An Einfallsreichtum mangelt es den Produktgestaltern unserer Tage nicht. Die ungewöhnlichsten Formen verschreiben sie den Waren. So entstehen runde, ovale und bauchige Büchsen, Dosen, die sich im oberen Bereich verjüngen, bevor sie an den begrenzenden Rand stoßen, Flaschen mit Ein- und Ausbuchtungen, konvexe, konkave und vielfältige andere Verpackungsarten, die sich kreative Designer ausgedacht haben. Aber all diese ungewöhnlichen Behälter werden in der Regel nicht einfach so verkauft, sondern erst einmal mit Markennamen, Bildern und Beschreibungen versehen. Häufig werden in solchen Fällen Folien bedruckt, die dann über die Gefäße gezogen werden - eine verhältnismäßig preisgünstige Methode, weil aufwändige andere Etikettierungen unnötig werden - außerdem Schmutz abgewiesen wird und die Optik zudem oft recht ansprechend wirkt. Doch solche so genannten Sleeve-Verfahren haben ihre Nachteile - bisher. Und da kommt der oberbayerische Folienspezialist Nowofol mit einer wegweisenden Neuheit ins Spiel.
Das Problem besteht darin, dass sich die Folien oft nicht vollständig an das jeweilige Gefäß anpassen. Sie schrumpfen zwar, doch nur in begrenztem Maße - üblicherweise nämlich biaxial, also längs und quer. Dieses Verfahren bringt es mit sich, dass sie sich nur um bis zu 16 Prozent reduzieren - eigentlich zu wenig. Sie schmiegen sich letztlich doch nicht komplett an den Untergrund an, stehen hier und da ab, werfen Falten. So wird der optische Vorteil nicht selten zunichte gemacht oder gar ins Gegenteil verkehrt.
Das in Siegsdorf (Landkreis Traunstein) ansässige Unternehmen Nowofol aber hat nun längs schrumpfende Folien entwickelt, die sage und schreibe um 30 bis 40 Prozent kleiner werden können - also um mehr als das Doppelte gegenüber den bisher üblichen Verfahren. "Damit sind sie in der Lage, weitaus größere Geometrie-Unterschiede zu bewältigen, als man bisher von Folien gewöhnt war", sagt Wolfgang Rasp, der zusammen mit Robert Hodann die Nowofol-Geschäfte führt.
Ungeahnte neue Möglichkeiten für die Gestaltung
An die ausgefallensten Dosen, Flaschen, Hüllen und sonstigen Behälter passen sich diese neuen Folien aufgrund ihrer außergewöhnlichen Schrumpfungseigenschaften perfekt und völlig faltenfrei an, wie von Zauberhand geführt - als wären sie fest mit ihnen verbunden. Für die Produktgestaltung eröffnen sich damit ungeahnte neue Möglichkeiten - bei Lebensmitteln wie bei Hygieneprodukten und Waschmitteln, bei Druckerzeugnissen und anderen vielfältigen Verpackungslösungen, wie sie heutzutage in unterschiedlichsten Designs zu finden sind. Weil die neuen längs schrumpfenden Folien transparent sind und nicht milchigtrübe, können sie von hinten individuell bedruckt werden.
Anwender, die früh dran sind, können sich, wie immer wieder deutlich wird, ansehnliche Vorsprünge am Markt verschaffen. Wie zukunftsträchtig ein neuartiges Produkt sein kann, das tritt jedoch häufig erst nach und nach zu Tage. So war es schon oft bei den innovativen Folien, die Nowofol entwickelt hat: Ihre Eigenschaften sind überzeugend, doch welche bahnbrechenden Möglichkeiten sie eröffnen, das hat sich vielfach erst mit der Zeit herausgestellt. Dabei spielt auch ein verbreitetes Traditionsbewusstsein eine Rolle. Kunden stellen sich manchmal nur ungern um, und darauf müssen auch Hersteller Rücksicht nehmen. Exemplarisch dafür sind Bierkästen: An ihnen wird bisher nach wie vor in weiten Kreisen festgehalten, obwohl andere Transportformen viele Vorteile aufweisen. Aber wer rechtzeitig neue Möglichkeiten aufgreift, gehört meist zu den Gewinnern. Gerade Six-Packs beispielsweise sind erst mit geeigneten Folien und Klebebändern als Tragegriffe möglich geworden.
