Prof. Dr. Stefan Mecheels leitet seit 1995 das internationale Forschungs- und Dienstleistungszentrum Hohenstein Institute. Rund 500 Mitarbeiter am Stammsitz in Bönnigheim und in über 30 Auslandsbüros weltweit sind insbesondere auf die Prüfung und Zertifizierung textiler Produkte aller Art spezialisiert.
Am 9. Dezember 2011 wurde in Hong Kong das erste Prüflabor der Hohenstein Institute außerhalb Europas eröffnet.
Welche Faktoren waren für die Standortwahl entscheidend?
Hong Kong eine wichtige Drehscheibe des textilen Marktes in Asien und daher ein zentraler Standort, um die Märkte China und Süd-Ost-Asien zu bedienen. Durch die Kapazitäten vor Ort wird die Kundennähe der Hohenstein Institute weiter ausgebaut.
Welche Dienstleistungen stehen beim Prüflabor in Hong Kong im Vordergrund?
Das neue Prüflabor wird auf dem neuesten technischen Stand eingerichtet und bietet vor allem chemische und physikalische Textilprüfungen an. Die vollständige Akkreditierung gemäß DIN EN ISO 17025 erfolgt zu Beginn des nächsten Jahres.
Das weitere Serviceangebot schließt Prüfungen der Gebrauchstauglichkeit von Textilprodukten, die Analyse der Materialzusammensetzung (gemäß Textilkennzeichnungsgesetz) sowie die Beurteilung des Verhaltens von Textilien bei der Pflege ein. Weitere Prüfungen zur Produktperformance werden wir auch weiterhin ausschließlich in Europa durchführen. Die Palette reicht dabei von der Überprüfung der Passform und Verarbeitung bis hin zum physiologischen Komfort, dem Beleg der Wirksamkeit und gesundheitlichen Unbedenklichkeit von Zusatzfunktionen wie antimikrobiellen Ausrüstungen bis hin zur Bewertung spezieller Aspekte wie des UVSchutzfaktors.
Immer mehr Hersteller, aber auch Importeure und Handelsunternehmen setzen auf unabhängige Qualitätskontrollen. Warum?
Unabhängige Prüfungen und Zertifizierungen für textile Produkte haben in den letzten 20 Jahren sowohl durch die verstärkte Sensibilität der Verbraucher in Sachen Produktqualität wie auch durch die veränderten globalen Warenströme deutlich an Bedeutung gewonnen. Bestes Beispiel ist der OEKO-TEX® Standard 100. Sein Prüf- und Zertifizierungssystem wurde 1992 entwickelt, um den Verbrauchern nach einigen Skandalen um schadstoffbelastete Produkte wieder "Textiles Vertrauen" zu vermitteln. Mit dem gleichnamigen Label weist er heute bei Millionen Produkten auf schadstoffgeprüfte Qualität hin und ist damit ein wichtiges Kaufargument.
Gleichzeitig sind die Schadstoffprüfungen nach OEKO-TEX® Standard 100 und die Betriebsstätten-Audits nach OEKO-TEX® Standard 1000 heute aus der textilen Kette nicht mehr wegzudenken. Prüfzeugnisse und Zertifikate, wie die von OEKO-TEX®, gewährleisten die Einhaltung einheitlicher Qualitätsstandards - unabhängig davon, wo die einzelnen Produktionsschritte weltweit realisiert werden.
Welche Zertifizierungen werden von Herstellern in Asien und ihren europäischen und amerikanischen Kunden in erster Linie nachgefragt und warum?
Die Schadstoffprüfungen nach OEKO-TEX® Standard 100 sind ganz klar der Spitzenreiter bei den Zertifizierungen, da sie auch für alle textilen Produkte relevant sind. Die Überprüfung der Passform und Verarbeitung sowie der allgemeinen Materialqualität, in Verbindung mit Vor-Ort-Inspektionen bei den Produzenten, sind speziell bei Bekleidung eine wichtige und häufig nachgefragte Leistung. Die Initiative geht hier aber in erster Linie von den europäischen und nordamerikanischen Kunden aus, die damit die Qualität der in Indien produzierten Güter sichergestellt haben wollen.
Die Beurteilung des Trage- oder Schlafkomforts oder sonstiger funktioneller Aspekte werden dagegen überwiegend von den Herstellern selbst nachgefragt, um den Kunden die hohe Produktqualität belegen und sich damit von Wettbewerbern abgrenzen zu können.
