"Die Bundeskanzlerin macht sich weiterhin zum Spielball der Atomlobby. Ihre Äußerungen zum Klimaschutz sind pure Heuchelei. Anstatt sich um Energiesparmaßnahmen, wie beispielsweise dem Ausbau ökologisch sinnvoller Kraftwerke oder einem Tempolimit auf Autobahnen, zu kümmern, ignoriert sie noch immer beharrlich die Gefahren der Atomkraft", sagt Jutta Rausch vom Umwelt-Infodienst in Kaiserslautern.
Atomstrom ist die teuerste Art der Stromerzeugung. Jedoch zahlen weder die Energiekonzerne die anfallenden Kosten, noch die Stromkunden. Etwa 70 Milliarden Mark an steuerfreien Rückstellungen hatten die Atomkraftwerksbetreiber allein bis 1999 angesammelt. Auch die Zinsen dafür durften sie jahrelang in die eigene Tasche stecken. Müssten die Betreiber von Atomkraftwerken für mögliche Folgen eines größten anzunehmenden Unfalls
(GAU) haften, wäre Atomstrom nicht zu bezahlen. Schätzungen der materiellen Schäden eines Kernschmelzunfalls im AKW Biblis ergab nach Greenpeace-Informationen die unvorstellbare Größenordnung von umgerechnet über 5 Billionen Euro.
In Atomkraftwerken sind Störfälle an der Tagesordnung. Insbesondere die Altanlagen sind, wie Studien belegen, von häufigen Pannen betroffen und daher ein großes Sicherheitsrisiko. Dennoch wird der geplante Atomausstieg weiter hinausgezögert. Die Energieunternehmen verdienen mit dem Weiterbetrieb der Atomkraftwerke, insbesondere der bereits abgeschriebenen Altanlagen, unvorstellbare Summen. Die Rechnung für die mehrere 10.000 Jahre notwendige sichere Lagerung des Atommülls werden jedoch kommende Generationen zahlen müssen - finanziell und gesundheitlich.
Umfragen zufolge fordern über zwei Drittel der Bundesbürger den Ausstieg aus der Atomenergie. Eine Laufzeitverlängerung der Atomkraftwerke in Deutschland würde, entgegen mancher Behauptungen, auch keine neuen Arbeitsplätze schaffen. Es blieben lediglich die rund 35.000 Jobs in der Atombranche einige Jahre länger erhalten. In den Erneuerbaren Energien sind hingegen in den letzten Jahren 150.000 Arbeitsplätze entstanden. Studien rechnen mit bis zu 400.000 neuen Arbeitsplätzen, die allein im Bereich der Altbau-Wärmedämmung entstehen könnten.
Der Umwelt-Infodienst fordert, den ohnehin schwachen Atomausstieg in Deutschland endlich zügig in die Tat umzusetzen sowie die Energiewende.
Neben dem Ausbau der regenerativen Energien müssen dezentrale, kraft-wärmegekoppelte Kraftwerke gebaut werden, die einen Wirkungsgrad bis zu 90 Prozent besitzen. Ein wichtiger Beitrag für einen beschleunigten Atomausstieg ist der für jedermann mögliche Wechsel zu einem seriösen Ökostromanbieter. So kann ein durchschnittlicher Vier-Personen-Haushalt laut Studien der Umweltschutzorganisation Greenpeace allein durch den Stromwechsel bis zu 1,9 Tonnen CO2 im Jahr einsparen. Diese Studien belegen auch, dass der Klimawandel vermieden werden kann bei gleichzeitigem Verzicht auf mehrere Kohlekraftwerke und Atomkraft. Dabei ist Ökostrom oft nur unwesentlich teurer als der Strom vom regionalen Anbieter. In manchen Regionen kann er sogar günstiger sein. Wie problemlos der Wechsel vonstatten geht, zeigt das Aktionsbündnis "Atomausstieg selber machen" mehrerer Umweltschutzverbände. Ein Link zum Bündnis sowie 2 Medienspots stehen auf der Internetpräsenz des Umwelt-Infodienstes zur möglichst großflächigen Verbreitung bereit.
Auch ein bewusster Umgang mit Energie ist dringend notwendig. Die permanent stromschluckende Stand-by-Stereoanlage kann zum Beispiel durch eine ausschaltbare Steckerleiste vollständig abgeschaltet werden. Und auch die Energiesparlampe hat ihren Namen verdient. So besagt eine Schätzung aus Großbritannien: Wenn pro Haushalt nur eine normale Glühbirne gegen eine Energiesparlampe ausgetauscht würde, könnte dafür ein (Kohle-)Kraftwerk abgeschaltet werden.