Zum fünften Mal in Folge hat goetzpartners die Wertentwicklung der Stadtwerke analysiert. Zwar konnten die Energieversorger von 2003 bis 2009 eine Eigenkapitalrendite von durchschnittlich rund fünf Prozent pro Jahr erwirtschaften. Jedoch ist die Beteiligungsrendite in 2009 um 18 Prozent gegenüber 2008 gesunken. Teilweise ist dieser dramatische Rückgang durch die spezifischen Ergebnisse aus Kraftwerks- und Netzgesellschaftsbeteiligungen zurückzuführen. Dennoch ist die Frage zu beantworten, ob die strategische Kapitalanlage "Stadtwerke-Minderheitsbeteiligung" noch sinnvoll ist.
Zeichnete sich die Deutschland Energie AG bisher in der Regel durch Minderheitsbeteiligungen an Stadtwerken aus und zielten diese Beteiligungen auf langfristige Vollversorgungsverträge für Strom und Gas, die Realisierung von Synergien beispielsweise durch die Bündelung von Abrechnungsleistungen sowie die regelmäßigen Dividenden, so werden diese Beteiligungen zukünftig sukzessive aufgegeben. "Die Deutschland Energie AG in ihrer jetzigen Form wird es in ein paar Jahren nicht mehr geben", sagt Michael Sanktjohanser, Managing Director und Leiter der Industry Line Energy/Utilities bei goetzpartners. "Die Zeiten der stabilen Absatzvolumina gehören der Vergangenheit an." Der Grund liegt in den sich ändernden Marktstrukturen: Die klassischen Vollversorgungsverträge werden sukzessive durch strukturierte Produkte und Portfoliomanagement abgelöst.
Handlungsoptionen
"Die Energieversorger müssen jetzt handeln, um ihr Beteiligungsportfolio mittelfristig neu auszurichten", sagt Günther Schermer, Partner von goetzpartners und Autor der Studie. "Nur dann kann dieses Kapital auch zukünftig strategisch genutzt werden und driftet nicht hin zur reinen Finanzanlage mit eher durchschnittlichen Renditen".
Folgende Optionen stehen den Energieversorgern nach Ansicht von goetzpartners zur Verfügung:
- Operative Maßnahmen, die dazu beitragen, den Einfluss in der Beteiligung zu stärken und auszubauen. Dies ist jedoch nur langfristig und mit hohem Managementeinsatz realisierbar.
Beziehungsbildende Maßnahmen wie grüner Strom und E-Mobility, oder das Angebot von Know-how im Bereich FTTH (Fibre to the Home - Glasfasernetze) oder bei der Projektierungsunterstützung im Umfeld der erneuerbaren Energien
Gemeinsame Effizienzmaßnahmen über Dienstleistungsverträge oder Kooperationen. Hierzu zählen Asset Management, Portfoliomanagement für Dritte oder Abrech-nungsdienstleistungen
- Transaktionsmaßnahmen, in erster Linie der Asset Swap. Hier werden z.B. die Minderheitsanteile an der Stadtwerks-Gesellschaft in Mehrheitsanteile an der Netzgesellschaft getauscht.
Nach Einschätzung von goetzpartners werden knapp 50 Prozent der Anteilseigner Transaktionen durchführen, sei es als Asset Swap (über 40 Prozent) oder den Verkauf von Anteilen (5 Prozent). Der Anteil der Stadtwerks-Gesellschaften mit Alleingesellschafter wird sich bis 2020 auf knapp 70 Prozent erhöhen, die Kommunen werden durchschnittlich zu 75 Prozent an den Stadtwerks-Gesellschaften beteiligt sein. "Eine Variante, bei der alle involvierten Akteure auf der Gewinnerseite stehen", so Schermer.
Industry Line Energy/Utilities
goetzpartners begleitet Unternehmen bei ihrem Wandel hin zu erneuerbaren Energien, der Steigerung ihrer Effizienz z. B. durch die Kombination von Wärme und Elektrizität, bei ihren Dezentralisierungsstrategien und auf ihrem Weg hin zur klimaneutralen Nutzung fossiler Brennstoffe. Im Mittelpunkt steht dabei ein integrierter Ansatz, der strategische, operative und transaktionsbezogene Fragestellungen verbindet. Mit seinem tiefen Verständnis der wirtschaftlichen Zusammenhänge gibt goetzpartners Energieerzeugern, Stadtwerken, Investoren und Anlagenherstellern neue Impulse.