"NOWOPAQUE" lässt Produkte wertvoller erscheinen
Beträchtliche Potenziale birgt noch eine weitere neue Folie von Nowofol in sich: "NOWOPAQUE". Sie weist nicht nur eine hohe Lichtundurchlässigkeit (Opazität) auf, sondern sieht auch ganz anders aus als alle bisher üblichen Folien und unterscheidet sich von ihnen in ihrer Wirkung deutlich. Viele, die sie zum ersten Mal in die Hand nehmen, sind ganz überrascht: Sie fühlt sich einfach gut an - nicht ganz glatt, fast ein wenig wie Samt und etwas trocken. Damit ergibt sich für neuartige Verpackungen eine besondere Haptik, ein ganz eigener Reiz, der das jeweilige Produkt markant und noch wertvoller erscheinen lässt. Gleichzeitig verfügt die NOWOPAQUE-Folie über eine hohe Festigkeit. Damit können die Anforderungen für Schutz und attraktive Optik gleichzeitig erfüllt werden, so dass bei Verbundlösungen möglicherweise eine Schicht gespart werden kann.
NOWOPAQUE ist eine hochopake Folie, die in verschiedensten Farben verfügbar ist. Durch die hohe Opazität erscheinen die Farben als kräftige Pastelltöne mit seidigem Oberflächenglanz, sodass eine edle Optik erzielt wird. Ihre reduzierte Dichte erhöht die Wirtschaftlichkeit in der Anwendung, ihr Elastizitätsmodul ist hoch, ebenso ihr Schlagzug, und ihre Längsdehnung ist niedrig. Wegen ihrer Festigkeit kann sie auch gut für Standbeutel verwendet werden, eine Methode, die für unterschiedlichste Inhalte - von Katzenfutter bis zu Flüssigseife - genutzt werden kann. Durch Einsatz längs verstreckter, besonders steifer Folien lassen sich auch die Beutelformen vergrößern. Ein paralleles - nicht spitz zulaufendes - Aufreißverhalten sorgt zudem dafür, dass keine Öffnungshilfe benötigt wird. Auch für den Kontakt mit Lebensmitteln eignet sich diese Folie.
Alles in allem dürfte NOWOPAQUE gute Chancen bieten, in der Produktflut für ein zusätzliches Alleinstellungsmerkmal zu sorgen - ob mit Etiketten oder als Kaschierfolie in Kombination mit anderen Werkstoffen, als Selbstklebefolie in der Verpackung (Aufreißstreifen) oder in der Technik (Klebeband), sowie in Banderolierungen.
Richtungweisend für die Warenwelt
Neuheiten wie NOWOPAQUE oder die längs schrumpfende Folie können für die Warenwelt richtungweisend wirken - davon zeigen sich die Nowofol-Geschäftsführer überzeugt. Ähnliche Erfahrungen haben sie schon mit vielen Neuentwicklungen gemacht, seit das Unternehmen 1971 gemeinsam von der namhaften Brückner-Gruppe in Siegsdorf, einem führenden Hersteller von Produktionsanlagen für Folien, und dem Unternehmen Nordwolle gegründet worden war. Bald erkannte man, dass in der Industrie oft besonders feste Folien benötigt werden und dass ganz unterschiedliche, oft sehr spezielle technische Eigenschaften gefragt sind. Die meisten von ihnen haben sich durchgesetzt und vielen geschäftlichen Erfolgen den Weg bereitet.
Die Fertigung ist mit der Zeit um immer neue Anlagen mit zum Teil beachtlichen Ausmaßen erweitert worden. Mit einer neuen - der inzwischen zehnten - Produktionsanlage erreicht die jährliche Fertigungskapazität des Unternehmens inzwischen rund 15 000 Tonnen. Innerhalb des großen, schwer überschaubaren Marktes für Folien, in dem sich auch viele Billiganbieter tummeln, hat sich Nowofol in einer interessanten Nische Ansehen erarbeitet: als Weltmarktführer bei längs (monoaxial) verstreckten und unverstreckten Flachfolien aus Polypropylen, Polyethylen und anderen Thermoplasten, kurz "MOPP" (monoorientierte Polypropylenfolie) - im Gegensatz zu biaxial orientierten Polypropylenfolien ("BOPP"). Es handelt sich um äußerst strapazierfähige Folien für verschiedenste Klebeanwendungen, die für rund 80 Prozent des Umsatzes sorgen.
