"Seit vielen Jahren findet in der Region Bonn/Rhein-Sieg ein stetes Verkaufsflächenwachstum statt, das sich zu großen Teilen im Rhein-Sieg-Kreis vollzieht. In der Konsequenz wird der Wettbewerb zwischen den Betriebsformen und Standorten schärfer werden", so Fabian Göttlich, Einzelhandelsexperte der IHK Bonn/Rhein-Sieg. "Dabei unterscheidet der Kunde nicht nach kommunalen Grenzen, sondern häufig nach Parkplätzen und Angebot. Die Kombination aus Vollsortimenter, Discounter und weiteren Fachmärkten ist ein betriebswirtschaftliches Erfolgsmodell, das auch Kaufkraft aus anderen Kommunen abzieht, da der Angebotserweiterung meist keine entsprechende Nachfragesteigerung gegenübersteht und Umsätze neu verteilt werden", so Göttlich weiter.
Expansion im Rhein-Sieg-Kreis
Die Kommunen im Rhein-Sieg-Kreis haben in der Vergangenheit, unter anderem in Reaktion auf Bevölkerungsgewinne, großzügig Baugebiete für großflächige Einzelhandelsbetriebe ausgewiesen. In der Vergangenheit waren vor allem Discounter, Baumärkte und Möbelhäuser die Wachstumstreiber. Aktuell entstehen im Kreis vor allem durch Vollsortimenter und Fachmarktzentren neue Einzelhandelsflächen. Beispielhaft für diesen Trend stehen aktuell beispielsweise die Planungen in Bornheim-Merten, Windeck-Rosbach, Ruppichteroth, Niederkassel und Wachtberg-Berkum. Hierbei fällt den kommunalen Einzelhandels- und Zentrenkonzepten, die nahezu flächendeckend erstellt worden sind, eine immer wichtigere Rolle zu, da hiermit durch die Kommune eine angebotsorientierte Planung betrieben werden kann. Erfolgreich können Einzelhandelskonzepte nur sein, wenn die informelle Planungsebene deckungsgleich mit der nachfolgenden harten Bauleitplanung ist. Ausnahmeregelungen von einmal beschlossenen Entwicklungszielen verändern die Wettbewerbsbedingungen erheblich, darum ist hier Stehvermögen von Politik und Verwaltung gefordert.
Das größte in Bau befindliche Einzelhandelsprojekt im Rhein-Sieg-Kreis ist die Einkaufspassage Wilhelm-Hamacher-Platz mit rund 7.000 Quadratmetern Verkaufsfläche. Der Abriss des ehemaligen Bürgerhauses am Wilhelm-Hamacher-Platz ist abgeschlossen und der Neubau startet gegenwärtig. Die Eröffnung ist im Herbst 2013 geplant.
Bonn: Neubau der Sparkasse ergänzt Angebot
Die Bonner Fußgängerzone ist aufgrund ihrer Kompaktheit und des guten Angebotsmix nach wie vor ein starker Handelsplatz und behauptet sich im Wettbewerb. "Knapp 30 Prozent der Bonner Verkaufsfläche entfällt auf die Innenstadt, dies ist im Vergleich zum Durchschnittswert von 25 Prozent bei vergleichbaren Städte ein hoher und guter Wert", erläutert Göttlich. Mit der Eröffnung des Sparkassen-Neubaus am Friedensplatz im Herbst 2013 werden unter anderem mit REWE und Mediamarkt zwei bisher nicht vertretene Betriebsformen die Angebotsplatte der Innenstadt ergänzen. Mit der Fertigstellung des Neubaus der Sparkasse KölnBonn wird die Bonner City ihr Angebot um insgesamt 6.400 Quadratmeter Verkaufsfläche erweitern.
Insgesamt ist die Bonner Fußgängerzone ein begehrter Einzelhandelsstandort und ist gekennzeichnet durch sehr geringen Leerstand und Neuvermietungen an Labels wie Calzedonia, Hollister, Ecco, Camp David oder aktuell Zara Home in der ehemaligen Brasserie am Blumenmarkt. Nach Auskunft des Immobilienberatungsunternehmen CBRE bewegt sich Bonn mit Spitzenmieten bis zu 120 Euro pro Quadratmeter im Mittelfeld vergleichbarer Städte.
Quelle: eigene Erhebungen und Umfragen der IHK Bonn/Rhein-Sieg, kommunale Einzelhandels- und Zentrenkonzepte, kommunale Ämter für Stadtplanung und -entwicklung