Besonderen Bedarf meldet dabei das Transportgewerbe an. Hier haben 33% der Unternehmen Stellen für Fachkräfte zu besetzen. In der oberfränkischen Industrie sind es 30% der befragten Unternehmen. Doch auch im Einzelhandel (13%), im Baugewerbe (12%), bei unternehmensnahen Dienstleistungsunternehmen (11%), im Großhandel (7%) und bei Handelsvertretern (17%) gibt es offene Stellen für Fachkräfte, die aktuell nicht besetzt werden können. Rund 3.000 Fachkräfte werden in den Bereichen Industrie, Handel und Dienstleistungssektor gesucht.
Bei den Hochschulabsolventen fehlen vor allem Führungskräfte und Mitarbeiter in der Entwicklung. Bei Berufsbildern mit abgeschlossener Berufsausbildung suchen die befragten Unternehmen in erster Linie Mitarbeiter für die Produktion. „Der Fachkräftemangel entwickelt sich immer mehr zum Haupthemmnis für den Konjunkturaufschwung, so IHK-Hauptgeschäftsführer Joachim Hunger.
Problem: Oft mangelnde Qualifikation
Auf die Frage, welche Schwierigkeiten die Unternehmen bei der Besetzung von Stellen für Fachkräfte haben, war es vor allem die mangelnde berufliche Qualifikation, die als Ursache genannt wurde. 74% der befragten Unternehmen äußerten sich entsprechend, wobei Mehrfachnennungen möglich waren. Auch die mangelnde räumliche Mobilität der Bewerber (26%), deren Gehaltsvorstellungen (26%), Defizite in der sozialen Kompetenz (19%) und die mangelnde zeitliche Flexibilität der Bewerber bereitet den oberfränkischen Unternehmen Schwierigkeiten.
Wolfram Brehm, Bereichsleiter Standortpolitik bei der IHK, macht deutlich, dass die Konkurrenz der Unternehmen und der Regionen um gute Mitarbeiter nicht zuletzt aufgrund der demographischen Entwicklung in den kommenden Jahren deutlich zunehmen wird. Unternehmen in Oberfranken konkurrieren dabei mit Unternehmen in München oder Stuttgart, ergänzt Hunger. „Will ich einen Mitarbeiter für Oberfranken gewinnen will, muss ich ihm einen Mehrwert gegenüber München bieten. Familienfreundliche Unternehmen, Unternehmen mit einem guten Ruf und Unternehmen mit guten Perspektiven haben deutlich bessere Chancen. „In spätestens 10 Jahren muss ich als Unternehmer entweder ein Alleinstellungsmerkmal besitzen oder einen Mehrwert bieten, um gut qualifizierte Mitarbeiter zu gewinnen und im Unternehmen halten zu können.
Bei der Rekrutierung geeigneter Fachkräfte setzt die oberfränkische Wirtschaft in erster Linie auf die Empfehlung von Mitarbeitern und Anzeigen in Printmedien (jeweils 59%). Auf die Agenturen für Arbeit greifen 54% der Unternehmen zurück, 52% setzen auf Anzeigen im Internet. Auch Zeitarbeitsfirmen (32%), Personaldienstleister 30%), Jobbörsen an Universitäten und Fachhochschulen (26%) sowie Bewerber-Messen (10%) werden zur Rekrutierung in Anspruch genommen.
Qualifizierung und Ausbildung als Gegenmaßnahmen
Aufgrund des aktuellen Fachkräftebedarfs haben die Betriebe bereits Maßnahmen ergriffen bzw. werden diese ergreifen. 52% der befragten Unternehmen setzen auf verstärkte Weiterbildung des eigenen Personals, 50% auf verstärkte Ausbildung des eigenen Nachwuchses. Andere Maßnahmen sind vermehrte Überstunden (38%), Arbeitszeitflexibilisierung (36%) und Outsourcing (20%). Doch auch andere Möglichkeiten, wie die gezielte Qualifizierung älterer Mitarbeiter (21%), die Nutzung familienfreundlicher Arbeitsmodelle (14%) und die Anwerbung von Fachkräften im Ausland (7%) werden genannt.