Weit gespanntes Angebotsspektrum
Inzwischen bringt das Unternehmen auch immer mehr innovative Lösungen für den "Nichtklebemarkt" - so wie die längs schrumpfenden Folien oder NOWOPAQUE. Alles in allem spannt sich der Bogen der Folien-Angebote von Nowofol damit immer weiter, von Kabel- und Elektro-Anwendungen bis hin zu ideenreichen Dekor- und Schmuck-Zwecken. Das Produktprogramm reicht von hochfesten Klebebändern ("Strapping") über Tragegriffe und Aufreißstreifen bis zu Doppelklebebändern und Abdeckbändern. Folien von Nowofol sorgen dafür, dass beim Transport von Kühlschränken die Türen geschlossen bleiben und die Butterdosen nicht verrutschen. Fässer werden mit speziellen Klebebändern verschlossen, selbst bei der Herstellung von Leitwerken für den Airbus werden dünne Folien als Trennschicht verwendet. Besonders dicke Folien werden zur Sicherung von größeren Teilen, etwa Rohren, genutzt, kompakte und geschäumte Folien dienen der Kabelindustrie zur Bündelung von Kabelsträngen, besonders starke Folien der Lebensmittelindustrie für Vakuumverpackungen.
In vielen Ländern ist das Knowhow des bayerischen Unternehmens gefragt. Bei anspruchsvollen Anforderungen suchen zum Beispiel Hersteller aus Fernost die Zusammenarbeit mit ihm, so etwa für Handys, bei denen heutzutage viel geklebt wird. Folien, die dabei genutzt werden, müssen unter anderem gut stanzbar sein. Zunehmend gefragt sind die Spezialkenntnisse von Nowofol auch in der Automobilindustrie, in der immer mehr geklebt wird. Dort sind auch roboterfähige Techniken wichtig. Ein Bereich Sonderfolien umfasst eine sehr breite Produktfamilie verstreckter und unverstreckter Folien, die für Sportartikel wie zum Beispiel Tennisschläger, für Banderolen, Lautsprecher und vieles andere verwendet werden.
Foliendächer in Sportstadien, Tierparks und Shopping-Centern
Regelmäßig werden neue Erzeugnisse und Anwendungsformen hinzugenommen. Beträchtliche Potenziale eröffnen zum Beispiel Fluorpolymerfolien, bei denen das oberbayerische Unternehmen mit einem Anteil von rund 50 Prozent ebenfalls Marktführer ist. Als einzige verfügen die Siegsdorfer über das gesamte thermoplastische Fluorpolymer-Angebot auf Basis von Ethylen-Tetra-Fluor-Ethylen (ETFE). Hergestellt wird die gesamte Produktfamilie von der Tochtergesellschaft Nowoflon.
Solche Folien sind leicht, selbstreinigend, wartungsfreundlich, nicht brennbar und hagelbeständig, aber auch hochtransparent. Sie lassen das UV-Licht nahezu vollständig durch. Personen, die sich im Winter in derart bedachten Schwimmbädern aufhalten, werden deshalb braun, die Benutzung von Sonnencreme ist in solchen Fällen ratsam. Rund 200 Tonnen werden zurzeit im Jahr produziert, das entspricht rund 200 000 Quadratmetern Dach - eine Größe von etwa 20 Fußballfeldern.
Etwa 2000 Dächer weltweit bestehen schon aus Nowoflon - von großen Shopping-Centern über Sportstadien bis zu Theatern, Wellness-Centern und Elefantenbehausungen in Tierparks. Für eine Eventanlage in Kasachstan wird gerade das international größte Zelt mit solchen Folien errichtet, auch zur Bedachung des neuen Inzeller Eisstadions werden sie verwendet und sogar für eine neue dreistufige Seilbahn am Gaislachkogel im österreichischen Ötztal. Dort werden die Tal-, die Mittel- und die Bergstation mit ihnen versehen - bis auf 3200 Meter Höhe. Der größte Bau mit einem Foliendach von Nowoflon befindet sich in der bekannten südenglischen Botanikanlage Eden Project in der Grafschaft Cornwall.
Auf der Messe K 2010 in Düsseldorf stellt das Unternehmen erstmals seinen neuen Farbkatalog vor. Es handelt sich um sehr beständige Farben. Das Unternehmen hat eigens ein Bewitterungsgerät angeschafft, um Material und Farben Dauertestläufen unterziehen zu können - und alle haben bestanden.
Neue Perspektiven für den Solarmarkt
In dreijährigen Forschungsarbeiten zusammen mit dem Bayerischen Zentrum für Angewandte Energieforschung (ZAE) hat Nowofol ein Verfahren entwickelt, das nun auch dem Solarmarkt ganz neue Perspektiven verschafft: Es konnte nachgewiesen werden, dass ETFE-Folien die Effizienz von thermischen Solarkollektoren erheblich erhöhen können. Bisher geht nämlich im Absorberraum eines Kollektors viel von der Wärme verloren, in die die Lichtenergie der Sonne dort umgewandelt wird. Dieser Nachteil wird deutlich reduziert, wenn die Absorberkammern halbiert werden - und das ist nur mit derartigen enorm hitzebeständigen Folien möglich. Die ersten Aufträge sind vielversprechend.