Was sind die ökonomischen, ökologischen und sozialen Vorteile unabhängiger Zertifizierungen?
Die Einhaltung definierter Qualitätsstandards und der neutrale Beleg darüber mittels unabhängiger Prüfzeugnisse und Zertifikate sind Grundvoraussetzung dafür, um z. B. in Europa oder Nordamerika als Lieferant bei Importeuren oder Retailern überhaupt Berücksichtigung zu finden. Die Erfahrung aus 20 Jahren OEKO-TEX® hat außerdem gezeigt, dass sich im Zuge der Verbesserung der Produktqualität auch die der Fertigung in der Textilbranche deutlich verbessert hat. So sind zahlreiche schädliche Substanzen aus der Textilproduktion verschwunden - zum Nutzen der Umwelt und der Mitarbeiter. Gleichzeitig sind auch die Anforderungen an die sozialen Bedingungen für die Belegschaften, nicht zuletzt aufgrund des Drucks aus den Käufermärkten, maßgeblich verändert. Entsprechend gewinnen Social Audits, also die neutrale
Überprüfung der Arbeitsbedingungen in den Textilfabriken, zunehmend an Bedeutung.
Welche sozialen Faktoren gilt es bei Zertifizierungen zu berücksichtigen?
Neben der verbotenen Kinderarbeit sind es insbesondere die sichere und gesunde Ausstattung der Arbeitsplätze, der Ausschluss von erzwungener Arbeitsleistung und Diskriminierung, gerechte Entlohnung, angemessene Arbeitszeiten, die Freiheit zur Gründung von Arbeitnehmervertretungen und die Art und Weise von Disziplinarmaßnahmen, die bei einem Social Audit überprüft werden.
Was ist Ihr Rat an asiatische Unternehmen, die ihre Geschäftsbeziehungen zum europäischen Markt intensivieren möchten?
Auf dem europäischen und speziell dem deutschen Markt sind die Anforderungen an die Produktqualität, aber auch an Faktoren wie Termintreue und Verlässlichkeit von Aussagen, besonders wichtig. Außerdem ist das Bewusstsein für ökologische und soziale Aspekte hier besonders ausgeprägt. Für eine erfolgreiche Zusammenarbeit mit europäischen Kunden ist es daher unerlässlich, das eigene Handeln in diesen Bereichen transparent zu gestalten. Neben dem persönlichen Kontakt sind unabhängige Qualitätsprüfungen und Zertifizierungen dabei wichtige Instrumente.
Am 9. Dezember 2011 wurde in Hong Kong das erste Prüflabor der Hohenstein Institute außerhalb Europas eröffnet.
Welche Faktoren waren für die Standortwahl entscheidend?
Hong Kong eine wichtige Drehscheibe des textilen Marktes in Asien und daher ein zentraler Standort, um die Märkte China und Süd-Ost-Asien zu bedienen. Durch die Kapazitäten vor Ort wird die Kundennähe der Hohenstein Institute weiter ausgebaut.
Welche Dienstleistungen stehen beim Prüflabor in Hong Kong im Vordergrund?
Das neue Prüflabor wird auf dem neuesten technischen Stand eingerichtet und bietet vor allem chemische und physikalische Textilprüfungen an. Die vollständige Akkreditierung gemäß DIN EN ISO 17025 erfolgt zu Beginn des nächsten Jahres.
Das weitere Serviceangebot schließt Prüfungen der Gebrauchstauglichkeit von Textilprodukten, die Analyse der Materialzusammensetzung (gemäß Textilkennzeichnungsgesetz) sowie die Beurteilung des Verhaltens von Textilien bei der Pflege ein. Weitere Prüfungen zur Produktperformance werden wir auch weiterhin ausschließlich in Europa durchführen. Die Palette reicht dabei von der Überprüfung der Passform und Verarbeitung bis hin zum physiologischen Komfort, dem Beleg der Wirksamkeit und gesundheitlichen Unbedenklichkeit von Zusatzfunktionen wie antimikrobiellen Ausrüstungen bis hin zur Bewertung spezieller Aspekte wie des UVSchutzfaktors.
Immer mehr Hersteller, aber auch Importeure und Handelsunternehmen setzen auf unabhängige Qualitätskontrollen. Warum?
