Auf den ersten Blick sieht die Zukunft von NFC sehr rosig aus - Analysten haben vorausgesagt, dass bis 2015 jedes zweite Mobiltelefon NFC-fähig sein wird und dass über NFC Transaktionen in Höhe von 74 Milliarden US-Dollar abgewickelt werden[ii]. Trotz dieser beeindruckenden Vorhersagen ist es aber noch ein langer Weg bis mobile Zahlungen auch nur in die Nähe von den Umsätzen kommen, die bar oder per Kreditkarte gemacht werden.
Momentan haben noch die wenigsten Verbraucher ein Endgerät, das das kontaktlose Bezahlen unterstützt. In 2011 wurden weltweit nur 30 Millionen NFC-fähige Mobiltelefone verkauft - ein Bruchteil der insgesamt 1,6 Milliarden verkauften Endgeräte[iii]. Zusätzlich wird sicherlich auch ein Teil der Besitzer eines NFC-fähigen Telefons gar nicht wissen, dass das Gerät diese Funktionalität besitzt oder haben auch gar nicht das Bedürfnis diese zu nutzen.
Außerdem gibt es erst vereinzelt Geschäfte, die NFC-Reader bereitstellen. Diese akzeptieren normalerweise nur geringe Beträge und limitieren meist auch die Anzahl der Transaktionen für mobile Zahlungen - ein weiteres Hindernis für die Durchsetzung.
Es vollzieht sich aber ein Wandel: Verstärkt kündigen Mobilfunk-Anbieter Pläne an, die NFC-Transaktionen möglich machen. Unterstützt wird der Prozess mittlerweile auch von Zahlungsanbietern wie Visa und Paypal, die auf den Zug aufspringen. Zwar ist das einerseits sehr lobenswert, andererseits wurde jedoch bisher zu wenig dafür getan, den Kunden die Flexibilität zu bieten, die sie sich für mobile Bezahlungssysteme wünschen. Vor den Bedenken über die Sicherheit oder das Serviceangebot ist das momentan der Hauptgrund für die schleppende Entwicklung in der Branche.
Es klingt vielleicht offensichtlich, aber für Kunden ist es unglaublich wichtig, dass mobile Zahlungssysteme ausreichend Flexibilität bieten. Im jetzigen Stadium schreibt ihnen die Industrie genau vor, wie sie ihr Guthaben aufladen und für Einkäufe zu zahlen haben. Stattdessen sollten wir aber versuchen, uns daran zu orientieren, wie Kunden ihr Geld managen wollen - egal ob sie ihre Einkäufe per EC-, Kreditkarte oder beispielsweise per Abbuchung über die monatliche Handyrechnung begleichen.
Betrachten Anbieter die Erwartungen von Kunden an mobile Zahlungssysteme und entwickeln sie dann entsprechende Dienste, kann sich NFC wesentlich schneller verbreiten und die Branche das System eventuell in bestehende Bezahldienste integrieren. Wenn Netzwerkbetreiber und Zahlungsanbieter jedoch weiter vorschreiben, wie mobile Zahlungen getätigt werden sollen, wird NFC in den Kinderschuhen bleiben.
Über den Autor
Hwan Chung ist Geschäftsführer bei Danal CS&F mit Hauptsitz in Amsterdam. Danal bietet ein umfassendes Portfolio von innovativen Mobile Payment-Lösungen für Konsumenten, Händler, Carrier und Finanzinstitutionen. Bevor Chung bei Danal angefangen hat, war er von 2001 bis 2009 Senior Vice President der 4G Wireless-Abteilung bei Samsung Electronics. Während der 90er Jahre war er zudem als Vice President für das Übersee-Geschäft der südkoreanischen Telekom tätig. Chung besitzt
Source: Frost & Sullivan, 31 January 2011: http://www.frost.com/...
[ii] Source: Juniper Research, 8 March 2012: http://www.juniperresearch.com/...
[iii] Source: Strategy Analytics, 26 January 2011: http://www.strategyanalytics.com/...