Auch bei Photovoltaik-Modulen, die das Licht der Sonne direkt in elektrische Energie umwandeln, wird mit Nowoflon-ET-Folien ein vollkommen neuer Weg beschritten. Die Standardmodule, die sich zurzeit auf den Dächern befinden, sind schwer, inflexibel und standortgebunden. An ihre Stelle treten jetzt neu entwickelte Module, bei denen sich geringes Gewicht mit Stabilität und zudem Mobilität paart. ET-Folien aus Nowoflon werden sowohl auf den Frontseiten als auf den Rückseiten solcher hochflexiblen Dünnschicht-Module eingesetzt. Sie sind sehr transparent, weisen gleichzeitig Schmutz ab - und sie sind leicht. Auf der Frontseite schützen sie gegen Wind, Regen und andere Witterungseinflüsse, so dass auf schweres Glas kann verzichtet werden. Auf den bisher aufwändig abgedeckten Modul-Rückseiten werden die selben Folien in - ihrerseits sowohl leichten als auch stabilen - Laminaten verbaut. Die solchermaßen ausgestatteten neuartigen mobilen Zellen eignen sich nicht zuletzt gut für unterschiedlichste unebenen Flächen, beispielsweise auf Wohnmobilen.
Neue Perspektiven eröffnen Fluorpolymerfolien darüber hinaus in Verbindung mit Corona-Behandlungen, die die Haftung von Druckfarben bei Kunststoffen erst ermöglichen. So lassen sie sich als "Anti-Graffiti-Folien" beispielsweise für Schaufenster oder Schaukästen verwenden: Wenn solche Objekte für Malereien oder Sprühbilder zweckentfremdet werden, können die Folien einfach abgewischt werden. Ähnlich können derartige transparente Fluorpolymerfolien Verkehrsschilder schützen. Auch in vielen Dekor-Anwendungen sind sie gut einsetzbar. ET-Folien von Nowofol können sogar siebbedruckt werden.
Starke internationale Präsenz
125 Mitarbeiter sind zurzeit in der Nowofol-Unternehmensgruppe tätig, deren 23 Gesellschafter in fünf Familien überwiegend in Norddeutschland ansässig sind. Das Unternehmen hat die Wirtschafts- und Finanzmarktkrise trotz Erlöseinbußen unbeschadet und verlustfrei überstanden. "Die Firma ist gesund", bekräftigt Rasp. Die Finanzierung erscheint grundsolide, was allein schon durch einen hohen, kontinuierlich gewachsenen Eigenkapitalanteil von gut 50 Prozent der Bilanzsumme belegt wird. "Wir sind jederzeit in der Lage, neue Projekte eigenständig zu schultern", sagt Hodann. Die Produktvielfalt sorgt zudem für eine gewisse Unabhängigkeit von unterschiedlichen Geschäftsentwicklungen in einzelnen Zweigen.
Der - stark von den Rohstoffpreisen abhängige - Umsatz dürfte im Jahr 2010 mit nennenswertem Wachstum annähernd 40 Millionen Euro erreichen. Die starke internationale Präsenz wird durch die geografische Aufteilung erkennbar: Auf Deutschland entfallen nur 13 Prozent der Erlöse, auf die Europäische Union außerhalb der Bundesrepublik weitere 67 Prozent, aufs außereuropäische Ausland 20 Prozent. In Osteuropa, Russland, Asien und Südamerika, auch in den USA sehen Hodann und Rasp interessante Expansionspotenziale - über die Wachstumsmärkte mit neuen Produkten in Europa hinaus.
Mit hohen Investitionen von rund vier Millionen Euro waren schon 2008 engagierte Vorbereitungen für die weitere Expansion getroffen worden. So wurde nördlich der Autobahn bei Siegsdorf ein weiteres Grundstück mit einer Fläche von 20 000 Quadratmetern erworben, das für eine vierte Produktionsstätte vorgesehen ist. Viel Wert wird auch auf ökologische Anstrengungen gelegt. So wird die komplette Produktion eines Werks auf Grundwasserbasis gekühlt. Der Bedarf an elektrischer Energie konnte damit deutlich reduziert werden.
