Ein Überblick über die wichtigsten Regelungen.
Verspätungszuschläge: Erziehung durch Druckmittel
Verspätungszuschläge sollen die rechtzeitige Abgabe von Steuererklärungen sicherstellen und sind in § 152 der Abgabenordnung (AO) geregelt. Die Festsetzung erfolgt im Ermessen der Finanzverwaltung und berücksichtigt Höhe der Steuerschuld, Dauer der Verspätung sowie den Grad des Verschuldens.
Ein Verspätungszuschlag ist nur zulässig, wenn:
- eine Steuererklärung verspätet oder gar nicht abgegeben wurde,
- es sich um eine erklärungspflichtige Abgabe handelt,
- den Steuerpflichtigen ein Verschulden trifft.
Praxistipp: Bei absehbaren Verzögerungen empfiehlt sich rechtzeitig ein Antrag auf Fristverlängerung – oft genügt ein Anruf beim Finanzamt.
Säumniszuschläge: Automatisch fällig bei verspäteter Zahlung
Säumniszuschläge entstehen automatisch (§ 240 AO), wenn eine festgesetzte Steuer nicht pünktlich bezahlt wird. Anders als beim Verspätungszuschlag ist dabei kein Verschulden erforderlich – das Zuschlagsrecht gilt kraft Gesetz.
Die Voraussetzungen:
- Die Steuer ist festgesetzt.
- Die Zahlung ist fällig.
- Die Zahlung erfolgt nicht rechtzeitig.
Beispiel: Bei einer Steuerschuld von 6.320 Euro, die mit dreimonatiger Verspätung gezahlt wird, entsteht ein Säumniszuschlag von 189 Euro.
Praxistipp: Wer vorübergehend zahlungsunfähig ist, kann eine Stundung nach § 222 AO beantragen. Ein Erlassantrag nach § 227 AO ist bei unverschuldeter Säumnis (z. B. Krankheit) möglich.
Zinsen: Nachzahlung kann teuer werden
Zinsen fallen nur in gesetzlich geregelten Fällen an. Die wichtigsten:
- Erstattungs- und Nachzahlungszinsen (§ 233a AO)
- Stundungszinsen (§ 234 AO)
- Hinterziehungszinsen (§ 235 AO)
- Prozesszinsen (§ 236 AO)
- Aussetzungszinsen (§ 237 AO)
Der Zinslauf bei Nachzahlungen beginnt 15 Monate nach Ablauf des Kalenderjahres, in dem die Steuer entstanden ist. Er endet mit der Bekanntgabe des Steuerbescheids.
Beispiel: Eine Nachzahlung von 8.260 Euro für das Jahr 2008 wird im April 2011 festgesetzt. Die Verzinsung beginnt im April 2010 – für 12 Monate ergeben sich 495 Euro Zinsen.
Steuerliche Behandlung: Nachzahlungszinsen sind nicht absetzbar. Erstattungszinsen hingegen zählen als Kapitalerträge und sind steuerpflichtig – ein Punkt, der aktuell Gegenstand eines Revisionsverfahrens beim Bundesfinanzhof ist (Az. VIII R 1/11).
Praxistipp: Um hohe Nachzahlungszinsen zu vermeiden, können im Vorfeld freiwillige Erhöhungen der Vorauszahlungen beantragt werden.
Fazit: Wer Fristen versäumt oder seine Steuerschuld nicht rechtzeitig begleicht, muss mit empfindlichen Zuschlägen und Zinsen rechnen. Mit etwas Planung, Kommunikation mit dem Finanzamt und gegebenenfalls rechtzeitig gestellten Anträgen lassen sich viele Nebenleistungen vermeiden – und Kosten sparen.