Die Anfänge der Fotoindustrie am Standort reichen exakt 100 Jahre in die Vergangenheit: Im Juli 1910 nahm die Agfa-Filmfabrik in Wolfen die Produktion auf. Der Fortschritt verlief rasant, Agfa-Wolfen stieg vor dem Zweiten Weltkrieg zur zweitgrößten Filmfabrik der Welt auf. Parallel dazu tat sich das Unternehmen mit Innovationen hervor. Die wichtigste wurde am 17. Oktober 1936 vorgestellt - der erste Farbfilm der Welt. Diese Entwicklung - der "Agfa Color neu" veränderte die Medienlandschaft wie kaum eine andere vor ihr. Mit ihr wurde Wolfen, die Industriestadt im mitteldeutschen Chemiedreieck, zur Wiege der modernen Fotografie.
Nach 1945, nach den kriegsbedingten Einschränkungen, entfaltete sich die Filmfabrik zum Marktführer in Osteuropa. 1964 erfolgte eine Warenzeichenumstellung. Der Name "Agfa" wurde abgelegt, dafür firmierte man unter ORWO (ORiginal WOlfen). Dieses Label wurde weltweit eingeführt und gehörte zu den wenigen Marken der DDR, die international gepflegt und wahrgenommen wurden.
Nach 1990 geriet ORWO Wolfen durch den Wegfall der angestammten Märkte in Osteuropa und der neuen Wettbewerbssituation in Schwierigkeiten. Nach dem Zerfall des Gesamtunternehmens und mehreren Teilprivatisierungen ging 2003 die ORWO Net GmbH an den Start.
Da das Unternehmen auf die Zukunft, die digitale Fotografie, ausgerichtet und erhebliche Fachkompetenz vorhanden war, entwickelte sich der Fotodienstleister konstant. Aus 34 Mitarbeitern (01.10.2003) sind 260 geworden. Der Umsatz verzehnfachte sich seither; 2010 wird die 30-Millionen-Euro-Grenze überschritten werden. Auch hinsichtlich der Produktionsstandorte konnte ORWO Net expandieren, neben dem Stammsitz in Wolfen existieren nunmehr noch ein Fotolabor in Wiesbaden und seit 2008 auch ein Großlabor in Dänemark. Dieses wird von dem Tochterunternehmen ORWO Net Skandinavien ApS betrieben. Am 25. November 2009 konnte über einen weiteren Meilenstein in der Firmengeschichte berichtet werden. An diesem Tag wurden vom Insolvenzverwalter der Foto Quelle GmbH & Co OHG die Marke "Foto Quelle" und weitere wie "Revue" übernommen.
Damit kam eine deutsche Traditionsmarke unter das Dach von ORWO Net. Unter "Foto Quelle" hatte das Versandhaus Quelle seit 1957 Fotodienstleistungen vertrieben. 2005, nach der Schließung des Quelle-eigenen Fotogroßlabors bei Nürnberg, begann bereits eine erfolgreiche Kooperation zwischen Foto Quelle und ORWO Net. Die Übernahme des Namens "Foto Quelle" durch ORWO Net war daher die folgerichtige Entscheidung der gemeinsamen Marktaktivitäten.
Digitale Fotodienstleistungen bietet ORWO Net auch unter der Marke "PixelNet" an. Ähnlich wie bei Foto Quelle gehören zur Produktrange klassische Colorabzüge von digitalen Daten, Fotogeschenkartikel, Fotobücher, Kalender, Glückwunschkarten, Leinwandbilder und vieles andere mehr.
Nach einer kürzlich abgeschlossenen Investition kann jetzt das "Premium-Fotobuch", hergestellt auf echtem Fotopapier, in Wolfen bestellt werden. Wegen der steigenden Nachfrage konnte der Anteil von Digitaldruckerzeugnissen von 6 Prozent (2009) in diesem Jahr auf 10 Prozent gesteigert werden.
Wenn auch mit sinkender Tendenz, werden weiter die herkömmlichen Kleinbildfilme in Wolfen entwickelt und daraus Colorbilder geprintet. Das geschieht unter der Marke "ORWO direkt" und wird per Mailorder abgewickelt.
Neben dem Vertrieb unter "PixelNet", "Foto Quelle" und "ORWO direkt" arbeitet ORWO Net auch für Kooperationspartner. Zu denen zählen namhafte deutsche Drogerieketten und Discounter.
Großen Wert wird auf ein hoch qualifiziertes Personal gelegt. Die komplizierten technischen Abläufe, die Nutzung neuester Erkenntnisse im IT-Bereich und die Softwareentwicklung in-house verlangen einen hohen Ausbildungsstandard der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Dem bereits zu beobachteten Mangel an Fachkräften steuert ORWO Net zukunftsorientiert entgegen. Zur Zeit befinden sich 10 Auszubildende im Unternehmen. Deren Zahl wird im nächsten Jahr mehr als verdoppelt. Zu den bisher ausgebildeten Fotomedienlaboranten, Digitaldruckern und Bürokaufleuten kommen dann die Ausbildungsberufe IT-Systemelektroniker, Maschinen- und Anlagenführer sowie Servicefachkraft Dialogmarketing hinzu.