Als besonders wichtig gelten bei Nowofol maßgeschneiderte Produktentwicklungen für die Kunden. Für sie will das Unternehmen Anstöße geben. Als hilfreich erweist sich dabei häufig eine enge Zusammenarbeit mit mehreren Hochschulen in der Forschung und Entwicklung, so etwa den Technischen Universitäten Dresden und München. Vor Kleinaufträgen schrecken die Folienspezialisten aus Bayern dabei nicht zurück. Sie erarbeiten gern individuelle Lösungen für Kunden, die ihnen ganz bestimmte Aufgaben stellen - auch wenn das Problem noch so schwierig erscheint, der Verpackungswunsch noch so ungewöhnlich und die Form eines Gefäßes noch so ausgefallen.
Das Problem besteht darin, dass sich die Folien oft nicht vollständig an das jeweilige Gefäß anpassen. Sie schrumpfen zwar, doch nur in begrenztem Maße - üblicherweise nämlich biaxial, also längs und quer. Dieses Verfahren bringt es mit sich, dass sie sich nur um bis zu 16 Prozent reduzieren - eigentlich zu wenig. Sie schmiegen sich letztlich doch nicht komplett an den Untergrund an, stehen hier und da ab, werfen Falten. So wird der optische Vorteil nicht selten zunichte gemacht oder gar ins Gegenteil verkehrt.
Das in Siegsdorf (Landkreis Traunstein) ansässige Unternehmen Nowofol aber hat nun längs schrumpfende Folien entwickelt, die sage und schreibe um 30 bis 40 Prozent kleiner werden können - also um mehr als das Doppelte gegenüber den bisher üblichen Verfahren. "Damit sind sie in der Lage, weitaus größere Geometrie-Unterschiede zu bewältigen, als man bisher von Folien gewöhnt war", sagt Wolfgang Rasp, der zusammen mit Robert Hodann die Nowofol-Geschäfte führt.
Ungeahnte neue Möglichkeiten für die Gestaltung
An die ausgefallensten Dosen, Flaschen, Hüllen und sonstigen Behälter passen sich diese neuen Folien aufgrund ihrer außergewöhnlichen Schrumpfungseigenschaften perfekt und völlig faltenfrei an, wie von Zauberhand geführt - als wären sie fest mit ihnen verbunden. Für die Produktgestaltung eröffnen sich damit ungeahnte neue Möglichkeiten - bei Lebensmitteln wie bei Hygieneprodukten und Waschmitteln, bei Druckerzeugnissen und anderen vielfältigen Verpackungslösungen, wie sie heutzutage in unterschiedlichsten Designs zu finden sind. Weil die neuen längs schrumpfenden Folien transparent sind und nicht milchigtrübe, können sie von hinten individuell bedruckt werden.
Anwender, die früh dran sind, können sich, wie immer wieder deutlich wird, ansehnliche Vorsprünge am Markt verschaffen. Wie zukunftsträchtig ein neuartiges Produkt sein kann, das tritt jedoch häufig erst nach und nach zu Tage. So war es schon oft bei den innovativen Folien, die Nowofol entwickelt hat: Ihre Eigenschaften sind überzeugend, doch welche bahnbrechenden Möglichkeiten sie eröffnen, das hat sich vielfach erst mit der Zeit herausgestellt. Dabei spielt auch ein verbreitetes Traditionsbewusstsein eine Rolle. Kunden stellen sich manchmal nur ungern um, und darauf müssen auch Hersteller Rücksicht nehmen. Exemplarisch dafür sind Bierkästen: An ihnen wird bisher nach wie vor in weiten Kreisen festgehalten, obwohl andere Transportformen viele Vorteile aufweisen. Aber wer rechtzeitig neue Möglichkeiten aufgreift, gehört meist zu den Gewinnern. Gerade Six-Packs beispielsweise sind erst mit geeigneten Folien und Klebebändern als Tragegriffe möglich geworden.
"NOWOPAQUE" lässt Produkte wertvoller erscheinen
Beträchtliche Potenziale birgt noch eine weitere neue Folie von Nowofol in sich: "NOWOPAQUE". Sie weist nicht nur eine hohe Lichtundurchlässigkeit (Opazität) auf, sondern sieht auch ganz anders aus als alle bisher üblichen Folien und unterscheidet sich von ihnen in ihrer Wirkung deutlich. Viele, die sie zum ersten Mal in die Hand nehmen, sind ganz überrascht: Sie fühlt sich einfach gut an - nicht ganz glatt, fast ein wenig wie Samt und etwas trocken. Damit ergibt sich für neuartige Verpackungen eine besondere Haptik, ein ganz eigener Reiz, der das jeweilige Produkt markant und noch wertvoller erscheinen lässt. Gleichzeitig verfügt die NOWOPAQUE-Folie über eine hohe Festigkeit. Damit können die Anforderungen für Schutz und attraktive Optik gleichzeitig erfüllt werden, so dass bei Verbundlösungen möglicherweise eine Schicht gespart werden kann.