Unabhängige Prüfungen und Zertifizierungen für textile Produkte haben in den letzten 20 Jahren sowohl durch die verstärkte Sensibilität der Verbraucher in Sachen Produktqualität wie auch durch die veränderten globalen Warenströme deutlich an Bedeutung gewonnen. Bestes Beispiel ist der OEKO-TEX® Standard 100. Sein Prüf- und Zertifizierungssystem wurde 1992 entwickelt, um den Verbrauchern nach einigen Skandalen um schadstoffbelastete Produkte wieder "Textiles Vertrauen" zu vermitteln. Mit dem gleichnamigen Label weist er heute bei Millionen Produkten auf schadstoffgeprüfte Qualität hin und ist damit ein wichtiges Kaufargument.
Gleichzeitig sind die Schadstoffprüfungen nach OEKO-TEX® Standard 100 und die Betriebsstätten-Audits nach OEKO-TEX® Standard 1000 heute aus der textilen Kette nicht mehr wegzudenken. Prüfzeugnisse und Zertifikate, wie die von OEKO-TEX®, gewährleisten die Einhaltung einheitlicher Qualitätsstandards - unabhängig davon, wo die einzelnen Produktionsschritte weltweit realisiert werden.
Welche Zertifizierungen werden von Herstellern in Asien und ihren europäischen und amerikanischen Kunden in erster Linie nachgefragt und warum?
Die Schadstoffprüfungen nach OEKO-TEX® Standard 100 sind ganz klar der Spitzenreiter bei den Zertifizierungen, da sie auch für alle textilen Produkte relevant sind. Die Überprüfung der Passform und Verarbeitung sowie der allgemeinen Materialqualität, in Verbindung mit Vor-Ort-Inspektionen bei den Produzenten, sind speziell bei Bekleidung eine wichtige und häufig nachgefragte Leistung. Die Initiative geht hier aber in erster Linie von den europäischen und nordamerikanischen Kunden aus, die damit die Qualität der in Indien produzierten Güter sichergestellt haben wollen.
Die Beurteilung des Trage- oder Schlafkomforts oder sonstiger funktioneller Aspekte werden dagegen überwiegend von den Herstellern selbst nachgefragt, um den Kunden die hohe Produktqualität belegen und sich damit von Wettbewerbern abgrenzen zu können.
Was sind die ökonomischen, ökologischen und sozialen Vorteile unabhängiger Zertifizierungen?
Die Einhaltung definierter Qualitätsstandards und der neutrale Beleg darüber mittels unabhängiger Prüfzeugnisse und Zertifikate sind Grundvoraussetzung dafür, um z. B. in Europa oder Nordamerika als Lieferant bei Importeuren oder Retailern überhaupt Berücksichtigung zu finden. Die Erfahrung aus 20 Jahren OEKO-TEX® hat außerdem gezeigt, dass sich im Zuge der Verbesserung der Produktqualität auch die der Fertigung in der Textilbranche deutlich verbessert hat. So sind zahlreiche schädliche Substanzen aus der Textilproduktion verschwunden - zum Nutzen der Umwelt und der Mitarbeiter. Gleichzeitig sind auch die Anforderungen an die sozialen Bedingungen für die Belegschaften, nicht zuletzt aufgrund des Drucks aus den Käufermärkten, maßgeblich verändert. Entsprechend gewinnen Social Audits, also die neutrale
Überprüfung der Arbeitsbedingungen in den Textilfabriken, zunehmend an Bedeutung.
Welche sozialen Faktoren gilt es bei Zertifizierungen zu berücksichtigen?
Neben der verbotenen Kinderarbeit sind es insbesondere die sichere und gesunde Ausstattung der Arbeitsplätze, der Ausschluss von erzwungener Arbeitsleistung und Diskriminierung, gerechte Entlohnung, angemessene Arbeitszeiten, die Freiheit zur Gründung von Arbeitnehmervertretungen und die Art und Weise von Disziplinarmaßnahmen, die bei einem Social Audit überprüft werden.
Was ist Ihr Rat an asiatische Unternehmen, die ihre Geschäftsbeziehungen zum europäischen Markt intensivieren möchten?
Auf dem europäischen und speziell dem deutschen Markt sind die Anforderungen an die Produktqualität, aber auch an Faktoren wie Termintreue und Verlässlichkeit von Aussagen, besonders wichtig. Außerdem ist das Bewusstsein für ökologische und soziale Aspekte hier besonders ausgeprägt. Für eine erfolgreiche Zusammenarbeit mit europäischen Kunden ist es daher unerlässlich, das eigene Handeln in diesen Bereichen transparent zu gestalten. Neben dem persönlichen Kontakt sind unabhängige Qualitätsprüfungen und Zertifizierungen dabei wichtige Instrumente.
