Als ein c't-Leser einen AMD-Prozessor beim Versandhändler Amazon bestellte und versuchte, diesen in seinen Rechner einzubauen, erlebte er eine unschöne Überraschung. Denn der Prozessor wies eine falsche Kontaktanordnung auf, so dass er gar nicht passen konnte. Die Warensendung war eine Fälschung. Hilfesuchend wandte er sich an die Computerzeitschrift c't. Dort nahm sich Redakteur Benjamin Benz des Falles an und untersuchte den Prozessor.
"Die Fälschung ist von außen, von der Packung, vom Aufdruck des Prozessors nahezu perfekt. Selbst die AMD-Leute, denen wir das gezeigt haben, konnten auf den ersten Blick nichts erkennen. Auf der anderen Seite ist sie total plump, von der Unterseite sieht man nämlich: es ist der falsche Prozessor. Er hat viel zu viele Beinchen", erläutert der Hardware-Experte vom Computermagazin c't.
Bei seiner Recherche stieß Benjamin Benz auf ähnliche Fälle. Seit Anfang Januar kursieren Berichte, dass weitere Kunden solche Prozessoren bekommen haben. "Ein Teil der Berichte ist sehr glaubwürdig, da liegen auch Fotos vor, die dem unserer CPU sehr ähnlich sind", so Benz.
Welches Geschäftsmodell hinter dieser Aktion steckt, darauf kann sich das Computermagazin c't keinen Reim machen: Da wird erstaunlich viel kriminelle Energie investiert, um dem uralten Prozessor professionell einen neuen Typenaufdruck zu verpassen, und dieser wird dann in originalgetreuen Verpackungen ausgeliefert. Doch sobald ein Käufer ihn einzusetzen versucht, wird offensichtlich, dass der gar nicht in die Fassung aktueller AMD-Boards passt. Der Betrug ist also eindeutig erkennbar.
Versandhändler Amazon ignorierte die Nachfragen zu den Vorfällen. AMD hingegen nimmt diese Betrugsversuche sehr ernst und versucht derzeit, die Quelle ausfindig zu machen. Darüber hinaus hat das Unternehmen dem c't-Leser einen passenden Prozessor spendiert.