NOWOPAQUE ist eine hochopake Folie, die in verschiedensten Farben verfügbar ist. Durch die hohe Opazität erscheinen die Farben als kräftige Pastelltöne mit seidigem Oberflächenglanz, sodass eine edle Optik erzielt wird. Ihre reduzierte Dichte erhöht die Wirtschaftlichkeit in der Anwendung, ihr Elastizitätsmodul ist hoch, ebenso ihr Schlagzug, und ihre Längsdehnung ist niedrig. Wegen ihrer Festigkeit kann sie auch gut für Standbeutel verwendet werden, eine Methode, die für unterschiedlichste Inhalte - von Katzenfutter bis zu Flüssigseife - genutzt werden kann. Durch Einsatz längs verstreckter, besonders steifer Folien lassen sich auch die Beutelformen vergrößern. Ein paralleles - nicht spitz zulaufendes - Aufreißverhalten sorgt zudem dafür, dass keine Öffnungshilfe benötigt wird. Auch für den Kontakt mit Lebensmitteln eignet sich diese Folie.
Alles in allem dürfte NOWOPAQUE gute Chancen bieten, in der Produktflut für ein zusätzliches Alleinstellungsmerkmal zu sorgen - ob mit Etiketten oder als Kaschierfolie in Kombination mit anderen Werkstoffen, als Selbstklebefolie in der Verpackung (Aufreißstreifen) oder in der Technik (Klebeband), sowie in Banderolierungen.
Richtungweisend für die Warenwelt
Neuheiten wie NOWOPAQUE oder die längs schrumpfende Folie können für die Warenwelt richtungweisend wirken - davon zeigen sich die Nowofol-Geschäftsführer überzeugt. Ähnliche Erfahrungen haben sie schon mit vielen Neuentwicklungen gemacht, seit das Unternehmen 1971 gemeinsam von der namhaften Brückner-Gruppe in Siegsdorf, einem führenden Hersteller von Produktionsanlagen für Folien, und dem Unternehmen Nordwolle gegründet worden war. Bald erkannte man, dass in der Industrie oft besonders feste Folien benötigt werden und dass ganz unterschiedliche, oft sehr spezielle technische Eigenschaften gefragt sind. Die meisten von ihnen haben sich durchgesetzt und vielen geschäftlichen Erfolgen den Weg bereitet.
Die Fertigung ist mit der Zeit um immer neue Anlagen mit zum Teil beachtlichen Ausmaßen erweitert worden. Mit einer neuen - der inzwischen zehnten - Produktionsanlage erreicht die jährliche Fertigungskapazität des Unternehmens inzwischen rund 15 000 Tonnen. Innerhalb des großen, schwer überschaubaren Marktes für Folien, in dem sich auch viele Billiganbieter tummeln, hat sich Nowofol in einer interessanten Nische Ansehen erarbeitet: als Weltmarktführer bei längs (monoaxial) verstreckten und unverstreckten Flachfolien aus Polypropylen, Polyethylen und anderen Thermoplasten, kurz "MOPP" (monoorientierte Polypropylenfolie) - im Gegensatz zu biaxial orientierten Polypropylenfolien ("BOPP"). Es handelt sich um äußerst strapazierfähige Folien für verschiedenste Klebeanwendungen, die für rund 80 Prozent des Umsatzes sorgen.
Weit gespanntes Angebotsspektrum
Inzwischen bringt das Unternehmen auch immer mehr innovative Lösungen für den "Nichtklebemarkt" - so wie die längs schrumpfenden Folien oder NOWOPAQUE. Alles in allem spannt sich der Bogen der Folien-Angebote von Nowofol damit immer weiter, von Kabel- und Elektro-Anwendungen bis hin zu ideenreichen Dekor- und Schmuck-Zwecken. Das Produktprogramm reicht von hochfesten Klebebändern ("Strapping") über Tragegriffe und Aufreißstreifen bis zu Doppelklebebändern und Abdeckbändern. Folien von Nowofol sorgen dafür, dass beim Transport von Kühlschränken die Türen geschlossen bleiben und die Butterdosen nicht verrutschen. Fässer werden mit speziellen Klebebändern verschlossen, selbst bei der Herstellung von Leitwerken für den Airbus werden dünne Folien als Trennschicht verwendet. Besonders dicke Folien werden zur Sicherung von größeren Teilen, etwa Rohren, genutzt, kompakte und geschäumte Folien dienen der Kabelindustrie zur Bündelung von Kabelsträngen, besonders starke Folien der Lebensmittelindustrie für Vakuumverpackungen.
