"Die auf der Unsicherheit der vergangenen Monate beruhende abwartende Haltung bei vielen Unternehmen ist nicht ohne Folgen für die weitere Konjunkturentwicklung geblieben. Zunehmend hat sich das Konjunkturklima eingetrübt" kommentiert Rolf Paarmann, Hauptgeschäftsführer der IHK zu Rostock, die Ergebnisse. Waren es in den zurückliegenden Monaten vor allem exportorientierte Branchen, so haben nun auch die binnenorientierten Branchen ihre Einschätzungen geändert. Der Konjunkturklimaindikator, also ein Gemeinschaftsindikator zur Lagebewertung und zur Bewertung der kommenden Monate, rangiert mit 82,4 Punkten zum Frühsommer 2009 deutlich unter dem sechsjährigen Durchschnitt von 102,6 Punkten.
Maritime Industrie: Umsatzeinbrüche und starke Auftragsrückgänge Die neuerliche Verschlechterung ist vor allem auf einen Einbruch bei der aktuellen Lagebewertung zurückzuführen. Besonders betroffen von der zunehmend schwächeren Auftragsentwicklung sind die Unternehmen der maritimen Industrie und deren Zulieferbetriebe, also die Investitionsgüterhersteller. Die Lage wird gerade für maritime Zulieferunternehmen durch die Insolvenz der Wadan-Werften schwierig. Zum Frühsommer 2009 beurteilen nur noch 22,5% der antwortenden Unternehmen ihre Lage als gut, 31,2% sind mit ihrer aktuellen Geschäftslage hingegen unzufrieden.
"Damit hat sich die Stimmung im IHK-Bezirk Rostock zum Frühsommer gedreht. Im Gegensatz zum Jahresbeginn überwiegen nun deutlich die Unternehmen mit einer negativen Lagebewertung", so Paarmann.
Konjunktur schaltet einen weiteren Gang zurück Der Vergleich zu den Ergebnissen der Vorumfragen verdeutlicht die Heftigkeit des Stimmungseinbruchs. Der Konjunkturklimaindikator ist gegenüber der Konjunkturumfrage zum Jahresbeginn 2009 um zehn Punkte gefallen. Im Jahresvergleich, also gegenüber der Konjunkturumfrage zum Frühsommer 2008, ist er um gut 30 Punkte gefallen. Die aktuelle Stimmung ist damit schon jetzt vergleichbar mit dem Höhepunkt der letzten Rezession im Jahr 2002/2003. Konjunkturklima, Lagebewertung und Geschäftserwartungen zeigen damit, dass die Wirtschaft von einer Abkühlung nun in einen Abschwung übergegangen ist.
Konjunkturwende noch nicht in Sicht Paarmann: "Mit einer schnellen Entspannung ist in den kommenden Monaten nicht mehr zu rechnen. Nur 14,7% der Unternehmer erwarten eine Verbesserung, 40,4% gehen hingegen von einer weiteren Verschlechterung ihrer Geschäfte aus. Die Talsohle des wirtschaftlichen Abschwunges ist im IHK-Bezirk Rostock keinesfalls erreicht." In den kommenden Monaten sind damit weitere Umsatzrückgänge zu erwarten. Die Auftragseingänge und die Auftragsbestände sind stark rückläufig und gehen vor allem bei den Industrie- und Bauunternehmen zunehmend zurück. Im Verkehrsgewerbe müssen die Unternehmen angesichts der rückläufigen Frachtaufkommen deutlich schlechtere Gewinne hinnehmen. Vergleichsweise stabil ist noch der Ausblick im Dienstleistungsgewerbe. Die Nachfrageentwicklung ist, wenn auch abgeschwächt, weitestgehend unverändert.
Investitionen werden zurückgestellt Auch wenn der Kreditzugang für den Großteil der Unternehmen weitestgehend intakt ist, geht mit dem Andauern der Finanzkrise aktuell eine Verschlechterung der Kreditkonditionen einher. Banken und Sparkassen werden zunehmend konservativer, was ihre Kreditvergabe betrifft. Höhere Sicherheitsanforderungen und strengeren Dokumentationspflichten stehen hierbei im Vordergrund. Daher lässt die Investitionsneigung der Unternehmen insgesamt stark nach. Jedes zweite Unternehmen will als Folge schlechterer Finanzierungskonditionen seine Investitionen zurückstellen. Rationalisierungsinvestitionen erfahren zunehmend Auftrieb und werden mittlerweile von jedem fünften Unternehmen genannt - und damit deutlich häufiger als in der Vorumfrage zum Jahresbeginn (16%).
Beschäftigungsplanungen noch robust Die Einstellungsbereitschaft der Unternehmen lässt stark nach.
Die Mehrheit der Unternehmen will ihre Beschäftigtenzahlen jedoch beibehalten. Zudem dürfte der mittlerweile deutlich spürbare Fachkräftemangel die Unternehmen veranlassen, ihre Stammbelegschaften so lange wie möglich zu halten. Anpassungen an die schwächere Auftragslage werden somit voraussichtlich über die Arbeitszeiten, Kurzarbeit und den Abbau von Überstunden erfolgen.