Mit der Steigerung der Negativentwicklung rutsche auch die Qualität des Journalismus ab. Werner Stolz unterstrich dazu, das eigentliche Struktur-Problem seien Outsourcing-Prozesse zur Kostensenkung in den Medien - und nicht die klassische Zeitarbeit: "Der DJV-Ruf - Haltet den Zeitarbeits-Dieb - verfolgt deshalb einen falschen Ansatz". Döhring betonte in diesem Zusammenhang, jeder Fall von Zeitarbeitseinsatz sei eklatant - auch wenn die Zahl der Zeitarbeitnehmer im Journalismus noch nicht besonders groß sei. Werner Hinse, der die Gäste als Vorsitzender des Pressevereins begrüßte, erläuterte, das Modell Zeitarbeit werde oftmals als Druckmittel genutzt und Praktiken á la Schlecker gebe es auch in der Verlagslandschaft. Karl Schiewerling erklärte, dass mit dem gerade vorgelegten Gesetzentwurf des Bundesarbeitsministeriums gegen solche Drehtüreffekte ein erster Schritt getan sei, um diesen konzerninternen Missbrauch durch Zeitarbeit zu unterbinden. Außerdem rechne er damit, dass sich für den tariflichen Mindestlohn in der Zeitarbeit - eine erklärte Absicht der CDU/ CSU - mit dem Näherkommen der Arbeitnehmerfreizügigkeit ab Mai 2011 die derzeit noch gegensätzlichen Fronten aufweichen werden. Nach der Krise, so Veronica Bundschuh, gelte es mit Blick auf den Drehtüreffekt vor allem darauf zu achten, wie das Personal in den Unternehmen wieder aufgebaut werde.
Auch Stolz bestätigte, das Modell Schlecker sei "Scheinzeitarbeit" - die Zeitarbeit sei nicht als Reservearmee für Billigstkräfte gedacht, sondern um mehr Flexibilität zu ermöglichen. "Intelligente Module für eine faire Zeitarbeit entwickeln und in die Praxis umsetzen", postulierte er das Gebot der Stunde und nannte bereits praktizierte Beispiele wie etwa die PDK-Ausbildung und angestrebte Ziele wie Qualifizierung in Weiterbildung der Zeitarbeitnehmer in einsatzfreien Zeiten. Die Veranstaltung schloss mit einer angeregten Fragerunde für die teilnehmenden Presse-Vertreter.