In vielen Ländern ist das Knowhow des bayerischen Unternehmens gefragt. Bei anspruchsvollen Anforderungen suchen zum Beispiel Hersteller aus Fernost die Zusammenarbeit mit ihm, so etwa für Handys, bei denen heutzutage viel geklebt wird. Folien, die dabei genutzt werden, müssen unter anderem gut stanzbar sein. Zunehmend gefragt sind die Spezialkenntnisse von Nowofol auch in der Automobilindustrie, in der immer mehr geklebt wird. Dort sind auch roboterfähige Techniken wichtig. Ein Bereich Sonderfolien umfasst eine sehr breite Produktfamilie verstreckter und unverstreckter Folien, die für Sportartikel wie zum Beispiel Tennisschläger, für Banderolen, Lautsprecher und vieles andere verwendet werden.
Foliendächer in Sportstadien, Tierparks und Shopping-Centern
Regelmäßig werden neue Erzeugnisse und Anwendungsformen hinzugenommen. Beträchtliche Potenziale eröffnen zum Beispiel Fluorpolymerfolien, bei denen das oberbayerische Unternehmen mit einem Anteil von rund 50 Prozent ebenfalls Marktführer ist. Als einzige verfügen die Siegsdorfer über das gesamte thermoplastische Fluorpolymer-Angebot auf Basis von Ethylen-Tetra-Fluor-Ethylen (ETFE). Hergestellt wird die gesamte Produktfamilie von der Tochtergesellschaft Nowoflon.
Solche Folien sind leicht, selbstreinigend, wartungsfreundlich, nicht brennbar und hagelbeständig, aber auch hochtransparent. Sie lassen das UV-Licht nahezu vollständig durch. Personen, die sich im Winter in derart bedachten Schwimmbädern aufhalten, werden deshalb braun, die Benutzung von Sonnencreme ist in solchen Fällen ratsam. Rund 200 Tonnen werden zurzeit im Jahr produziert, das entspricht rund 200 000 Quadratmetern Dach - eine Größe von etwa 20 Fußballfeldern.
Etwa 2000 Dächer weltweit bestehen schon aus Nowoflon - von großen Shopping-Centern über Sportstadien bis zu Theatern, Wellness-Centern und Elefantenbehausungen in Tierparks. Für eine Eventanlage in Kasachstan wird gerade das international größte Zelt mit solchen Folien errichtet, auch zur Bedachung des neuen Inzeller Eisstadions werden sie verwendet und sogar für eine neue dreistufige Seilbahn am Gaislachkogel im österreichischen Ötztal. Dort werden die Tal-, die Mittel- und die Bergstation mit ihnen versehen - bis auf 3200 Meter Höhe. Der größte Bau mit einem Foliendach von Nowoflon befindet sich in der bekannten südenglischen Botanikanlage Eden Project in der Grafschaft Cornwall.
Auf der Messe K 2010 in Düsseldorf stellt das Unternehmen erstmals seinen neuen Farbkatalog vor. Es handelt sich um sehr beständige Farben. Das Unternehmen hat eigens ein Bewitterungsgerät angeschafft, um Material und Farben Dauertestläufen unterziehen zu können - und alle haben bestanden.
Neue Perspektiven für den Solarmarkt
In dreijährigen Forschungsarbeiten zusammen mit dem Bayerischen Zentrum für Angewandte Energieforschung (ZAE) hat Nowofol ein Verfahren entwickelt, das nun auch dem Solarmarkt ganz neue Perspektiven verschafft: Es konnte nachgewiesen werden, dass ETFE-Folien die Effizienz von thermischen Solarkollektoren erheblich erhöhen können. Bisher geht nämlich im Absorberraum eines Kollektors viel von der Wärme verloren, in die die Lichtenergie der Sonne dort umgewandelt wird. Dieser Nachteil wird deutlich reduziert, wenn die Absorberkammern halbiert werden - und das ist nur mit derartigen enorm hitzebeständigen Folien möglich. Die ersten Aufträge sind vielversprechend.
