Energieträgern wie zum Beispiel Biodiesel oder Bioethanol erweist sich die Flächeneffizienz von Biogas als bedeutend höher. Ergibt sich beim Biogas aus dem Ertrag von einem Hektar Energiepflanzen eine PKW-Fahrleistung von ca. 70.000 km, liegt diese beim Biodiesel im Vergleich bei nur 22.000 km. Aus wirtschaftlicher und ökologischer Sicht ist es daher sinnvoll, die Biogasförderung auch weiterhin wie gehabt beizubehalten.
Die Steigerung der landwirtschaftlichen Produktivität wird in den nächsten Jahren einen erheblichen Beitrag leisten, den Konkurrenzdruck auf die Flächen zu senken. Während heute noch für die Nahrungsmittelversorgung etwa 0,24 Hektar pro Kopf benötigt werden, sind dies langfristig nur noch 0,15 Hektar. In der Folge steht bis zum Jahr 2030 voraussichtlich eine Fläche von 4,5 Millionen Hektar zur energetischen Nutzung frei zur Verfügung ohne mit dem Food-Sektor in Konkurrenz zu treten.
Die Technologieentwicklung im Bereich Biogas steht zudem erst am Anfang. Technologische Neuerungen und Innovationen versprechen in Zukunft eine noch bessere Ausnutzung der Rohstoffe. So konnte der Wirkungsgrad der Blockheizkraftwerke, die zur Verstromung des Biogases eingesetzt werden, von etwa 30 Prozent im Jahr 1999 auf heute über 42 Prozent gesteigert werden. Allein dieser Faktor senkte den Flächenbedarf in der Biogasproduktion um 25 Prozent.
Betrachtet man die Preisentwicklung beim Erdgas wird schnell deutlich, dass Biogas in naher Zukunft eine vermeintlich günstige Alternative zur Abdeckung des Strom- und Wärmebedarfs in Deutschland darstellen wird. Mit Biogas als Regelenergie wäre eine Vollversorgung aus regenerativen Energien möglich, wie eine Studie des Business Institute Solar Strategy ermittelt hat.
Auch für die unabhängige Energieversorgung Europas spielt Biogas langfristig eine wichtige Rolle. Eine Studie des Instituts für Energetik und Umwelt (IE) aus Leipzig über die Potenziale für die Methanproduktion durch Vergärung und Vergasung von Biomasse in den EU 28 Ländern sowie den europäischen Nachfolgestaaten der Sowjetunion ergab, dass bei entsprechender Energieeffizienzsteigerung der europäische Gasverbrauch im Jahr 2020 komplett durch Biogas gedeckt werden könnte. Das IE ist bei seinen Untersuchungen davon ausgegangen, dass jedes Land seine vollständige Nahrungsmittel-Selbstversorgung sicherstellt. Nur darüber hinaus verfügbare Ackerflächen wurden für den möglichen Energiepflanzenanbau berücksichtigt. Die Studie zeigt auch, dass die Flächenkonkurrenzdiskussion nicht nur national, sondern grenzübergreifend betrachtet werden muss. Europaweit stehen noch zahlreiche ungenutzte Flächen zum Anbau von Energiepflanzen zur Verfügung.
Um seine Vorreiterrolle bei der Energiegewinnung durch nachwachsende Rohstoffe zu sichern, braucht Deutschland den heimischen Markt. Die Weiterentwicklung der Biogastechnologie benötigt das Feedback aus der heimischen Praxis. Deshalb ist es wichtig, klare Rahmenbedingungen für einen sinnvollen Ausbau der Biogasnutzung zu schaffen. Das EEG hat die Biogasbranche in Deutschland beflügelt. Änderungen, Kürzungen oder Streichungen werden der Biogastechnik den Weg zum Exportschlager der deutschen Wirtschaft verstellen.“