Laut der Deutschen Gesellschaft der Hörgeschädigten e.V. leben in Deutschland Millionen hörgeschädigte Menschen. Die Dunkelziffer wird als sehr groß eingeschätzt. Etwa 300.000 Menschen besitzen aufgrund ihrer Hörschädigung einen Schwerbehindertenausweis. Rund 80.000 von ihnen sind von frühester Kindheit an Gehörlose und beherrschen die Gebärdensprache.
Die Gebärdensprache ist die natürliche Sprache der Gehörlosen. In ihr werden Kombinationen aus Handformen, Handstellung, Ausführungsort und Bewegung sowie Gesichtsausdrücken als sprachliche Zeichen verwendet. Sie beruht nicht auf der gesprochenen Sprache, sondern ist eine selbstständige Sprache mit eigener Grammatik und eigenen Sprachkonventionen, aber ohne Verschriftlichung.
Das macht das Erlernen der Schriftsprache für Gehörlose sehr schwierig. Entsprechend verfügen Gehörlose zumeist nur über sehr begrenzte Schriftsprachkompetenz und können zusammenhängende Texte nur schwer erfassen. Alltag, Ausbildung und vor allem der Berufseinstieg ist für Gehörlose dadurch erheblich schwieriger als für Hörende.
AILB vermittelt Gehörlosen grundlegende schriftsprachliche und mathematische Fertigkeiten sowie berufsrelevantes Wissen, um sie bei der Integration in den ersten Arbeitsmarkt zu unterstützen. Als Sprache der Vermittlung wird die Deutsche Gebärdensprache in Form von Videosequenzen eingesetzt. Neben der individuellen Aneignung von Wissen fördert die geplante Lernplattform auch einen verstärkten Wissensaustausch der Benutzer untereinander. Video-Mailing, gebärdensprachlichen Videokonferenzen und Diskussionsforen unterstützen die Bildung von Online-Lerngruppen und Netzwerken und ermöglichen so Hilfe zur Selbsthilfe innerhalb der Gehörlosengemeinschaft.
"Aus technischer Sicht stellt sich beispielsweise die Frage, wie die Gebärdensprache als Lehr- und Lernsprache am besten im Internet unterstützt werden kann" erläutert der Projektleiter des DESIRE-Teams der RWTH Aachen die Problematik. "Da die Gehörlosen zusammenhängende Texte nur schwer verstehen, bleiben ihnen oft auch die darin eingebunden Hyperlinks unverständlich. Sie können damit nicht navigieren und stecken in einer Sackgasse. Daher bearbeiten wir auch das Thema Hyperlinks in Gebärdensprache und zeigen in München einen Prototypen."
Mit dem entwickelten Autorenwerkzeug können in einem Gebärdensprache-Video Hyperlinks einfach durch Markieren von Start- und Endzeit der gewünschten Sequenz definiert werden. Das Autorenwerkzeug erzeugt daraus einen Container-Flash-Film und eine HTML-Seite, die dann entweder weiter bearbeitet oder direkt auf den Server hochgeladen werden können.
Fraunhofer FIT und das DESIRE-Team der RWTH Aachen zeigen die Anwendung auf dem Jahrmarkt der Wissenschaften auf dem Marienhof in der Münchner Innenstadt. Standplatz: 11