Die bisherigen Standard-Module von SQL-Business „Versand“ und „Logistik“ gewährleisten eine reibungslose Versandabwicklung und die Verwaltung eines 2-stufigen Lagers mit Vorratsbereich und Schnellkommissionierung: bestens geeignet für kleine und mittlere (Versand-/Handels-)Unternehmen. Für Großhandelsunternehmen mit zigtausend Lagerbewegungen pro Tag reicht diese Kapazität jedoch nicht aus. Denn dort bearbeiten verschiedene Mitarbeiter gleichzeitig eine Vielzahl von unterschiedlichen Vorgängen. Die Distributionsfunktion, die Großhandelsunternehmen nun einmal erfüllen erhebt die Logistik dort zum zentralen Problem. Wie viele Picks kann ein Mitarbeiter pro Zeiteinheit ausführen? In der Antwort verbergen sich die Lieferkosten, die das Unternehmen minimieren möchte. Und dafür sind Strategien zur Kommissionier-Optimierung notwendig.
Als sich im Jahr 2003 ein Großhandelsunternehmen an Nissen & Velten wandte mit dem Wunsch nach einem voll integrierten Lagerverwaltungssystem, nahm der ERP-Spezialist die Herausforderung an und begann mit der Entwicklung. Damals verabschiedete sich der Großhändler gerade von seiner Logistik-Software, die er zwei Jahre zuvor für rund 300.000 Euro eingekauft hatte. Die Schnittstellenprobleme waren und blieben einfach zu groß. Da wollte das Unternehmen lieber in eine neue, funktionierende Lösung investieren.
Das Zusammenspiel mit der Warenwirtschaft entpuppte sich als eine der Hauptaufgaben bei der Entwicklung des Lagerverwaltungssystems (LVS). Selbst bei einer enorm großen Anzahl unterschiedlicher Vorgänge muss die Kommunikation zwischen allen Ebenen reibungslos funktionieren. Auch der Mitarbeiter am Telefon in der Auftragsannahme sollte sekundengenau den Bestand überblicken können. Um dies zu gewährleisten integrierte Nissen & Velten die Lagerverwaltung voll in die Warenwirtschaft, sodass alle Vorgänge ohne Brüche durchgeführt werden können.
Da das Sortiment des Großhändlers überwiegend Pfennigartikel umfasst, musste die gesamte Kommissionierung sehr unaufwändig sein. Deswegen entwickelte das Software-Haus verschiedene Umlagerungsstrategien und einen ausgeklügelten Kommissionierplan.
Ziel des Kommissionierplans ist es, einzelne, außerplanmäßige Picks aus dem Vorratslager möglichst zu verhindern, denn eine überflüssige Fahrt mit dem Gabelstapler ins Hochregallager, weil vorne im Schnellkommissionierbereich ein Artikel ausgegangen ist kostet unnötig Zeit und Geld. Stattdessen greift die vorausschauende Kapazitätsplanung. Die benötigten Waren werden rechtzeitig kumulativ aus dem Vorratslager in den Schnellkommissionierbereich umgelagert und stehen dann in diesem Picklager für den unmittelbaren Zugriff zur Auslieferung bereit.
Der Kommissionierplan unterstützt auch die bedarfsorientierte Umlagerungsstrategie im Picklager selbst. Dabei werden die Auftragspositionen ausgewertet, die zur Lieferung freigegeben sind. Die daraus entstehende Kunden-Tabelle kann nach verschiedenen Kriterien sortiert werden: nach ABC-Kunde und Umsatz der Picks, bei C-Kunden nach dem ältesten Auftrag, nach Liefertermin, Anzahl Picks, Lagernummer, Bereich, Auftragsart oder Mindestauftragswert. Steht die Auswahl fest, werden die Datensätze in einer neuen Tabelle gespeichert und das System vergibt eine Kommissionierplannummer, die es auch automatisch bei jeder betroffenen Auftragsposition einträgt. Dieser Automatismus verhindert, dass eine Position in mehreren Plänen enthalten ist.
Das Besondere an der bedarfsorientierten Umlagerungsstrategie ist, dass sie auch simuliert werden kann. Dadurch sind Engpässe im Picklager so gut wie ausgeschlossen. Stellt sich bei der Simulation zum Beispiel heraus, dass der Platz im Picklager nicht ausreicht, können so genannte Bypassplätze eingerichtet werden. Diese temporären Pufferzonen haben keine fixe Artikelzuordnung. Wenn wieder genug Platz im regulären Picklager vorhanden ist, werden die temporären Artikelzuordnungen sofort wieder gelöscht.
