Die gesetzlichen Krankenkassen haben laut Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände im Jahr 2006 rund 23,7 Milliarden Euro für Arzneimittel ausgegeben. Das waren knapp 307 Millionen oder 1,31 Prozent mehr als 2005. Im Januar 2007 haben die gesetzlichen Krankenversicherer rund zwei Milliarden Euro auf Medikamente verwendet. Dies sind 4,6 Prozent mehr als im Januar 2006 (inklusive der Mehrwertsteuererhöhung). Mit dem Gesetz für eine wirtschaftlichere Versorgung mit Arzneimitteln (AVWG) unterstützt die Bundesregierung die Krankenkassen dabei, die Situation zu verbessern: Zuzahlungsbefreiung, verstärkter Generika-Einsatz, Absenkung der Festbeträge und die Möglichkeit, Rabattverträge mit Pharmaherstellern zu schließen, sollen die Arzneimittelausgaben langfristig senken.
Arzneimittelkosten gezielt senken
Neben dieser neuen gesetzlichen Regelung (AVWG), die im Mai 2006 in Kraft getreten ist, ist die AOK auch selbst aktiv geworden und nimmt heute die eigenen Datenbestände unter die Lupe, um herauszufinden, wie die neuen Gesetze optimal umgesetzt werden können: Welche Rabattverträge sind zu welchen Bedingungen möglich und sinnvoll? Welche Generika sind eine günstige und gleichwertige Alternative? Welche Ärzte müssen über alternative Möglichkeiten informiert werden? Die AOK in Berlin setzt hier auf IT-gestützte Analyse und Auswertung aller vorhandenen Daten.
Pharma-Optimizer deckt Einsparpotenziale auf
Nach einer umfassenden Evaluierung nutzt die AOK Berlin heute den Pharma Optimizer, ein Erweiterungsmodul von Panoratio in Ergänzung zu der generischen Analysetechnologie, für die Aufdeckung möglicher Einsparpotenziale. Anwender können damit beispielsweise Verschreibungsmuster für Millionen von Patienten interaktiv statistisch explorieren oder analysieren, welche Wirkstoffe beziehungsweise welche Produkte in welchem Umfang verschrieben werden. „Die hohe Skalierbarkeit und die einfachen Anpassungsmöglichkeiten sprachen ebenso für die Software von Panoratio wie sparsame Nutzung des Speicherplatzes und die schnelle Implementierung“, erklärt Dr. Monika Bulst, Geschäftsbereichsleiterin Softwareprodukte bei der AOK Berlin. Nur insgesamt sechs Wochen dauerte die Anpassung und Einführung bei der AOK in Berlin. Bei der Umsetzung des Projekts vertraute die AOK auf die Kompetenz von Siemens IT Solutions und Services. Als externer IT-Dienstleister unterstützt Siemens IT Solutions und Services die Technologieauswahl, die Entwicklung der Data-Mining-Modelle sowie die Erstimplementierung der Lösung.
Fundierte Informationen für eine optimale Versorgung
Heute können die verantwortlichen Mitarbeiter Arzneimittel in der entsprechenden Datenbank vergleichen und kostengünstigere, wirkstoffgleiche oder wirkstoffähnliche Alternativen ermitteln. Auch der Erfolg einer Kooperation zwischen der AOK und der Kassenärztlichen Vereinigung Berlin, an der ca. 900 Ärzte teilnehmen, kann von der AOK Berlin jetzt im Detail analysiert und auf Optimierungspotenziale untersucht werden. „Die Software ermöglicht es nicht nur, Fakten zu analysieren und aussagekräftige Ergebnisse aufzuzeigen, sondern auch, Maßnahmen und Szenarien für die Zukunft zu entwickeln und Folgerecherchen zu initiieren“, erläutert Günter Halusa, Controller und Projektkoordinator bei der AOK Berlin.
Eine Lösung für viele Herausforderungen
Über die Analyse des Verschreibungsgeschehens hinaus nutzt die AOK Berlin die Software von Panoratio inzwischen auch, um mehr Transparenz in anderen Leistungsbereichen zu schaffen. So setzt die Krankenkasse die Software dafür ein, um Missbrauch zu erkennen und Disease-Management-Programme für chronisch Kranke sowie integrierte Versorgungsprogramme zu evaluieren. In diesem Modell arbeiten die verschiedenen Sektoren des Gesundheitswesens wie Ärzte, Krankenhäuser oder Rehabilitationseinrichtungen eng zusammen, um eine patientenorientierte, sektorübergreifende Versorgung zu gewährleisten. Daher ist es auch notwendig, die Daten sektorübergreifend auszuwerten und einen 360-Grad-Blick auf die Informationen zu den Versicherten zu entwickeln. Dabei werden Arzneimittel- sowie Krankenhausinformationen mit Daten aus dem ambulanten Bereich übergreifend analysiert. Zudem überlegt die AOK Berlin, die Lösung von Panoratio für Customer Relationship Management einzusetzen, um die Beziehung zum Versicherten zu optimieren und hierbei beispielsweise zielgruppenspezifisches Informationsmaterial anzubieten. Künftig werden neun weitere Landesorganisationen sowie der AOK-Bundesverband die Lösungen von Panoratio einsetzen.