„Allein im Großraum Shanghai mit seinen 200 Mio. Einwohnern leben viele wohlhabende Verbraucher und eine wachsende Mittelschicht. Für sie alle nehmen Kultur, Unterhaltung und musikalische Erziehung einen sehr hohen Stellenwert ein. Deswegen ist China einer der dynamischsten Musikmärkte der Welt geworden“, erläutert Neumann die positive Entwicklung für hessische Unternehmen.
Die bislang ersten zwei der insgesamt vier Messetage sind für Fachbesucher und Händler reserviert. In einer Zwischenbilanz äußerten sich die hessischen Aussteller durchweg positiv: „Wir konnten neue Kontakte zu Kunden knüpfen und bestehende pflegen. Kunden sind Musikhochschulen, Orchester, Musikensembles oder auch einzelne Musiker. Dabei zieht die Music China mittlerweile nicht mehr nur Besucher aus Asien, Japan und Australien an. Sondern es gibt auch viele Besucher aus Europa und den USA. So zeigen wir auch in den Musikbranchen dieser Märkte Präsenz“, schildert Andreas Gafke, Marketing- und Vertriebschef der Schreiber & Keilwerth Musikinstrumente GmbH aus Nauheim seine aktuellen Messeerfahrungen. Norbert Niedermayer, Inhaber der Firma Karl Klier & Co., sagt: „Wir stellen unter anderem Griffbretter für Violinen, Violas Celli und Contrabässe her. Die Produktion ist ausschließlich in Deutschland angesiedelt, um höchste Qualität zu gewährleisten. Viele chinesische Kunden wissen unsere Qualität und Leistungsfähigkeit bereits zu schätzen.“
Etwas schwerer haben es die hessischen Musikverlage. Corinne Votteler vom Kasseler Bärenreiter Verlag fasst zusammen: „Es gibt in den Musikhochschulen und Bibliotheken in China Kopiergeräte, und die werden auch rege genutzt.“ Durchsetzung von Markenrechten ist ein wichtiges Thema. „Wir stellen uns perspektivisch für den Markt auf. Der Standard, der von deutschen Verlagen geboten wird, ist jedoch weltweit einzigartig und wird von den Chinesen zunehmend auch erkannt“, sagt Votteler. Der älteste Musikverlag der Welt Breitkopf & Härtel aus Wiesbaden wird in Shanghai von Annekathrin Mascus vertreten. Sie weiß aus der Erfahrung der letzten Jahre: „Chinesische und asiatische Musiker verbinden mit unserem Haus, dass bei uns die Erstdrucke von Beethoven, Mendelssohn, Schumann, Liszt, Wagner, Brahms, Busoni und Sibelius entstanden sind. So betrachten es wohlhabende chinesische Musikliebhaber als Statussymbol, keine Raubkopien zu besitzen, sondern die von uns lizenzierten Ausgaben.“
Seit mehr als 200 Jahren gibt der Frankfurter Musikverlag C. F. Peters Ausgaben klassischer wie zeitgenössischer Werke heraus. Der Gesamtkatalog umfasst mehr als 9000 lieferbare Titel. Besonders renommiert ist die EDITION PETERS, die sich in Deutschland auf fast jedem Klavier wieder findet. Ganz so weit sei man in China noch nicht, sagt Verkaufsleiter Joachim Großpersky: „Die Beteiligung an der Music China 2006 ist ein weiterer Schritt auf dem Weg dahin.“ Geld lasse sich aber auch durch Lizenzvergaben an chinesische Verlage verdienen. Allein in Shanghai nehmen jedes Jahr 20.000 Kinder an den staatlichen Musikprüfungen teil. Die Zahl der Kinder, die ein Instrument erlernen, ist noch weitaus größer. Damit sehen die Zukunftsperspektiven der hessischen Verlage für das China-Geschäft grundsätzlich positiv aus.
An China ist hochinteressant - so ist von den Ausstellern zu hören - dass die ausländischen Hersteller und Verlage relativ neu auf dem Markt sind, es also niemanden gibt, der einen bestimmten Bereich seit Jahrzehnten dominiert.