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"Wir haben viel auf den Weg gebracht, um die Bildungsqualität zu erhöhen"

Interview mit dem Niedersächsischen Ministerpräsidenten Christian Wulff

(PresseBox) (Hannover, )
Die größte Bildungsmesse im europäischen Raum findet in diesem Jahr in Hannover statt. Wir haben den Ministerpräsidenten des Landes Niedersachsen, Christian Wulff, nach seinen bildungspolitischen Zielsetzungen gefragt. Christian Wulff ist Schirmherr des Weiterbildungs-Innovationspreises (WIP), der am 12. Februar auf der didacta verliehen wird. Der niedersächsische Ministerpräsident wird auch an der Eröffnungsveranstaltung der didacta am 10. Februar teilnehmen.

Herr Ministerpräsident, im vergangenen Jahr haben Sie angekündigt, bis zum Jahr 2013 sollen in Niedersachsen alle drei Kindergartenjahre beitragsfrei gestellt werden. Werden Sie diesen Termin einhalten und was bedeutet das für die Familien/Kindergärten?

Christian Wulff: Die Landesregierung hat frühzeitig erkannt, dass der beitragsfreie Besuch des Kindergartens ein wichtiges Thema ist. Die Elternbeitragsfreiheit ist bildungspolitisch sinnvoll und entlastet die Eltern finanziell deutlich. Niedersachsen hat in einem ersten Schritt 2007 die Beitragsfreiheit für das letzte Kindergartenjahr vor der Einschulung eingeführt. Nach einem Jahr können wir sagen: Es war richtig, dass wir es getan haben: 105 Millionen Euro hat die Landesregierung den Kommunen überwiesen, damit sie die Beitragsfreiheit sicherstellen können. Profitiert haben davon die Eltern von 68 857 Kindern.

Wir werden in dieser Legislaturperiode bis 2013 die Beitragsfreiheit für das zweite und das erste Kindergartenjahr schrittweise ausbauen. Das haben wir als Regierung erklärt und das haben CDU und FDP in ihrer Koalitionsvereinbarung beschlossen. Dazu stehen wir.

Beim aktuellen PISA-E-Vergleich ist Niedersachsen auf einem nur wenig rühmlichen neunten Platz gelandet. Was läuft in Niedersachsen nicht optimal?

Christian Wulff: Die Ergebnisse der Ergänzungsstudie zu PISA 2006, der dritte Ländervergleich, zeigen für Niedersachsen in einigen Bereichen günstige Entwicklungen auf, verweisen in anderen Bereichen aber auf noch vorhandenes Entwicklungspotenzial. In den Naturwissenschaften liegen die Leistungen unserer getesteten Schülerinnen und Schüler über dem OECD-Durchschnitt. Im Vergleich zur ersten PISA-Untersuchung gab es hier eine Verbesserung um 30 Leistungspunkte, was ungefähr einem ganzen Schuljahr entspricht. Insbesondere in Mathematik, aber auch im Lesen fehlen in Niedersachsen herausragende Spitzenwerte. Bundesweit werden Anstrengungen unternommen, um die Lesekompetenz der Schülerinnen und Schüler zu erhöhen. Im Lesen reicht kein deutsches Bundesland an die internationale Spitze heran. Mit dem gemeinsamen Projekt "ProLesen" der Länder, an dem auch Niedersachsen teilnimmt, wird die berechtigte Hoffnung verbunden, die Leseleistungen der Schülerinnen und Schüler nachhaltig verbessern zu können. Die Förderung der Lesekompetenz ist nicht nur Angelegenheit des Deutschunterrichts, sondern Aufgabe aller Fächer. Mit dem Projekt "ProLesen" werden Konzepte und Materialien zur Leseförderung für alle Fächer entwickelt. Wir haben in den letzten Jahren viel auf den Weg gebracht, um die Bildungsqualität in Niedersachsen zu erhöhen. Wir können beobachten, dass diese Maßnahmen vor allem schon in der Grundschule wirken, wie die Ergebnisse der Grundschulstudie Iglu zeigen.

In Niedersachsen wird in diesem Jahr das Berufsgrundbildungsjahr abgeschafft - mit welchen Konsequenzen und Alternativen für die Jugendlichen?

