In diesem Jahr zählt Ertogan Jusuf aus Remagen zu den Gästen des Hauptgeschäftsführers. "Ich bin in Deutschland geboren und aufgewachsen, hier ist mein Zuhause", betont er. "Meine Lehre als Kfz-Mechaniker hat mir großen Spaß gemacht. Als Geselle habe ich Erfahrungen in mehreren Werkstätten gesammelt. Meine jetzige Firma Autoteile Unger in Bonn fördert meine Meisterausbildung und unterstützt mich hervorragend", fügte er stolz hinzu. Der Grieche mit türkischer Abstammung ist sicher, dass ihm nach der Meisterausbildung auch "meisterliche Verantwortung" im Unternehmen übertragen wird. "Was ich an Gutem erfahren habe, möchte ich zurückgeben", betont er.
Weitere Gesprächspartner sind der italienische Installateur und Heizungsbauer Raffaele Nicolai, die türkischen Feinwerkmechaniker Ali Kaya und Gökhan Hacisalihoglu, der italienische Kfz-Techniker Michele Stasi und Dany Kanaan, Metallbauer aus dem Libanon. "Wir gehören zu Deutschland", so das Fazit der Meister in spe mit fremdem Pass. Die Moslems unter Wilberts Gästen kennen die deutsche Kultur und wissen um die Bedeutung des Weihnachtsfestes für die Christen. "Sich mit der Kultur vertraut zu machen, fördert die Integration", betonen sie.
Meisterbrief sichert Zukunft
"Welche Bedeutung messen Sie dem Meisterbrief bei?", fragt Karl-Jürgen Wilbert in die Runde. "Zukunftssicherung, Stolz auf Geleistetes", sind sich alle einig. Es fällt allerdings auf, dass nur Dany Kanaan die Selbstständigkeit fest im Blick hat. Die anderen halten sich diese Möglichkeit offen. Sie hoffen zunächst auf verantwortungsvolle Stellen in ihren Betrieben, weil sie sich davon "mehr Sicherheit" versprechen. Sie wollen eine Familie gründen und ihre berufliche Existenz "Schritt für Schritt aufbauen". Alle wissen, dass der Meisterbrief eine gute Basis auf dem Arbeitsmarkt ist. "Das in den Meisterkursen vermittelte Wissen kann einem keiner nehmen, gleich, welche beruflichen Ziele man anstrebt", sind sich die Meister von morgen sicher.
Chance mit Hauptschulabschluss Der Hauptgeschäftsführer fragt auch vor dem Hintergrund der bundesweit geführten Diskussion um ein Fortbestehen der Hauptschulen seine Gäste nach ihren Schulabschlüssen und danach, ob die Hauptschule ihrer Meinung nach noch zeitgemäß ist. "Es geht weniger um die Schulart sondern darum, jungen Menschen Perspektiven zu geben. Die Abschaffung der Hauptschule löst keine Probleme", so Kaya und Hacisalihoglu. Beide sind ein Beispiel dafür, dass auch mit Hauptschulabschluss eine attraktive berufliche Ausbildung möglich ist. Sie räumen ein, dass auch sie mit ihren Eltern ausschließlich türkisch sprechen, die Bedeutung der Integration durch Beherrschen der deutschen Sprache ihnen aber bewusst ist.
Die Frage des Hauptgeschäftsführers, ob seine Gäste sich vorstellen können, wieder in ihr Heimatland zurückzukehren, verneinen die Gesprächspartner. Sie sind verbunden mit dem Land, das ihnen Heimat wurde. Sie haben in deutschem Boden Wurzeln geschlagen. "Wir sind einfach dankbar", sagen sie.
"Was möchten Sie in fünf Jahren machen?", interessiert Karl-Jürgen Wilbert. Die Meister in spe sind optimistisch und überzeugt, dass es beim Aufbau einer eigenen Existenz keine Rolle spielt, woher man kommt. Ihre Lebensläufe sind von denen Deutschstämmiger nicht zu unterscheiden. Schule, Ausbildung, erste Berufserfahrung, harte Arbeit, Erfolg und Ehrgeiz.