Neben der bedarfsorientierten Umlagerungsstrategie mit Hilfe des Kommissionierplans für das Picklager bietet das LVS von Nissen & Velten auch eine bestandsorientierte Umlagerung für das Picklager und eine platzoptimierende für das Gesamtlager.
Wird eine vorher definierte Bestandsmenge auf einem Fixplatz im Picklager unterschritten, meldet das System eine Auffüllmöglichkeit. Bypassplätze sind von dieser bestandsorientierten Umlagerung ausgeschlossen.
Bei der platzoptimierenden Umlagerung im gesamten Lager gibt es mehrere Strategien: Bypass-Artikel wandern auf Fixplätze. Ladenhüter trollen sich aus dem Picklager ins Vorratslager oder gar in einen speziellen Ladenhüterbereich. Und im Vorratslager können Plätze platzsparend zusammengelegt werden, sofern keine Chargenverwaltung besteht und auch das FIFO-Prinzip nicht gilt (first in first out).
Neben Kommissionierplan und Umlagerstrategien bietet das LVS von Nissen & Velten ein Online-Scanning per MDE-Gerät. Mit diesen mobilen Scannern erfasst der Mitarbeiter die Ware, bevor er sie in seinen Kommissionierwagen legt. So ist zum einen eine sekundengenaue Information über den Bestand gewährleistet und zum anderen wird sofort bemerkt, wenn er sich vergriffen hat. Außerdem erhält der Kommissionierer seine Aufträge zeitsparend und papierlos direkt auf das Gerät.
Eine andere Hardware-gestützte Funktionalität ist die automatische Ansteuerung von - zum Beispiel - Kleinteilelagern. Über ein Terminal sendet der Mitarbeiter Befehle an Greifarme, die das Gewünschte aus den Lagerbehältern entnehmen. Am Terminal kann der Mitarbeiter auch die Ladeeinheiten oder Tablare verwalten und grafische Anzeigen zur Entnahme- und Einlagerungsunterstützung abrufen.
Mit dem LVS lassen sich auch Ladehilfsmittel verwalten. Paletten oder Gitterkörbe dürfen eben nur dort eingelagert werden, wo Paletten oder Gitterkörbe hinpassen. Auch für die einzelnen Artikel sind bestimmte Behältnisse definiert. Zusätzlich gibt es die Möglichkeit die Lagerplätze nach Volumen oder Gewicht zuzuordnen.
Am Ende des Kommissioniervorgangs steht ein Gewichts-Check. Das System kennt den Inhalt jedes Päckchens und weiß, wie schwer es sein darf. Überschreitet die Abweichung vom erwarteten Gewicht einen bestimmten Wert, schlägt das System Alarm.
Großhandelsunternehmen sind auf sekundengenaue Lagerinformationen angewiesen, da ihre Entscheidungen sonst vom Zufall abhängen würden. Doch der laufende Kommissionierbetrieb darf deswegen nicht unterbrochen werden. Die permanente Inventur im LVS von Nissen & Velten wird diesen Vorgaben gerecht. Sie funktioniert für das gesamte Lager oder für Teilbereiche. Zunächst wird das Inventurjahr festgelegt. So ist sichergestellt, dass spätestens am letzten Tag alle Plätze einmal kontrolliert worden sind. Während des laufenden Jahres wird eine Inventurbuchung immer dann automatisch durchgeführt, wenn ein so genannter Nulldurchlauf stattfindet. Dies geschieht, wenn ein Artikel vollständig entnommen wird (Bestand = 0) oder wenn neue Ware auf einen leeren Platz (Bestand = 0) eingelagert wird. Wie das gesamte LVS ist auch die permanente Inventur ausschließlich für chaotische Lager geeignet, bei deren Bewirtschaftung manuelle Buchungen nur über MDE oder das Terminal im automatischen Lager möglich sind. In der Regel werden die Lageraufträge „Ein-“, „Aus-“, „Umlagerung“ und „Inventur“ automatisch generiert.
Mit diesem hochleistungsfähigen Lagerverwaltungssystem bietet Nissen & Velten Großhandelsunternehmen eine Kommissioniermöglichkeit, die jedem Anspruch gerecht wird. Durch die Einbindung in das vorhandene ERP-System SQL-Business ergibt sich noch ein besonderer Vorteil für Unternehmen mit unterschiedlichen Lagerformen. Niederlassungen oder Außenstellen mit kleineren, manuell bedienbaren Lagern können die Module „Versand“ oder „Logistik“ nutzen, während in der Zentrale das neue LVS zum Einsatz kommt. Durch die vollständige Integration aller Geschäfts- und Lagerprozesse ist eine Vernetzung ohne Schnittstellenproblematik und ohne Medienbrüche möglich.
Nissen & Velten präsentiert sein neues LVS auf der Systems in München vom 18.-22.10.2004.