Die Elbehochwasser 2006 und 2002, das Alpenhochwasser 2005 oder das Oderhochwasser 1997 - in regelmaessigen Abstaenden haben Deutschland und seine Nachbarlaender mit extremen Hochwassern zu kaempfen. Oft sind mehrere Laender gleichzeitig betroffen, denn Flusslaeufe und Wettereinfluesse enden nicht an Laendergrenzen. Die zur Vorbeugung und Bekaempfung der Hochwasser notwendigen Geodaten jedoch liegen in den verschiedenen Laendern in unterschiedlichen Formaten und in verschiedenen Systemen vor. So wird eine grenzueberschreitende Zusammenarbeit schwierig. Eine europaweite Harmonisierung der Daten, wie sie in anderen Bereichen schon laengst besteht, gibt es bislang nicht.
Dabei werden die Geodaten nicht nur bei der Bekaempfung von Naturkatastrophen benoetigt. Sie kommen auch bei der Sicherung von Grenzen oder beim Schutz von Waeldern, Naturreservaten und Meeren zum Einsatz. Um einen europaweiten Zugang zu relevanten Geodaten zu erreichen, wurde deshalb die Initiative INSPIRE ins Leben gerufen. Bevor die Daten allerdings von einem System in ein anderes ueberfuehrt werden koennen, sind einige Huerden zu nehmen. So werden beispielsweise einzelne Begriffe unterschiedlich definiert und eine unsachgemaesse Vereinheitlichung wuerde zu immensen Datenverlusten fuehren. Dazu kommt, dass zahlreiche europaeische Organisationen von der INSPIRE-Initiative betroffen sind. Die Kosten fuer die Datenharmonisierung werden dementsprechend auf rund 25 Milliarden Euro geschaetzt.
Unterstützung bietet hier das am 1. Oktober 2006 gestartete EU-Projekt HUMBOLDT. Ziel des Projekts ist es einerseits, die Harmonisierung der Geodaten zu erleichtern und andererseits, die notwendigen Prozesse so weit als moeglich zu automatisieren und dadurch die mit der Harmonisierung verbundenen Kosten zu senken. "Beginnen werden wir mit einer Analyse der bestehenden Geodaten, um herauszufinden, mit welchen unterschiedlichen Arten von Daten wir es zu tun haben. Darauf basierend werden wir eine Prozessanalyse durchfuehren, die zeigt, welche Schritte noetig sind, um die Daten in ein einheitliches Schema zu ueberfuehren. Letztlich werden wir einen Software-Framework sowie einige Tools erstellen, die die europäischen Geodatenanbieten dann einheitlich einsetzen koennen," beschreibt Daniel Holweg, Leiter des Projekts am Fraunhofer-Institut fuer Graphische Datenverarbeitung, die Vorgehensweise. Wichtiges Element des Projekts ist die Entwicklung von Szenarien, in denen die einzelnen Komponenten unter realistischen Bedingungen angewandt werden. Die Szenarien zeigen beispielsweise Anwendungen zur effektiven Grenzkontrolle und Sicherheit in laendlichen Gebieten, zum Risikomanagement fuer Wetterkatastrophen, zum Schutz grenzueberschreitender Waldgebiete oder zum Management von Naturschutzgebieten. "Die Vielfalt der Szenarien macht auch deutlich, wie viele unterschiedliche Bereiche von einer Harmonisierung der Geodaten profitieren werden," so der Wissenschaftler.
Insgesamt 27 Partner aus 14 europaeischen Laendern arbeiten unter Leitung der Abteilung Graphische Informationssysteme des Fraunhofer IGD im HUMBOLDT-Projekt. Das Projekt hat eine Laufzeit von vier Jahren und ein Gesamtvolumen von 13,5 Millionen Euro. Die GMES Global Monitoring for Environment and Security - eine europaeische Initiative fuer Sicherheit und Umweltueberwachung, foerdert HUMBOLDT mit 7,9 Millionen Euro aus dem 6. Europaeischen Forschungsrahmenprogramm. Die GMES wird auch in erster Linie von den Ergebnissen des Projekts profitieren.
Auf der Intergeo 2006 in Muenchen vom 10. bis 12. Oktober wird die INI-GraphicsNet Stiftung der Oeffentlichkeit erstmals das EU-Projekt, die Vorgehensweise und die Ziele der Aktivitaeten vorstellen. Zu finden ist der Stand in Halle 3, Stand 3206.
Weitere Informationen zum Projekt finden Sie im Internet unter: www.esdi-humboldt.eu