Dr. Markus Nickl, Chef der Sprachberatungsgesellschaft doctima in Erlangen, sieht das Deutsche nicht ganz auf verlorenem Posten. Der Sprachwissenschaftler berät mit 30 Mitarbeitern eine Vielzahl von Unternehmen, wie sie mit dem Medium Sprache umgehen sollen. Für den Sprachprofi ist es keinesfalls eine reine Stilfrage, ob „Sale“ oder „Schlussverkauf“ auf einem Plakat prangt. „Es geht auch nicht um eine pure Abwehrhaltung gegen Fremdwörter, sondern um Verständlichkeit“, sagt Nickl. Ein „Sale“ in einem Geschäft für „Kids“ ist angebracht, ein Herrenausstatter sollte es sich lieber zweimal überlegen, bevor er damit wirbt. Wer MP3-Player verkauft, sollte sie in seinem Online-Shop auch so nennen – mit einer schlechten Lehnübersetzung wäre weder den Kunden noch dem Umsatz gedient. Ein im Bundesverkehrsministerium erarbeiteter „Masterplan Güterverkehr und Logistik“ bringt die Sache eher auf den Punkt als eine deutsche, dafür aber behördensprachliche Formulierung.
Allerdings hat das Denglische seine Grenzen. Nickl warnt davor, mit englischen Begriffen alltägliche Begrifflichkeiten zu überschminken, im Irr-Glauben, damit etwas aufwerten zu können oder sich ein besonders positives Image zu schaffen: „Der Kunde fühlt sich nur akzeptiert, wenn er sich verstanden fühlt. Dafür ist eine gemeinsame Sprache nötig.“ Missverständlich und ärgerlich sind englische Einsprengsel vor allem in Gebrauchstexten und sollten deshalb in Angeboten, Informationsschriften und Handbüchern tunlichst vermieden werden.
Für den Umgang mit englischen Begrifflichkeiten in der Unternehmenskommunikation hat die Sprachberatung doctima fünf Grundregeln aufgestellt:
1. Gibt es für einen Anglizismus eine kurze und gut klingende deutsche Entsprechung, ist Denglisch überflüssig. Eine freundliche Einladung zum Mittagessen wird genauso gerne angenommen wie die Invitation zum Business Lunch.
2. Qualitätsjournalismus als Vorbild: Wie viele englische Fachbegriffe einem Leser zuzumuten sind, hängt von seinen Vorkenntnissen ab. Die Presse macht dies richtig: Tageszeitungen und Fernsehnachrichten kommen ohne Anglizismen aus. In Fachblättern sind eingeführte Begriffe erlaubt.
3. Englisch ist plakativ. Der Umkehrschluss: Je länger und sachlicher ein Text, desto weniger Anglizismen.
4. Kein Anglizismus ohne Erklärung: Die Flatrate mag eingeführt klingen, bleibt aber für viele ohne den Zusatz „Telefonieren und Internet zum Festpreis“ unverständlich. Positiver Nebeneffekt: Wer im Deutschen eine Erklärung nachliefern muss, verzichtet meist gleich auf den Anglizismus.
5. Vorsicht vor „false friends“: Viele englische Begriffe klingen nah am Deutschen, bedeuten aber etwas ganz anderes. Die Liste der falschen Freunde ist lang: Zwischen „A“ (wie „argument“) und „U“ (wie „undertaker“) lauern auf Nicht-Muttersprachler Hunderte solcher Fallstricke. Im Zweifelsfall also lieber einmal zu oft googeln!