Christian Wulff: Mit der Novellierung des Berufsbildungsgesetzes im Jahr 2005 ist die verpflichtende Anrechnung beruflicher Grundbildung ab dem 1. August 2009 nicht mehr möglich. Daher musste das Niedersächsische Schulgesetz den veränderten Vorgaben angepasst werden. Alternativ können Jugendliche, die bisher ein Berufsgrundbildungsjahr besucht haben, je nach erreichter Abschlussqualifikation folgende Bildungsangebote wahrnehmen: Jugendliche ohne Schulabschluss besuchen künftig die Berufseinstiegsschule. Dies kann wie bisher im Berufsvorbereitungsjahr (BVJ) geschehen. Neu eingerichtet wird die Berufseinstiegsklasse (BEK). In die Berufseinstiegsklasse sollen alle Schülerinnen und Schüler aufgenommen werden, die eine Abschlussklasse des Sekundarbereichs I einer allgemeinbildenden Schule ohne oder mit schwachem Hauptschulabschluss verlassen. Ziel beider Bildungsgänge ist es, den Erwerb des Hauptschulabschlusses und eine Verbesserung der Ausbildungsreife zu ermöglichen.

Zum 1. Januar wurde die Niedersächsische Technische Hochschule - eine enge Zusammenarbeit der technischnaturwissenschaftlichen Fakultäten der TU Braunschweig, der TU Clausthal und der Leibniz-Universität Hannover - gegründet. Eine eher einmalige Kooperation oder wird sich die Hochschullandschaft in Niedersachsen grundlegend ändern?

Christian Wulff: Mit der Niedersächsischen Technischen Hochschule bündeln wir die Exzellenz in den Natur- und Ingenieurwissenschaften. In diesem Sinn ist dieser Zusammenschluss einmalig und hat bundesweiten Vorbildcharakter. Wir sind stolz darauf, uns mit der RWTH Aachen, der ETH Zürich und der TU München messen zu können. Auch in anderen Bereichen wird die Landesregierung wesentliche Veränderungen herbeiführen und Beiträge zur Profilbildung der "Hochschule Niedersachsen" leisten. Niedersachsen wird bereits in wenigen Jahren eine sehr viel differenziertere Hochschullandschaft haben. Eine erfolgreiche "Hochschule Niedersachsen" wird sich nur behaupten können, wenn sie ihre Stärken ausbaut und eine den bisherigen Leistungsschwerpunkten entsprechende Profilierung betreibt. Das Konzept der im Rahmen der Exzellenzinitiative zur Eliteuniversität gekürten Universität Göttingen ist ein eindrucksvolles Beispiel dafür, wie das Label "Forschungsuniversität" einen international anerkannten Stellenwert bekommen kann.

Vor drei Jahren hat Niedersachen eine Agentur für Erwachsenen- und Weiterbildung eingerichtet und sie unter anderem damit beauftragt, bei der Qualitätssicherung und der Weiterbildung der Weiterbildner mitzuwirken. Bestand also dringender Handlungsbedarf?

Christian Wulff: In einer von der Agentur für Erwachsenen- und Weiterbildung aktuell vorgelegten "DreiJahresBilanz" werden die erfolgreiche Arbeit der zurückliegenden Jahre der Multiplikatorenfortbildung in der Erwachsenen-/Weiterbildung und die Sicherung und Entwicklung der Qualität dargestellt. Wegen der hohen Bedeutung der Qualitätssicherung und der Multiplikatorenfortbildung in der Erwachsenenbildung gehören diese Bereiche zu den vorrangigen Aufgaben der Agentur. Sowohl die Qualitätssicherung als auch die Multiplikatorenfortbildung sind unter dem Aspekt "Lebenslanges Lernen" ein Dauerauftrag. Es gab und gibt hier einen permanenten Handlungsbedarf. Allerdings war dies nicht das Hauptmotiv für die Einrichtung der Agentur, sondern die Schaffung einer gemeinsamen Plattform der plural strukturierten Erwachsenenbildung. Die Agentur ist inzwischen als Dienstleister der niedersächsischen Erwachsenen- und Weiterbildung institutionell anerkannt und etabliert.
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