Auch bei Photovoltaik-Modulen, die das Licht der Sonne direkt in elektrische Energie umwandeln, wird mit Nowoflon-ET-Folien ein vollkommen neuer Weg beschritten. Die Standardmodule, die sich zurzeit auf den Dächern befinden, sind schwer, inflexibel und standortgebunden. An ihre Stelle treten jetzt neu entwickelte Module, bei denen sich geringes Gewicht mit Stabilität und zudem Mobilität paart. ET-Folien aus Nowoflon werden sowohl auf den Frontseiten als auf den Rückseiten solcher hochflexiblen Dünnschicht-Module eingesetzt. Sie sind sehr transparent, weisen gleichzeitig Schmutz ab - und sie sind leicht. Auf der Frontseite schützen sie gegen Wind, Regen und andere Witterungseinflüsse, so dass auf schweres Glas kann verzichtet werden. Auf den bisher aufwändig abgedeckten Modul-Rückseiten werden die selben Folien in - ihrerseits sowohl leichten als auch stabilen - Laminaten verbaut. Die solchermaßen ausgestatteten neuartigen mobilen Zellen eignen sich nicht zuletzt gut für unterschiedlichste unebenen Flächen, beispielsweise auf Wohnmobilen.
Neue Perspektiven eröffnen Fluorpolymerfolien darüber hinaus in Verbindung mit Corona-Behandlungen, die die Haftung von Druckfarben bei Kunststoffen erst ermöglichen. So lassen sie sich als "Anti-Graffiti-Folien" beispielsweise für Schaufenster oder Schaukästen verwenden: Wenn solche Objekte für Malereien oder Sprühbilder zweckentfremdet werden, können die Folien einfach abgewischt werden. Ähnlich können derartige transparente Fluorpolymerfolien Verkehrsschilder schützen. Auch in vielen Dekor-Anwendungen sind sie gut einsetzbar. ET-Folien von Nowofol können sogar siebbedruckt werden.
Starke internationale Präsenz
125 Mitarbeiter sind zurzeit in der Nowofol-Unternehmensgruppe tätig, deren 23 Gesellschafter in fünf Familien überwiegend in Norddeutschland ansässig sind. Das Unternehmen hat die Wirtschafts- und Finanzmarktkrise trotz Erlöseinbußen unbeschadet und verlustfrei überstanden. "Die Firma ist gesund", bekräftigt Rasp. Die Finanzierung erscheint grundsolide, was allein schon durch einen hohen, kontinuierlich gewachsenen Eigenkapitalanteil von gut 50 Prozent der Bilanzsumme belegt wird. "Wir sind jederzeit in der Lage, neue Projekte eigenständig zu schultern", sagt Hodann. Die Produktvielfalt sorgt zudem für eine gewisse Unabhängigkeit von unterschiedlichen Geschäftsentwicklungen in einzelnen Zweigen.
Der - stark von den Rohstoffpreisen abhängige - Umsatz dürfte im Jahr 2010 mit nennenswertem Wachstum annähernd 40 Millionen Euro erreichen. Die starke internationale Präsenz wird durch die geografische Aufteilung erkennbar: Auf Deutschland entfallen nur 13 Prozent der Erlöse, auf die Europäische Union außerhalb der Bundesrepublik weitere 67 Prozent, aufs außereuropäische Ausland 20 Prozent. In Osteuropa, Russland, Asien und Südamerika, auch in den USA sehen Hodann und Rasp interessante Expansionspotenziale - über die Wachstumsmärkte mit neuen Produkten in Europa hinaus.
Mit hohen Investitionen von rund vier Millionen Euro waren schon 2008 engagierte Vorbereitungen für die weitere Expansion getroffen worden. So wurde nördlich der Autobahn bei Siegsdorf ein weiteres Grundstück mit einer Fläche von 20 000 Quadratmetern erworben, das für eine vierte Produktionsstätte vorgesehen ist. Viel Wert wird auch auf ökologische Anstrengungen gelegt. So wird die komplette Produktion eines Werks auf Grundwasserbasis gekühlt. Der Bedarf an elektrischer Energie konnte damit deutlich reduziert werden.
Als besonders wichtig gelten bei Nowofol maßgeschneiderte Produktentwicklungen für die Kunden. Für sie will das Unternehmen Anstöße geben. Als hilfreich erweist sich dabei häufig eine enge Zusammenarbeit mit mehreren Hochschulen in der Forschung und Entwicklung, so etwa den Technischen Universitäten Dresden und München. Vor Kleinaufträgen schrecken die Folienspezialisten aus Bayern dabei nicht zurück. Sie erarbeiten gern individuelle Lösungen für Kunden, die ihnen ganz bestimmte Aufgaben stellen - auch wenn das Problem noch so schwierig erscheint, der Verpackungswunsch noch so ungewöhnlich und die Form eines Gefäßes noch so ausgefallen.
